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Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)

Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)

Titel: Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)
Autoren: Lena Seidel , Simone Singer
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nervenzerfetzend werden würden. Tatsächlich tigerte er durch die schroffe, lavaüberzogene Felsenlandschaft, in der er seinen Wohnsitz hatte. Er hatte damals absichtlich einen Platz gewählt, der von der nächsten Ortschaft, wenn man es so nennen mochte, ein wenig entfernt lag, um die Möglichkeit zu haben, allein zu sein, wenn ihm danach war. Jetzt verfluchte er die selbst gewählte Einsamkeit, weil ihn kaum etwas abzulenken vermochte, doch er wagte auch nicht, sich zu einem seiner Freunde zu teleportieren, weil er befürchtete, dann eine Nachricht von Decarabia zu verpassen. Die Unruhe in ihm nahm unerträgliche Ausmaße an – und er war von Natur aus nicht allzu geduldig. Zu allem Überfluss hörte er auch von Decarabia nichts mehr. Entweder hatte sie Wichtigeres zu tun oder sie hatte Morten schlicht und ergreifend verloren. Beides keine Aussichten, die Seere ruhiger werden ließen.
     
    – —
     
    Morten fuhr mit dem Lift bis ganz nach oben, wobei er das letzte Stockwerk dann noch zu Fuß gehen musste, um zu der Wohnungstür zu gelangen, hinter der sein Zielobjekt lag. Auf dem Weg dorthin wurde er den Blumenstrauß ebenso in einer Müllklappe los wie die Shorts, das Shirt und die Kappe, und stand dann endlich vor der Wohnung, die sein Ziel war. Insgeheim hatte er damit gerechnet, dass Leonards Angaben bezüglich des Schlosses falsch wären und er eine Schlüsselkarte oder einen Code bräuchte, um in die Wohnung zu gelangen. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich solche Fehler in seine Aufträge einschlichen. Stattdessen fand er ein reichlich altmodisches Schloss vor, das sich mit einem einfachen Dietrich öffnen ließ.
    Morten schüttelte den Kopf über so viel Leichtsinn, auch wenn ihm das die Arbeit nun erheblich erleichterte. Zwar hatte er für alle Fälle ein kleines Gerät dabei, mit dem er jedes elektronisch gesicherte Schloss ziemlich rasch knacken konnte, doch das hätte nur unnötigen Zeitverlust bedeutet. Für die komplette Aktion hatte Morten insgesamt fünf Minuten eingeplant, nachdem Leonard ihm den Standort des Tresors und sogar die Kombination für dessen Verriegelung zur Verfügung gestellt hatte. Rein, Tresor öffnen, den Schmuck holen, auf die Dachterrasse und von dort über das Geländer in die Nacht verschwinden – eine Sache von höchstens fünf Minuten. Siegessicher gab Morten der Tür einen kleinen Stoß, die daraufhin unhörbar in ihren Angeln aufschwang.
    Er sah sich noch einmal lauernd um, entdeckte auf dem Hausgang jedoch nichts Ungewöhnliches. Auch keine Geräusche waren zu hören, die für einen solchen Riesenbunker nicht normal gewesen wären. Leise, wie auf Katzenpfoten, schlüpfte Morten durch die Tür und drückte sie mit einem kaum vernehmbaren ‚Klick‘ wieder ins Schloss.
    Es war dunkel in der Wohnung, allerdings nicht so dunkel, dass Morten sich nicht hätte orientieren können, vor allem, nachdem er den Grundriss genauestens studiert hatte. Sieben Schritte geradeaus, dann links durch den Rundbogen ins Wohnzimmer. Vierzehn Schritte bis zur gegenüberliegenden Wand, in der, hinter einem Bild, der Tresor versteckt war. Morten hatte die Augen verdreht, als er begriffen hatte, dass sein Opfer wirklich sämtliche Klischees so erfüllte, dass es schon fast lachhaft war. Er schlich sich mit seiner Infrarotbrille durch den Raum, darauf achtend, nicht in eine Laserfalle zu tappen und den Alarm auszulösen – doch nichts dergleichen geschah. Langsam beschlich ihn das Gefühl, dass das hier zu einfach war. Aber er würde sich sicher nicht über einen so leichten Job beschweren ...
    Morten klappte das Bild zur Seite, holte aus seinem Gürtel eine kleine Stablampe heraus und beleuchtete damit kopfschüttelnd die veralteten Zahlenräder des Safes. Ehrlich, das war lächerlich und auch entwürdigend. Für so etwas brauchte Leonard keinen Meisterdieb, jeder kleine Einbrecher hätte es geschafft, das Amulett zu stehlen.
    Der Tresor war offen und Morten griff nach dem unscheinbaren schwarzen Kästchen, von dem er wusste, was es beinhaltete. Zur Sicherheit klappte er die Schatulle auf und betrachtete kurz das goldene Medaillon. Es war uralt, wie er auf den ersten Blick feststellen konnte, und wunderschön, hervorragend gearbeitet und reich verziert.
    Er nahm das flache, etwa handtellergroße Schmuckstück heraus und verstaute es in einer Tasche an der Seite seines Rucksacks. So konnte er es unter keinen Umständen verlieren und es behinderte ihn auch nicht bei seiner Flucht. Die er
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