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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
Autoren: Connie Brockway
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jemandem mit einem gebrochenen Arm oder Blutflecken auf den Kleidern Ausschau. Direkt hinter ihm läuft dann garantiert Ginesse Braxton.«
    »Du hast sie doch jahrelang nicht mehr gesehen«, sagte Jim. »Und du hast gesagt, sie wäre in England zur Schule gegangen. Wahrscheinlich war es sogar ein Internat, oder? Die produzieren pflichtbewusste junge Ladys wie am Fließband.«
    Haji brummte: »Was weiß eine Wüstenratte wie du schon von englischen Ladys?«
    »Nichts«, stimmte Jim ihm fröhlich zu, ohne den Blick vom Zug zu nehmen. Endlich waren die Türen geöffnet und die Stiegen angebracht worden. Männer, Frauen und Kinder stiegen aus und blinzelten verunsichert der anbrandenden Menschenmasse, bestehend aus Bettlern, Händlern, Taschendieben und Trägern, entgegen.
    Er erkannte Miss Whimpelhall in dem Moment, in dem sie auf dem Bahnsteig erschien. Diesen magentaroten Haarschopf konnte man ja auch kaum übersehen, selbst wenn er zur Hälfte unter einem Hut verschwand.
    Haji folgte seinem Blick. »Du schuldest mir ein Pfund.«
    »Warum?«
    »Warum?«, wiederholte Haji erstaunt. »Schau sie dir doch nur mal an. Zu groß. Zu dünn. Ihre Nase ist zu kräftig und das Kinn zu kantig. Und diese Haare!«
    Jim sah genauer hin. Eine dunkle Brille verbarg die Augen der jungen Frau. Ihre übrigen Gesichtszüge waren zwar auffallend ausgeprägt, doch alles stand in perfekter Symmetrie zueinander und sie wirkte beinahe exotisch ...
Hässlich
? War Haji verrückt geworden?
    »Sie ist vielleicht ein bisschen mager, aber wenn du sagst, sie wäre zu groß, dann spricht da der pure kindische Neid aus dir.«
    Haji, der nur knapp einen Meter fünfundsechzig groß war, schien beleidigt zu sein.
    Jim beachtete ihn nicht weiter. Das Mädchen sah sich um und warf einen Blick über die Schulter. Für einen kurzen Augenblick sah er ihr Profil im Gegenlicht der Tunnelöffnung hinter ihr. Ihm stockte der Atem. Und plötzlich war er wieder der kleine Junge von früher, aufgeschlossen und begeisterungsfähig und allzu leicht beeindruckt vom Anblick unerwarteter Schönheit.
    »Dieses Profil hat schon viele antike Gräber geziert, mein Freund.«
    »Was?«, schnappte Haji.
    »Anuket und Isis, Diana und Artemis.«
    Aber diese Lippen, fügte er in Gedanken hinzu, sind vollkommen englisch. Natürlich sind es nicht die anämischen, schmalen Lippen einer britischen Matrone, nein, das hier ist der üppige, herausfordernde Mund einer frechen Göre. In seiner Brust spannte sich etwas.
    »Aber was ist mit ihrer Nase?«
    Jim legte den Kopf schief. »Ich würde sie ... florentinisch nennen.«

K APITEL 4
    Sie nahm an, dass er über ein hohes Maß an roher Kraft und Unverfrorenheit verfügte, denn er war ein rauer Kerl mit Stoppelbart und langen, ungekämmten verfilzten Haaren.
    aus dem Tagebuch von Ginesse Braxton
    D u würdest auch einen Elefanten als niedlich bezeichnen, um eine Wette zu gewinnen, was?«, protestierte Haji.
    »Bei den Haaren muss ich dir ja recht geben«, räumte Jim ein. Mildred Whimpelhalls Haar war nicht einfach nur grässlich, es war erstaunlich grässlich. Es hatte eine geradezu verboten grelle Farbe, die es eigentlich gar nicht geben dürfte.
    Aber alles andere an ihr ... Alles andere war zwar verstaubt, verschwitzt, zerzaust und reisefleckig, aber ganz und gar nicht grässlich. Und sie wirkte auch kein bisschen schüchtern. Während die anderen weiblichen Fahrgäste von einem Bein aufs andere traten und darauf warteten, von männlichen Begleitern in Obhut genommen zu werden, watete Mildred Whimpelhall ohne zu zögern hinaus in das Meer aus wogenden Leibern. Ihr dunkler Rock wallte hinter ihr her, der Reisebeutel schlug ihr gegen das Bein und ihr Hut wippte in seiner niedergedrückten Erscheinung auf diesem unglaublichen Haar auf und ab.
    Schweißperlen hatten sich über ihrer geschwungenen Oberlippe und auf ihrem Nasenrücken gebildet, weshalb sie die heruntergerutschte dunkle Brille ständig mit dem Zeigefinger wieder hochschieben musste. Staub lag auf ihren Schultern und säumte ihr schweres marineblaues Jackett und ihren Rock. Offenbar war diese Aufmachung die Uniform aller reisenden Frauen. Und trotzdem strahlte sie eine Frische aus, die ihre ramponierte Erscheinung Lügen strafte.
    Außerdem war sie jünger, als er erwartet hatte. Aus Pomfreys Anweisungsschreiben hatte Jim geschlossen, dass seine Verlobte die Blüte der Jugend bereits deutlich hinter sich gelassen hatte. Doch die Haut dieses Mädchens war seidig und zart, ihr
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