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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung
Autoren: David Baldacci
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Angebot zurückkommen.«
    LuAnn lehnte sich an die Wand. Ihre Haut kribbelte so heftig, als wären eine Million Ameisen auf ihrem Körper unterwegs. Sie schaute sich den Fernseher genau an. Nirgends waren Drähte oder elektronische Hilfsmittel zu sehen, die Jackson bei der Voraussage hätten helfen können. Kein Videorecorder. Der Fernseher war ganz normal angeschlossen, mit Netz- und Antennenstecker. LuAnn schluckte kräftig und blickte Jackson wieder an.
    »Wie haben Sie das gemacht?« fragte sie leise, beinahe ängstlich.
    »Diese Information ist völlig bedeutungslos für Sie. Bitte, beantworten Sie nur meine Frage.«
    Sie holte tief Luft und bemühte sich, ihre vibrierenden Nerven zu beruhigen. »Sie fragen mich, als ob ich etwas Unrechtes tun will. Ich sage Ihnen klipp und klar, nein. Ich hab’ nicht viel, aber ich bin keine Kriminelle.«
    »Wer behauptet, daß es sich um etwas Illegales handelt?«
    »Entschuldigung, aber Sie wollen mir doch nicht weismachen, daß es mit rechten Dingen zugeht, wenn Sie mir einen Millionengewinn in der Lotterie garantieren? Für mich klingt das eindeutig nach Schiebung. Halten Sie mich für dämlich, bloß weil ich nur in Scheißjobs gearbeitet habe?«
    »Im Gegenteil. Ich halte Sie für ausgesprochen intelligent. Deshalb sind Sie hier. Und irgend jemand muß das Geld ja gewinnen, LuAnn. Warum nicht Sie?«
    »Weil die Sache stinkt, deshalb.«
    »Und wem würden Sie schaden? Außerdem geht technisch gesehen alles mit rechten Dingen zu, solange niemand etwas weiß.«
    »Ich würd’s wissen.«
    Jackson seufzte. »Das ist eine selbstlose und hehre Einstellung. Aber wollen Sie wirklich den Rest Ihres Lebens mit Duane verbringen?«
    »Er hat auch seine guten Seiten.«
    »Ach, wirklich? Würden Sie mir welche nennen?«
    »Gehen Sie doch zum Teufel, Sie Blödmann! Ich sollte zur Polizei gehen. Einer von meinen Freunden ist Cop. Würde ihn bestimmt sehr interessieren, was Sie mir hier erzählt haben.« Sie drehte sich um und legte die Hand an den Türknopf.
    Auf diesen Augenblick hatte Jackson gewartet. »Dann wächst Lisa also in einem dreckigen Wohnwagen im Wald auf«, erklärte er mit einer Stimme, die immer lauter wurde. »Ihr kleines Mädchen wird einmal wunderschön, wenn es nach der Mutter kommt. Sobald Lisa ein gewisses Alter erreicht hat, werden die jungen Burschen sich für sie interessieren. Sie geht von der Schule ab, bekommt vielleicht ein Baby, und der Kreislauf beginnt von neuem. Wie schon bei Ihrer Mutter Joy.« Leise fügte Jackson hinzu: »Und bei Ihnen.«
    LuAnn drehte sich langsam um. Ihre Augen waren groß und feucht.
    Jackson betrachtete sie voller Mitgefühl. »Genau so wird es kommen, LuAnn. Ich spreche die Wahrheit, und das wissen Sie. Welche Zukunft haben Sie und Lisa bei Duane? Und wenn nicht dieser Duane, dann wird es ein anderer sein, und wieder ein anderer. Sie leben arm und werden arm sterben und Ihre kleine Tochter ebenfalls. So ist es, und so wird es bleiben. Natürlich ist es nicht gerecht, aber deshalb ändert sich nichts daran. Oh, sicher, Menschen, die nie in Ihrer Situation gewesen sind, würden sagen: Pack deine Sachen und geh fort! Schnapp dir deine Tochter und geh einfach weg! Aber diese Leute könnten Ihnen nicht sagen, wie Sie das anstellen sollen. Woher soll das Geld für die Busfahrkarte kommen, fürs Motelzimmer, fürs Essen? Wer wird auf die Kleine aufpassen, wenn Sie Arbeit suchen, und später, wenn Sie welche gefunden haben – falls Sie welche finden?«
    Jackson schüttelte in einer mitfühlenden Geste den Kopf, stützte das Kinn auf die verschränkten Hände und schaute LuAnn an. »Selbstverständlich können Sie zur Polizei gehen, wenn Sie wollen. Aber wenn Sie zurückkommen, wird niemand mehr hier sein. Und glauben Sie ernsthaft, die Polizei würde Ihnen diese Geschichte abkaufen?« Seine Miene wurde herablassend. »Und was hätten Sie damit erreicht? Sie hätten die Chance Ihres Lebens verpaßt. Die einzige Möglichkeit, nach oben zu kommen. Weg. Futsch.« Mitleidig schüttelte er den Kopf, als wollte er sagen: »Bitte, Mädel, sei nicht so dumm.«
    LuAnns Hand krampfte sich um die Gurte der Babytasche. Die kleine Lisa quengelte, wollte herausgenommen werden. Automatisch schaukelte ihre Mutter die Tasche hin und her. »Sie reden von Träumen, Mr. Jackson. Ich habe meine eigenen Träume. Große Träume. Verdammt große.« Ihre Stimme zitterte. LuAnn Tyler hatte während langer, harter Jahre, in denen sie um ihre Existenz kämpfen
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