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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
Autoren: Connie Brockway
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zur Rede stellte, hatte sie ihm eiskalt erklärt, sie würde alles zerstören und verhindern, dass er gegen ihren Willen verstieß. Und ihr Wille war es, dass die Familie ihre adlige Blutlinie verfeinerte, was bedeutete, Jim würde nur heiraten, wen sie wählte, und wenn sie es gestattete. Dann hatte sie noch hinzugefügt, er könne ihrem Einfluss einzig entkommen, indem er sterbe.
    Er entgegnete, dass er sich ihrem Willen niemals beugen würde und lieber tot wäre, als sich zu ihrer Marionette machen zu lassen. Sie sah ihm fest in die Augen und fügte hinzu, dass es auch ihr ganz recht sei, wenn er sterbe, da sein jüngerer Halbbruder Jock so viel besser dazu tauge, der Familie Ehre zu machen.
    Also hatte er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Er würde seinen Namen ablegen, fortgehen, für immer verschwinden, praktisch sterben. So könnten ihn die Gerichte für tot erklären und alles, was rechtmäßig ihm zustand, seinem Halbbruder Jock zusprechen. Im Gegenzug würde Althea das Land, das der Familie ihres Mannes als Mitgift überschrieben worden war und das Althea schließlich von ihrem Mann geerbt hatte, an die Familie von Jims Mutter im New-Mexico-Territorium zurückgeben.
    Althea hatte sofort eingewilligt.
    Also war der Junge, der er gewesen war, vor fast einem Jahr gestorben und James Owens war geboren worden. Das Einzige, was er von seinem früheren Leben behalten hatte, war Charlottes Abschiedsbrief. Und jetzt würde auch dieser bald nicht mehr da sein.
    »Vollidiot«, schalt er sich und sah traurig zum fliegenübersäten Leichnam seines Pferdes hinüber, das man unter ihm erschossen hatte. »Wenn du so versessen aufs Sterben warst, warum bist du dann nicht einfach von der Tower Bridge gesprungen, damit hättest du wenigstens ein gutes Pferd gerettet.«
    Als er die letzte Kugel gerollt hatte, riss er ein Stück Stoff vom Saum seines zerfetzten Hemdes und zerteilte es in mehrere schmale Streifen. Diese verknotete er an den Enden und steckte eine Papierkugel in jeden der Knoten. Schließlich rieb er die provisorische Zündschnur noch mit Patronenfett ein.
    Nachdem er fertig war, zog er sein Hemd, seinen Gürtel und die Stiefel aus und legte alles ab, was das Sonnenlicht reflektieren könnte. Sein Plan war einfach. Wenn die Sonne unterging, würde er eben jenen Moment abwarten, in dem die letzten Strahlen seinen Feinden direkt ins Gesicht schienen und sie blendeten. Dann würde er die Zündschnur anbrennen und auf dem Bauch in Richtung einer flachen Senke kriechen, die er in etwa hundert Metern Entfernung entdeckt hatte. Wenn er die Mulde erreichte, müsste die Zündschnur bis zur ersten Schießpulverkugelheruntergebrannt sein. Sie würde explodieren, die Zündschnur würde zur nächsten Kugel herunterbrennen und so weiter. Die Mahdisten würden glauben, dass er verzweifelt den letzten Rest seiner Munition verfeuere, und den Felsbrocken nicht aus den Augen lassen, während er sich in Wahrheit in ihr Lager schlich und eines ihrer Pferde stahl.
    Soweit jedenfalls die Theorie.
    Leider war er sich aber weder sicher, ob die Sonne grell genug sein würde, um ihm bei seiner Flucht zur Senke Deckung zu geben, noch wusste er, ob der Stoffstreifen auch herunterbrennen würde, und falls ja, wie schnell. Und er hatte keine Ahnung, ob die explodierenden Schießpulverkügelchen tatsächlich wie Gewehrschüsse klingen würden. Und selbst wenn das alles funktionierte, hing der Rest seines Planes davon ab, ob er mit einem unbrauchbaren Arm und einem gebrochenen Schlüsselbein in der Lage sein würde, auf ein Pferd zu steigen, das vermutlich keinen Sattel, aber doch hoffentlich wenigstens eine Trense trug. Dann musste er nur noch so lange schneller als seine Verfolger sein, bis er – na ja, eben entkommen war.
    Nein, die Lage war wirklich nicht besonders vielversprechend.
    Mit Pferden konnte er umgehen. Verdammt gut sogar. Als er noch ein Kind war, hatten ihn die Ranchhelfer seines Onkels unter ihre Fittiche genommen. Sie waren Komantschen und die besten Reiter der Welt. Die Frage war nur, ob das reichen würde.
    Er sah auf. Die Sonne stand jetzt direkt über dem Horizont und verlieh dem Himmel eine so intensive und zugleich sanfte Färbung, dass er dem Schleier einer
Houri
glich. In wenigen Augenblicken würde ihr Licht noch einmal auflodern und dann ersterben. Das war seine Chance, oder jedenfalls die beste, die er bekommen würde. Er ließ den Kopf in den Nacken sinken und schloss die Augen.
    Er war zwanzig Jahre alt
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