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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis
Autoren: Victoria Hanley
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scheinen immer zu blühen, dachte Indol und versuchte, seinen Neid zu verbergen, als er den Weinbrand einschenkte. Zu seinem Ärger schienen alle seine Diener verschwunden zu sein. Nun sah er sich gezwungen, so zu tun, als habe er ein Treffen mit Morlen unter vier Augen angeordnet. Indol, der die abergläubischen Fantasien seiner Sklaven verachtete, wusste genau, was über Morlen geflüstert wurde: „Wenn er dir in die Augen sieht, kann er deine Gedanken lesen. Wenn er dir in die Augen sieht, verfolgt er dich bis ans Lebensende in deinen Träumen." Sicher, das war Unsinn, trotzdem bemerkte Indol, dass er dem scharfen Blick seines Gastes auswich.
    Die Verhandlungen liefen schlecht. Erst kürzlich hatte Morlen die Landungsbrücke in Mantedi erworben, über die Indol Wein nach Sliviia einführte. Ich hätte bereits vor zehn Jahren einen Pier in Mantedi kaufen sollen. Morlen wollte nicht nur die Gebühren für die Nutzung des Piers erhöhen, sondern hatte Indol auch zu verstehen gegeben, dass er einige seiner Sklaven erwerben wollte.
    „Nun gut, Lord Morlen", sagte Indol, „wenn Ihr so auf Maeve besteht, werde ich Euer Angebot über fünfzig Delans akzeptieren und Euch Devin noch dazugeben."
    „Um mir diese Laune zu gönnen, habe ich mich auf einen maßlos erhöhten Preis eingelassen, Herr." „Ihr müsst großen Gefallen an ihr gefunden haben." Indols Magen schmerzte, und er versuchte, ihn unauffällig zu massieren.
    „Wofür habt Ihr sie aufgespart, Lord Indol? Wolltet Ihr eine Sentesan aus ihr machen?"
    Indol mochte nicht zugeben, wie sehr ihn die Herkunft des Mädchens bekümmerte. Zuweilen hatte er daran gedacht, sie bei Volljährigkeit wieder in den Adelsstand zu versetzen. Dies allerdings hätte Lord Hering tief beleidigt, denn er hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass er von seiner Tochter und ihrem Kind nichts mehr wissen wollte. Und Lord Hering gehörte zu den Vertrauten des Kaisers. So hatte Indol Maeve zur Arbeit im Badehaus eingesetzt, wo sie einigermaßen gut behandelt wurde und ihr kein Übel widerfuhr. Ich habe versucht, sie aus meinem Gedächtnis zu streichen, und jetzt ist es zu spät. „Mir misshagte die Vorstellung, Lord Herings Enkelin zu den Sentesans zu schicken."
    Morlen schaute interessiert auf. „Die Enkelin eines Lords?"
    Ja. Ihre Mutter ist die Tochter von Lord Hering." „Wirklich? Und was ist aus der Mutter geworden?" Lord Indol rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl. „Ihr Vater verunstaltete ihr Gesicht und schickte sie in die Sklaverei. Ich kaufte sie aus Barmherzigkeit, denn sie war einst Lila die Schöne gewesen." Indol wünschte, er könnte seine Gedanken im Zaum halten. Und seine Zunge. Er hatte nicht beabsichtigt, Morlen von Lila zu erzählen.
    „Verunstaltete ihr Gesicht. Welches schweren Vergehens hatte sie sich schuldig gemacht? Hatte sie einen Liebhaber?" Indol nickte. „Sieht Maeve ihrer Mutter ähnlich?"
    „Lilas Schönheit ist vollständig verwelkt. Maeve ähnelt ihrer Mutter aus früheren Jahren, allerdings war Lila hell wie Milch, wogegen Maeve, wie Ihr sicher bemerkt habt, einen goldenen Hautton hat. Und ihre Augen, natürlich ... sie sind sehr ungewöhnlich." „Das stimmt. Vom Vater?" „Ihr Vater ist unbekannt."
    Morlens graue Augen verengten sich. „Das Mädchen weiß nicht, wer ihr Vater ist?"
    Indol schüttelte den Kopf. „Lila weigerte sich, ihn anzugeben."
    Jede Mutter würde das ihrer Tochter doch sagen?" Morlen zog seine schmalen Lippen zurück und entblößte eine weiße Zahnreihe. „Nun, da wir uns über den Rauf einig sind, gelingt es mir vielleicht, das Geheimnis herauszufinden."
    Indol nickte gequält und hätte am liebsten den Verkauf rückgängig gemacht. „Ich werde meinen Sekretär anweisen, die Dokumente morgen fertig zu machen." „Heute."
    „Verehrter, nehmt noch einen Weinbrand. Ich lade Euch ein, bis morgen zu bleiben." Indol meinte, an seinen Worten ersticken zu müssen. „Ich danke Euch und nehme Eure Gastfreundschaft an. Die Dokumente jedoch möchte ich noch heute Abend, damit ich morgen in aller Frühe mit meinem neuen
    Besitz abreisen kann. Ich habe einen langen Weg vor mir."
    „Wie Ihr wünscht." Indol unterdrückte seinen Hass und versuchte daran zu denken, wie viele seltene fremdländische Weine und Skulpturen ihm die fünfzig Delans einbringen würden. Es war wirklich ein maßloser Preis.
    Lord Indols Sekretär war gekommen und wieder gegangen. Das leise Kratzen eines Federkiels auf Pergament verriet Maeve, dass die
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