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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung
Autoren: David Baldacci
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sind ungewöhnlich klug und verfügen über ein bewundernswertes Überlebenstalent. Das Wohlergehen Ihrer Tochter geht Ihnen über alles. Sie sind verzweifelt, möchten unbedingt Ihre Lebensumstände ändern und alles so weit wie möglich hinter sich zurücklassen, auch Mr. Harvey. Im Augenblick fragen Sie sich, wie Sie das zuwege bringen können, obwohl Ihnen die finanziellen Mittel dazu fehlen – was wohl auch in Zukunft der Fall sein wird. Sie kommen sich wie in einer Falle vor, und das zu Recht. Sie sitzen tatsächlich in der Falle, Miss Tyler.« Er schaute sie über den Schreibtisch hinweg scharf an.
    LuAnn erhob sich. Ihr Gesicht war hochrot. »Was soll das? Woher nehmen Sie das Recht …?«
    Ungeduldig unterbrach er sie. »Sie sind hergekommen, weil ich Ihnen mehr Geld angeboten habe, als Sie je im Leben verdient haben. Stimmt’s?«
    »Woher wissen Sie das alles über mich?« fragte sie.
    Er verschränkte die Arme und musterte sie scharf, ehe er antwortete. »Es ist wichtig für mich, alles über einen Menschen zu wissen, ehe ich eine Geschäftsbeziehung mit ihm eingehe.«
    »Ich dachte, ich soll so was wie Meinungsforschung machen. Wieso müssen Sie da alles über mich wissen? Das kapiere ich nicht.«
    »Es ist ganz einfach, Miss Tyler. Um feststellen zu können, wie gut Ihr Urteilsvermögen als Meinungsforscherin ist, muß ich Sie ganz genau kennen. Was für ein Mensch sind Sie? Was wollen Sie? Was wissen Sie und was nicht? Was mögen Sie, was nicht? Ich muß Ihre Vorurteile kennen, Ihre Stärken und Schwächen, wie wir alle sie in unterschiedlichem Maße haben. Kurz gesagt, wenn ich nicht alles über Sie weiß, habe ich meine Schulaufgaben nicht gemacht.« Er erhob sich und setzte sich auf die Schreibtischkante. »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen zu nahegetreten bin. Manchmal bin ich ziemlich undiplomatisch. Aber ich wollte Ihnen nicht Ihre Zeit stehlen.«
    Langsam wich der Ärger aus LuAnns Augen. »Na gut, wenn Sie es so sehen.«
    »Allerdings, Miss Tyler. Darf ich Sie LuAnn nennen?«
    »So heiße ich«, sagte sie brüsk und setzte sich wieder. »Gut, ich will Ihnen auch keine Zeit stehlen. Was ist nun wegen der Arbeitszeit? Ist Ihnen nachmittags recht?«
    Abrupt nahm Jackson wieder Platz, schaute auf die Schreibtischplatte und strich langsam über die rissige Oberfläche. Als er LuAnn wieder anblickte, war seine Miene noch ernster als zuvor.
    »Haben Sie je davon geträumt, reich zu sein, LuAnn? Ich meine, reicher als in Ihren kühnsten Phantasien? So reich, daß Sie und Ihre Tochter sich buchstäblich alles auf der Welt leisten könnten, was und wann immer Sie es wollen? Hatten Sie je diesen Traum?«
    Beinahe wäre LuAnn in Gelächter ausgebrochen, fing dann aber Jacksons Blick auf. In den Augen des Mannes lagen weder Humor noch Zweifel, noch die Spur von Mitgefühl, nur der brennende Wunsch, ihre Antwort zu hören.
    »Na klar. Wer hat nicht schon davon geträumt.«
    »Nun, die Superreichen wohl kaum. Das kann ich Ihnen versichern. Aber Sie haben natürlich recht, die meisten Menschen haben zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens diesen Traum gehabt. Aber so gut wie keinem ist es gelungen, dieses Wunschbild in die Realität umzusetzen. Der Grund dafür ist einfach: Sie konnten es nicht.«
    LuAnn lächelte entwaffnend. »Aber hundert Mäuse pro Tag sind auch nicht übel.«
    Jackson strich sich mehrere Sekunden lang übers Kinn. Dann räusperte er sich. »LuAnn, spielen Sie schon mal in der Lotterie?«
    Die Frage verwunderte sie, doch sie antwortete bereitwillig. »Ab und zu. Das machen alle hier. Aber es kann ins Geld gehen. Duane spielt jede Woche. Manchmal geht sein halber Lohnscheck dafür drauf. Das heißt, wenn er einen Lohnscheck bekommt. Aber er ist immer überzeugt davon, daß er gewinnt. Er spielt jedesmal dieselben Zahlen. Behauptet, er hätte sie im Traum gesehen. Ich glaube, er ist dämlicher, als die Polizei erlaubt. Aber warum fragen Sie mich das?«
    »Haben Sie je bei der bundesweiten Lotterie mitgespielt?«
    »Sie meinen, dem Lotto für die ganzen USA ?«
    Jackson nickte, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Ja«, antwortete er langsam. »Genau das.«
    »Ziemlich selten. Die Chancen stehen so schlecht, daß ich wohl eher auf dem Mond spazierengehe, als zu gewinnen.«
    »Da haben Sie vollkommen recht. In diesem Monat stehen die Chancen ungefähr eins zu dreißig Millionen.«
    »Sehen Sie? Da spiele ich lieber bei den Mickymaus-Lotterien mit. Dabei hat man wenigstens die Chance, auf die
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