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Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit
Autoren: Terry Pratchett
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Verschwörer? Und so weiter. Ich muss darüber Bescheid wissen.«
    »Manche Dinge sind mir ein Rätsel«, sagte William. »Wie dem auch sei: Du weißt jetzt genug, um Lord Vetinari auf freien Fuß zu setzen.«
    »Ich muss noch mehr erfahren.«
»Aber nicht von mir.«
»Ich bitte dich, Herr de Worde. Wir sind auf der gleiche Seite!« »Nein. Wir stehen auf zwei verschiedenen Seiten, die nur rein zufällig
    Seite an Seite liegen.«
    »Herr de Worde, vor einer Weile hast du einen meiner Wächter angegriffen. Ist dir eigentlich klar, in welchen Schwierigkeiten du steckst?«
    »Ich hätte etwas Besseres von dir erwartet, Herr Mumm«, sagte William. »Willst du etwa behaupten, ich hätte einen Wächter in Uniform angegriffen? Einen Wächter, der sich mir gegenüber identifiziert hat?«
    »Sei vorsichtig, Herr de Worde.«
»Ein Werwolf hat mich verfolgt, Kommandeur. Ich habe ihm… Unannehmlichkeiten bereitet, um zu entkommen. Möchtest du in aller Öffentlichkeit darüber reden?«
    Ich spiele einen arroganten, verlogenen, hochnäsigen Mistkerl, dachte William. Und ich spiele ihn verdammt gut.
»Du lässt mir keine andere Wahl, als dich zu verhaften, weil…«
    »Ich verlange einen Anwalt«, sagte William.
»Ach? Und an wen hast du mitten in der Nacht gedacht?« »An Herrn Schräg.«
» Schräg ? Und du glaubst, er kommt wegen dir hierher?«
»Ich glaube es nicht, ich weiß es.«
»Und weshalb bist du da so sicher?«
»Ich bin es einfach. Vertrau mir.«
»Komm schon«, sagte Mumm und lächelte. »Dies ist doch gar nicht
    nötig. Es ist die Pflicht eines jeden Bürgers, der Wache zu helfen.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte William. »Ich weiß nur, dass die Wache das glaubt. Ich habe es nie irgendwo niedergeschrieben gesehen. Übrigens wusste ich gar nicht, dass die Wache befugt ist, unschuldige Leute zu bespitzeln.«
    Mumms Lächeln erstarrte.
»Es geschah zu deinem eigenen Besten«, knurrte der Kommandeur.
    »Ich wusste gar nicht, dass dir Entscheidungen darüber zustehen, was zu meinem Besten ist.«
    Diesmal gewann Mumm einen kleinen Preis. »Ich lasse mich ebenfalls nicht manipulieren«, sagte er. »Aber ich habe Grund zu der Annahme, dass du Informationen über ein schweres Verbrechen zurückhältst, und das ist ein Vergehen. Ein solches Verhalten verstößt gegen das Gesetz.«
    »Herrn Schräg fällt dazu bestimmt etwas ein. Ich wette, es gibt Präzedenzfälle. Er wird irgendeine Sache finden, die Hunderte von Jahren alt ist. Die Patrizier haben immer viel von Präzedenzfällen gehalten. Herr Schräg wird suchen und suchen. Jahrelang, wenn es nötig sein sollte. Dadurch wurde er zu dem, was er heute ist. Indem er nie aufgab.«
    Mumm beugte sich vor. »Unter uns und ohne dein Notizbuch«, murmelte er. »Herr Schräg ist ein verschlagener toter Mistkerl, der mit dem Gesetz macht, was er will.«
    »Ja«, bestätigte William. »Und er ist mein Anwalt. Das garantiere ich.« »Warum sollte sich Herr Schräg für dich einsetzen?«, fragte Mumm und musterte William aufmerksam.
    »Weil ihm die Gerechtigkeit am Herzen liegt. Schickst du nun jemanden, um ihn zu holen? Wenn nicht, musst du mich gehen lassen.«
    Mumm wandte den Blick nicht von William ab, als er das Sprachrohr vom Haken an der Seite des Schreibtischs löste. Er pfiff hinein und hob es ans Ohr. Ein seltsames Geräusch ertönte. Es klang nach einer Maus, die am anderen Ende eines Abflussrohrs um Gnade winselte.
    »Jata wippsie poitl swup?«
    Mumm hielt sich das Sprachrohr vor den Mund. »Jemand soll Herrn de Worde zu den Zellen bringen«, sagte er.
»Swiddel jumjumpwipwip?«
    Mumm seufzte und hängte das Sprachrohr wieder an den Haken. Dann stand er auf und öffnete die Tür.
    »Fred, lass Herrn de Worde von jemandem zu den Zellen bringen«, rief er. »Ich nehme dich zunächst einmal in Schutzhaft«, fügte er an Williams Adresse gerichtet hinzu.
    »Und vor wem soll mich die Haft schützen?«
    »Nun, ich persönlich spüre das dringende Verlangen, dir einen Satz warme Ohren zu verpassen«, sagte Mumm. »Und vermutlich gibt es andere Leute, die nicht über meine Selbstbeherrschung verfügen.«
    Ruhe und Frieden erwarteten William in seiner Zelle. Das Bett war echt bequem. Graffiti bedeckten die Wände, und er vertrieb sich die Zeit damit, die Rechtschreibfehler zu korrigieren.
    Nach einer Weile wurde die Tür wieder aufgeschlossen. Ein Wächter eskortierte William mit steinerner Miene zurück zu Mumms Büro.
    Herr Schräg befand sich dort und nickte William gelassen
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