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Die verzauberten Frauen

Die verzauberten Frauen

Titel: Die verzauberten Frauen
Autoren: Berndt Schulz
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Sekundenschnelle einen der LKA-Beamten in ihm, der ihn mit zwei Kollegen aufgesucht hatte.
    »Holen Sie den Stuhl her und setzen Sie sich.«
    Das war’s dann, durchfuhr es Velsmann. Verzeih mir, mein Sohn. Aber ich habe es zumindest versucht.
    Und dann dachte er noch etwas: Es gibt kein göttliches Verhängnis. Es gibt nur unbelehrbare Menschen.

    Karen Breitenbach hatte überlegt, zwei und zwei zusammengezählt und Andrea Velsmann angerufen. Sie erklärte ihr die Lage. Andrea, ohnehin höchst beunruhigt darüber, dass »ihre beiden Männer« verschwunden waren, berichtete von ihren Wahrnehmungen der letzten Tage. Beide Frauen kamen überein, dass rundherum etwas faul war.
    »Ich rufe die Kripo Wiesbaden an«, sagte Breitenbach resolut. »Ihr Mann, Frau Velsmann, hat mich einst gelehrt, dass es Zeiten zum Nachdenken gibt und Zeiten zum Handeln. Jetzt müssen wir etwas tun.«
    »Aber das kann ich doch veranlassen«, sagte Andrea. »Wir sind hier ja näher dran.«
    »Nein, das mache ich. Ich kann schneller etwas in die Wege leiten. Außerdem fühle ich mich in gewisser Weise verantwortlich. Ich habe Ihren Mann auf Jane Porethe angesetzt, obwohl er das ganz anders sieht. Ich hatte das Gefühl, er bräuchte eine Therapeutin. Aber dass sich alles so entwickelt, das konnte ich nicht ahnen. Wer immer sich jetzt da in Bewegung setzt, ihr Mann hat ihn, ohne es zu ahnen, im Schlepptau zu Porethe gezogen.«
    »Er sagte zu mir, Porethe habe sich zuerst bei ihm gemeldet, sie war es, die den Kontakt zu ihm suchte.«
    »Sei es, wie es sei! Jetzt müssen wir schnell handeln.«
    »Ich fahre nach Assmannshausen, wir haben ja zwei Autos«, schlug Andrea vor.
    »Nein, lassen Sie das! Wenn die Dinge so liegen, wie Ihr Mann mir andeutete, dann kann das sehr ungemütlich werden. Bleiben Sie bitte unbedingt zu Hause. Ich schlage vor, Sie öffnen auch nicht, wenn es klingelt. Ich schicke einen Beamten zu Ihrem Haus, der es unauffällig observiert. Bleiben Sie in der Nähe des Telefons. Ich kümmere mich um alles!«
    »Also gut«, sagte Andrea resigniert. »Beeilen Sie sich bitte, um Gottes Willen!«
    Breitenbach beendete das Gespräch.
    Dann rief sie eine Nummer in Wiesbaden an, unter der immer jemand zu erreichen war.

    Hinter der verbogenen Sonnenbrille, die der Mann trug, obwohl die Gläser Risse hatten, konnte Velsmann keine Augen erkennen. Er stellte sich welche mit senkrechten Pupillen vor. Auch damals hatte er eine Sonnenbrille getragen. Er versuchte, sich an den Namen zu erinnern. Nein, er hatte keinen Namen. Der Mann hatte noch immer seine Pistole auf ihn gerichtet, wirkte aber völlig entspannt. Er schien zu überlegen.
    Velsmann saß in einer Reihe neben Sennsler und Jane Porethe. Ein Treffen von Opferlämmern, dachte er, und ich habe sie unwissentlich zusammen geführt. Und ihr werdet gehäutet und stehen unter den Ältesten   …
    War der Mann tatsächlich vom LKA? Der Unbekannte genoss offensichtlich die Situation. Er stand breitbeinig vor ihnen, den Revolver lässig im Anschlag.
    »Was mache ich jetzt mit euch allen«, sagte er laut. Es klang nicht wie eine Frage. »Stellen Sie sich vor, verehrter Herr Velsmann, dieser da wollte seinen Auftrag nicht erfüllen. Wie soll ich ihn dafür bestrafen?«
    »Lassen Sie sich was einfallen«, erwiderte Velsmann. Er versuchte, mit Tibor Blickkontakt zu bekommen, aber das gelang ihm nicht.
    »Luzifer-Sennsler, das ich nicht lache!«, sagte der Fremde, es klang nicht vergnügt.
    »Welchen Auftrag?«, fragte Velsmann, nur um etwas zu sagen und Zeit zu gewinnen.
    »Er wollte die schöne Menschenhaut für sich allein behalten. Kann man sich das vorstellen? Sie gehört uns. Und er stiehlt sie. Er ist nur unser Handlanger, aber er will uns überholen.«
    »Wovon sprechen Sie?«, sagte Velsmann.
    »Nun, dumm ist er nicht«, sagte der Bewaffnete in Richtung Sennslers. »Das hat er von seinem Altvorderen.«
    Velsmann sah zur Seite. Sennsler hatte Spuren von Schlägen im Gesicht. Keine Spur von Hoffnung erhellte seine Züge.
    Von Jane Porethe kam kein Laut.
    Tibors Atem rasselte.
    »Was haben Sie vor?«, wollte Velsmann wissen.
    »Das kann ich Ihnen sagen«, ließ sich der Mann vernehmen. »Erst stirbt Porete, dann der missratene Sohn unseres Heiligen. Dann erschieße ich diesen Jungen da und zum Abschluss Sie. Und Sie kriegen meinen Revolver in die Hand gedrückt. Ein klarer Fall von Selbstjustiz mit anschließendem Selbstmord. Die Behörden sind ja so dankbar für klare Indizien.«
    »Sie sind
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