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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels
Autoren: Joseph Gelinek
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der allmählich Gewissensbisse bekam, weil er mit seinem Sohn in dieses Konzert gegangen war und ihn anschließend in Ermittlungen mit hineingezogen hatte.
    »Am besten, wir verschwinden so schnell wie möglich«, schlug Elena vor. »Hier ist alles voller Polizisten, und Gregorio hat das Ganze doch ziemlich mitgenommen.«
    »Gregorio«, sagte der Inspector sanft. »Was hier passiert ist, ist schrecklich. Aber derjenige, der das getan hat, wird dafür büßen, hörst du? Ein Freund von mir, Inspector Salvador,«, log Perdomo, »leitet die Ermittlungen, und er ist einer der besten Ermittler bei der Kriminalpolizei.«
    Perdomo musste zugeben, dass sein Kollege trotz seines schwierigen Charakters ein kompetenter Polizist war, der in seiner Zeit beim Rauschgiftdezernat durchaus Erfolge zu verbuchen gehabt hatte.
    Der Junge fragte: »Warum, Papa? Warum haben sie sie getötet?«
    »Das werden wir herausfinden, darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Dann fiel Perdomo die Geige wieder ein, nach der Elena hatte sehen wollen.
    »Es waren nur noch der Geigenkasten und der Bogen da«, informierte sie. »Die Geige ist weg.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Weiß jemand von Ihnen, was für ein Instrument Larrazábal spielte?«
    »Stradivari«, sagte Roskopf und machte eine Geste, die besagte: »Ein teures Stück.«
    »Sie haben den Geigenkasten doch nicht angefasst, oder?«
    »Er war offen«, sagte Elena, »deshalb brauchte ich nichts anzufassen. Ich konnte sowieso nur einen kurzen Blick darauf werfen, dann kam schon die Polizei und hat mich auf den Korridor geschickt.«
    Da trat ein uniformierter Polizist zu ihnen und sagte: »Sie befinden sich hier innerhalb des abgesperrten Bereichs. Ich muss Sie bitten, zu gehen.«
    »Sie haben recht, Agente«, sagte Perdomo. »Wir wollten sowieso gerade aufbrechen.« Dann wandte er sich an Elena und fragte: »Gibt es hier in der Nähe irgendwo ein Lokal, wo wir uns unterhalten können, bevor wir alle nach Hause gehen?«
    Elena nannte ein paar Namen und sagte: »Aber geben Sie mir noch eine Minute, ich muss meine Posaune holen. Das ist vielleicht ein Riesenkoffer, du wirst staunen, Gregorio.« Dann wandte sie sich an den Tubaspieler: »Georgy, kommst du auch mit?«
    Der Russe nickte und zog ebenfalls los, um seinen Instrumentenkoffer zu holen, der noch größer war als der seiner Kollegin.

    Als die vier schließlich hinaus auf den Platz vor dem Auditorio gehen wollten, verstellten ihnen zwei Uniformierte den Weg. Perdomo hielt ihnen seine Dienstmarke entgegen und dachte, sie würden sie daraufhin durchlassen. Doch einer der Beamten sagte: »Tut mir leid, Inspector, aber es wurde ein sehr wertvolles Instrument gestohlen, und wir haben Anweisung, alle zu durchsuchen.« Perdomo hob scherzhaft die Arme, um sich abtasten zu lassen, doch der Polizist wendete sich seinen Begleitern zu.
    »Würden Sie bitte Ihre Instrumentenkoffer öffnen?«
    Die Posaunistin und der Tubaspieler legten beide ihre Koffer auf den Boden, gingen in die Knie und öffneten die Verschlüsse.
    »Hier ist die Geige nicht, wie Sie sehen«, bemerkte Elena Calderón gereizt. »Können wir jetzt gehen?«
    Die beiden Beamten sahen sie ungerührt an.
    »Nehmen Sie die Instrumente aus den Koffern«, forderte einer von ihnen die Musiker auf.
    »Ist doch lächerlich«, protestierte der Tubaspieler.
    Doch seine Beschwerde nützte nichts. Beide Musiker sahen sich gezwungen, zu gehorchen, und die Polizisten schnüffelten in sämtlichen Fächern und klopften mit den Knöcheln gegen die Wände der Koffer, um sich zu vergewissern, dass es keine doppelten Böden gab. Als sie zufriedengestellt waren, sagte der Polizist, der das Reden übernahm, dem Russen, der seine Tuba noch nicht wieder verstaut hatte: »Was für ein Klotz. Muss man sehr feste blasen, um da einen Ton rauszubekommen?«
    »Führ es ihnen vor, Georgy«, sagte Elena Calderón.
    Doch der Russe stieß nur ein Grunzen aus und legte das riesige Instrument zurück in den Koffer.
    »Sie können jetzt durch«, sagte der Polizist schließlich. »Und verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten. Wir befolgen nur unsere Anweisungen.«
    Die vier gingen eilig hinaus.
    Draußen drehte Perdomo sich um und warf einen letzten Blick auf den Schauplatz des Verbrechens. Im ersten Stock der Nordfassade des Auditorio waren mehrere große Fenster. An einem davon war die Gardine ein Stück zurückgeschoben und gab den Blick frei auf die rundliche Gestalt Joan Lledós, der sie mit ausdrucksloser Miene beobachtete,
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