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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
Autoren: Connie Brockway
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sie sich von Miss Whimpelhall ›geliehen‹ hatte, auch ihr eigenes Haar überzeugend in eine rote Mähne verwandeln würde. Doch nach vier Tagen und acht Henna-Behandlungen hatte es tatsächlich einen intensiven Farbton angenommen – einen äußerst intensiven Farbton. Und in Alexandria hatte sie sich schließlich zuallererst eine Brille mit getönten Gläsern zugelegt, für den Fall, dass Colonel Lord Pomfrey im Gespräch mit Mr Owens auch Miss Whimpelhalls Augenfarbe erwähnt hatte. Ihre eigenen Augen konnte man nun wirklich nicht als hellblau bezeichnen.
    Bei diesem Gedanken zog sie die dunkle Brille aus ihrer Tasche und setzte sie auf. Sofort fühlte sie sich sicherer.Ihre Tarnung würde funktionieren und wenn sie erst einmal in Fort Gordon war ... Tja, dann würde sich schon irgendetwas ergeben. Die Vorsehung hatte sie so weit gebracht und sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ihr Glück sie im letzten Moment verlassen würde.
    Quietschend kam der Zug zum Stehen und stieß pfeifend eine Dampfwolke aus. Sie stand auf, hob ihren Beutel von der Gepäckablage und ließ den Blick wieder aus dem Fenster schweifen, auf der Suche nach einem raubeinigen Amerikaner. Ein gut aussehender junger Ägypter in einem europäischen Anzug schlenderte unter ihrem Fenster vorbei. Sie zuckte zusammen, sah noch einmal hin und riss dann überrascht die Augen auf.
    Er konnte es unmöglich sein.
    Aber er war es.
    Haji Elkamal.
    Während ihrer Kindheit war Haji ihr schlimmster Feind gewesen. Er hatte als Teenager gelegentlich mit seiner Tante Magi im Haus ihres Großvaters gelebt. Außerdem war er Sir Roberts Liebling und hatte ihn als selbsternannter Dolmetscher auf einigen seiner Ausgrabungen begleitet. Er war arrogant, verächtlich und ekelhaft besserwisserisch und hatte jeden ihrer Versuche, sich Anerkennung zu verdienen, ins Lächerliche gezogen. Als sie versucht hatte, den Dialekt der Arbeiter nachzuahmen, hatte er sich kaputtgelacht. Und als sie einmal eine mumifizierte Katze entdeckt hatte, war er kein bisschen beeindruckt gewesen und hatte die Sache als nichts Besonderes abgetan.
    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Haji hatte außerdem eine maßgebliche Rolle bei ihrer Verbannung aus Ägypten gespielt. Immerhin war er es gewesen, der allen davon erzählt hatte, dass sie diesen alten Schrank voller antiker Papyri angezündet hatte (so furchtbar alt waren die Papyri noch gar nicht gewesen).
    Nachdenklich tippte sie mit dem Finger auf das Fensterbord. Das hier war kein Zufall. Ihr Urgroßvater musste Haji hergeschickt haben, um sie abzuholen. Verflixt. Sie hätte es ahnen müssen, auch wenn sie ein Telegramm aus Italien geschickt hatte, in dem stand, sie werde ein paar Wochen später in Kairo ankommen. Wahrscheinlich hatte ihr Urgroßvater das Telegramm verlegt oder er hatte es gar nicht erst gelesen, was sogar noch wahrscheinlicher war. Sir Robert interessierte sich für keine Kommunikationsform, die moderner war als Papyrus. Er betrachtete eine gewisse Erfindung, die man ›Postkarte‹ nannte, sogar als das Ende aller zivilisierten Interaktion.
    Sie musste Haji also einfach aus dem Weg gehen, entschied sie und stülpte sich ihren Hut auf den Kopf. Selbst wenn er sie sah, würde er sie wohl kaum erkennen. Seit sechs Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen und sie war kein kleines Mädchen mehr. Mittlerweile war sie gut und gerne einen halben Kopf größer als er und ihr damals blondes Haar war jetzt sehr, sehr rot.
    Armer Haji. Er wird wohl den ganzen Tag auf dem Bahnsteig herumstehen und darauf warten, dass sie erschien.
    Geschah ihm ganz recht.
    Sie beugte sich aus dem Fenster und sah lächelnd zu, wie er sich auf seiner vergeblichen Suche nach ihr einen Weg durch die Menschenmenge bahnte. Bis jetzt ahnte er allerdings noch nicht, wie vergeblich ... Stirnrunzelnd sah sie jetzt, wie er innehielt und einem großen, schäbig aussehenden blonden Mann, der keinen Hut, aber dafür einen Dreitagebart trug, etwas zurief.
    Oh nein.
    Sie betrachtete den Mann genauer. Er sah definitiv wie ein Schurke aus. Hochgewachsen, aber schlank, fast mager, mit breiten Schultern und ungeschnittenem, sonnengebleichtem Haar. Seine Miene war hart und unbewegt und seine hellen Augen wurden von dunklen Brauen überschattet. Er wirkte finster und unnachgiebig.
    Und ziemlich schmuddelig.
    Unter einer zerknitterten Jacke trug er ein schweißfleckiges Baumwollhemd. Seine zerschlissene Hose wurde von schweren Lederhosenträgern gehalten und
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