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Die Voegel

Die Voegel

Titel: Die Voegel
Autoren: Daphne Du Maurier
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Verlöschen, es fielen keine verkohlten Vogelleichen mehr herab. Er stieß mit seinem Feuerhaken so hoch hinauf, wie es nur ging, and aber nichts mehr. Der Schornstein war frei. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Los, Jill«, sagte er, »bring mir ein bisschen Spaltholz. Jetzt machen wir ein gemütliches Feuer an.« Das Kind wagte sich jedoch nicht in seine Nähe. Es starrte auf den Haufen versengter Vögel.
    »Hab keine Angst«, sagte er, »sobald das Feuer tüchtig brennt, schaff ich sie in den Gang hinaus.«

    Die Gefahr, dass die Vögel durch den Schornstein eindrangen, war gebannt.
    Sie konnte sich nicht wiederholen, wenn er das Feuer Tag und Nacht brennen ließ.
    Morgen muss ich mehr Brennmaterial vom Hof holen, dachte er, dies bisschen hier reicht nicht lange. Ich werde es schon schaffen. Wenn erst Ebbe ist, kann ich alles erledigen. Kann alles besorgen, was wir brauchen, wenn erst die Flut zurückgegangen ist. Wir müssen uns nur anpassen, das ist alles.

    Sie tranken Tee und Kakao und aßen Butterbrote. Nur noch ein halber Laib Brot übrig, stellte Nat fest. Tat nichts. Sie würden durchkommen.
    »Aufhören!«, rief der kleine Johnny und wies mit seinem Löffel nach dem Fenster. »Aufhören, ihr dummen Vögel!«
    »So ist's richtig«, meinte Nat lächelnd. »Wir wollen von diesem frechen Pack nichts mehr wissen, was? Haben es jetzt satt.«
    Nun jubelten sie, wenn sie das Aufschlagen eines gestürzten Vogels hörten.
    »Schon wieder einer«, rief Jill, »der muckst sich nicht mehr!«
    »Ja, den hat's erwischt«, sagte Nat, »ein Quälgeist weniger.«
    So musste man die Sache ansehen. Das war die richtige Einstellung. Falls sie bis sieben Uhr, wenn die Nachrichten kamen, so durchhielten und nicht den Mut sinken ließen, dann war schon etwas gewonnen.

    »Spendier uns eine Zigarette«, sagte er zu seiner Frau, »ein bisschen Tabaksqualm wird den Gestank von versengten Federn schon vertreiben.«
    »Es sind nur noch zwei da«, sagte sie, »ich wollte dir morgen im Konsum ein Päckchen kaufen.«
    »Gib mir eine«, sagte er, »die andere sparen wir für einen Regentag.«
    Es hatte keinen Sinn, die Kinder schlafen zu legen. Solange das Kratzen und Klopfen an den Fenstern weiterging, war nicht an Ruhe zu denken. Sie saßen auf den Matratzen, eingehüllt in die Wolldecken. Nat hatte einen Arm um Jill, den anderen um seine Frau, die Johnny auf dem Schoß hielt, gelegt.
    »Man muss diese Kerle doch bewundern«, sagte er, »sie sind hartnäckig. Man sollte meinen, sie hätten das Spiel jetzt satt, aber keine Rede davon.«

    Es war schwer, Bewunderung zu heucheln. Das Pochen ging weiter, immer weiter, ein neues, ratschendes Geräusch ertönte; es klang, als hätten jetzt schärfere Schnäbel die anderen abgelöst. Er versuchte, sich an die Namen von Vögeln zu erinnern, versuchte herauszufinden, welche Arten wohl jetzt an der Arbeit sein könnten. Es war nicht das Hacken des Spechts. Das klänge leichter, rascher. Dieses Hacken hörte sich bedrohlicher an; wenn es andauerte, würde das Holz ebenso splittern wie das Glas. Da fielen ihm die Habichte ein. Hatten die Habichte vielleicht die Möwen abgelöst? Hockten jetzt auf dem Fenstersims vielleicht Bussarde, die außer den Schnäbeln auch ihre Klauen gebrauchten? Habichte, Bussarde, Sperber und Falken; er hatte nicht an die Raubvögel gedacht, hatte die Kraft ihrer Klauen vergessen. Noch drei Stunden! Und während der ganzen Zeit das Geräusch splitternden Holzes, das Reißen der Klauen.

    Nat sah sich um und überlegte, welches Möbelstück er opfern könne, um die Tür zu verstärken. Die Fenster waren durch den schweren Schrank gesichert. Aber auf die Tür war kein Verlass. Er ging nach oben, als er aber den Treppenabsatz erreicht hatte, blieb er stehen und lauschte. Ein leises Schlagen und Klatschen gegen den Fußboden im Kinderzimmer. Die Vögel waren durchgebrochen ...
    Er legte sein Ohr an die Tür. Es war kein Irrtum. Er konnte das Rascheln der Flügel hören, ein suchendes Huschen über den Fußboden. Noch war das andere Schlafzimmer frei. Er ging hinein und begann die Möbel herauszuschleppen und sie vor der Tür des Kinderzimmers aufeinander zu stapeln.
    »Komm herunter, Nat! Was machst du denn da?«, rief seine Frau.
    »Es dauert nicht lange«, rief er. »Ich sehe hier oben nur mal nach dem Rechten.«
    Er wollte verhindern, dass sie heraufkäme. Wollte nicht, dass sie das Tappen von Vogelfüßen im Kinderzimmer hörte, das Fegen von Flügeln an der
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