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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
Autoren: Connie Brockway
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ihren hellblauen Augen standen Tränen, da das Meer nun wieder unruhiger zu werden drohte. Ein Tiegel rollte unter der Koje hervor. Geistesabwesend hob Ginesse ihn auf und las das Etikett.
    Ach herrje.
Offensichtlich war nicht einmal Miss Whimpelhalls rote Haarpracht ein natürlicher Vorzug. Schnell ließ Ginesse den Tiegel mit dem Hennapulver in ihrer Tasche verschwinden. Die sanftmütige Lady wäre mit Sicherheit zutiefst beschämt, wenn man sie dabei ertappte, dass sie Kosmetika verwendete.
    »Sie sehen also, ich werde vollkommen sicher sein«, sagte Miss Whimpelhall. »Auch wenn ich wünschte, Mr Owens’ Beschreibung wäre ein wenig einnehmender«, fügte sie dann jedoch etwas beunruhigt hinzu. »Ich bin ein schrecklicher Feigling. So ganz anders als sie, MissBraxton. Sie kämen mit einem Mann wie Owens sicherlich sehr viel besser zurecht als ich.«
    Zweifellos.
    »Denken Sie nur daran, wie Sie den Kapitän zu dem unplanmäßigen Halt in Gibraltar überredet haben. Ich wünschte, ich wäre dort von Bord gegangen.«
    »Nur Mut, Miss Whimpelhall. Es ist nicht mehr weit bis nach Italien. Höchstens noch ein paar Stunden.«
    »Stunden? Ich glaube nicht, dass ich noch so lange lebe.«
    »Unsinn«, entgegnete Ginesse aufmunternd. »Sie mussten sich doch schon eine ganze Weile nicht mehr überge...«
    Schnell griff Miss Whimpelhall nach der Schüssel. Einige lange Augenblicke später sah sie mit tragischer Miene zu Ginesse auf. Ihre Lippen zitterten. »Ich kann das nicht mehr aushalten!«
    »Natürlich können Sie das und ich werde Sie auf jeder Meile der Reise begleiten.«
    »Meile?
Meile.
Meile um Meile über ... wogendes ... Meer ... Oh!« Sie schluckte, auf ihrer Stirn standen Schweißperlen. »Ich kann nicht ... auf diesem Schiff ... bleiben. Keinen Moment länger.«
    »Aber, aber ...«
    »Ich kann nicht. Und ich
werde
es nicht.« Ihre Stimme klang entschlossener als Ginesse sie jemals gehört hatte. »Lieber sterbe ich.«
    »Aber was haben Sie denn dann vor?«
    »Ich werde in Italien von Bord gehen und mit der Eisenbahn nach Ägypten fahren, oder mit welchen Verkehrsmitteln auch immer. Werden Sie mir helfen?«
    »Natürlich«, antwortete Ginesse. »Aber ich wüsste nicht, wie ich das tun sollte. Sie müssen doch nur einen Träger für Ihr Gepäck rufen und von Bord gehen.«
    »Ach, Miss Braxton, bei Ihnen wirkt alles so einfach.«
    »Das ist es ja meistens auch«, meinte sie und ihre Gedanken streiften das Problem mit Zerzura nur flüchtig.
    »Aber was soll ich tun, wenn der Kapitän meine Entscheidung nicht billigt? Ich bin nicht wie Sie, Miss Braxton. Es fällt mir sehr schwer, Männer um etwas zu bitten, sogar wenn es nur Träger sind.«
    »Man sollte Männer auch nie um etwas bitten, sondern ihnen einfach sagen, was sie zu tun haben«, entgegnete Ginesse. »Männer mögen es nicht, vor die Wahl gestellt zu werden. Sie bevorzugen klare Anweisungen.«
    »Woher wissen Sie in Ihrem zarten Alter nur schon so viel über Gentlemen?«, wollte Miss Whimpelhall wissen.
    »Das Leben mit sechs jüngeren Brüdern hat mir die eine oder andere Einsicht in den männlichen Geist gewährt. Auch wenn ich ehrlich zugeben muss, dass es dort nicht sehr viel Mysteriöses zu entdecken gibt. Was kann ich also für Sie tun?«
    »Überreichen Sie dem Kapitän einen Brief von mir, nachdem ich das Schiff verlassen habe. Ich werde darin alles erklären. Und würden Sie vielleicht bei Ihrer Ankunft in Kairo auch Mr Owens einen Brief aushändigen? Ich wäre Ihnen auf ewig dankbar.«
    »Aber was ist mit Colonel Lord Pomfrey? Wie werden Sie ihm eine Nachricht zukommen lassen in ... Wo ist er eigentlich stationiert?«
    »In Fort Gordon«, sagte Miss Whimpelhall. »Ich werde ihm ein Telegramm schicken – Miss, Braxton, geht es Ihnen gut? Sie sehen so seltsam aus.«
    Fort Gordon lag weit im ägyptischen Westen, mitten in der Wüste, in der Nähe einer kleinen Oase. Einer kleinen Oase, die nicht einmal dreißig Meilen von dem Ort entfernt lag, an dem sie Zerzura vermutete.
    Das war Schicksal. Sie hatte es doch gewusst.
    »Miss Braxton?«, fragte Miss Whimpelhall.
    »Ja, schon gut, ich bin in Ordnung«, antwortete sie. »Nur ein kurzer Schwindelanfall.« Ihre Gedanken rasten und spielten im Bruchteil einer Sekunde etliche Möglichkeiten durch, wie sie diese einmalige Gelegenheit nutzen konnte, bis sie sich schließlich entschied.
    »Miss Whimpelhall«, sagte sie entschlossen, »ich bestehe darauf, alles für Sie zu arrangieren. Ich werde dafür
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