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Die Voegel

Die Voegel

Titel: Die Voegel
Autoren: Daphne Du Maurier
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kein Laut.
    »Ich habe es auf der ganzen Skala versucht«, sagte sie, »auch ausländische Stationen, eine nach der anderen. Ich kriege nichts.«
    »Vielleicht haben sie dort dieselben Sorgen«, sagte er, »vielleicht ist es überall in ganz Europa dasselbe.«

    Sie schöpfte ihm einen Teller voll Suppe aus Triggs Konservendosen. Schnitt ihm eine dicke Scheibe von Triggs Brot und strich ihm ein wenig Bratenfett darauf.
    Sie aßen schweigend. Ein Fetttropfen rann Johnnys Wangen und Kinn hinab und fiel auf den Tisch.
    »Benimm dich, Johnny«, sagte Jill, »du musst endlich lernen, dir den Mund abzuwischen.«

    Da begann wieder das Pochen an den Fenstern, an der Tür. Das Rascheln und Schubsen, das Drängen und Stoßen nach Platz auf den Gesimsen. Der erste dumpfe Aufschlag der selbstmörderischen Möwen auf den Stufen.
    »Ob Amerika uns nicht helfen kann?«, fragte seine Frau. »Sie sind doch immer unsere Verbündeten gewesen, nicht wahr? Amerika wird sicherlich etwas unternehmen.«
    Nat antwortete nicht. Die Bretter vor den Fenstern waren dick genug, die über dem Schornstein auch. Das Häuschen war voller Vorräte, Brennstoff und allem, was sie für die nächsten Tage brauchten. Nach dem Essen würde er alle Sachen verstauen, alles ordentlich wegpacken, übersichtlich ordnen und griffbereit hinlegen. Frau und Kinder konnten ihm dabei helfen. Sie mussten sich tüchtig müde arbeiten, bis die Ebbe ein Viertel vor neun einsetzte; dann würde er sie auf die Matratze packen, damit sie bis drei Uhr morgens fest und tief schliefen.
    Für die Fenster hatte er sich etwas Neues ausgedacht; vor den Brettern wollte er Stacheldraht befestigen. Er hatte eine große Rolle vom Gehöft mitgenommen.
    Unangenehm war nur, dass er in der Dunkelheit arbeiten musste, während der Ruhepause zwischen neun und drei. Schade, dass er nicht früher daran gedacht hatte. Immerhin, wenn nur Frau und Kinder schlafen konnten.
    Jetzt waren die kleineren Vögel wieder an den Fenstern. Er merkte es an dem leichteren Picken ihrer Schnäbel, dem weicheren Streifen der Flügel. Die Habichte kümmerten sich nicht um die Fenster. Sie richteten ihre Angriffe nur auf die Tür.
    Er lauschte dem Splittern von Spänen und überlegte, wie viel jahrmillionenalte Erinnerungen in diesen kleinen Gehirnen, hinter diesen hackenden Schnäbeln, in diesen stechenden Augen aufgespeichert lagen, die die Vögel nun dazu trieben, mit der flinken Präzision von Maschinen über die Menschheit herzufallen.
    »Ich rauche jetzt meine letzte Zigarette«, sagte er zu seiner Frau, »zu dumm, es ist das Einzige, was ich vergessen habe mitzubringen.«
    Er griff nach dem Päckchen und drehte das stumme Radio an. Dann warf er die leere Hülle ins Feuer und sah zu, wie sie verbrannte.
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