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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Myra McEntire
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zusammengebissenen Zähnen und versuchte, den Schleier mit jedem Wort zu durchbohren. »Und ich werde überbringen, was immer du willst.«
    Ohne mich aus den Augen zu lassen, hielt er Em ein klein wenig tiefer, so dass sie mit den Zehenspitzen den Boden berühren konnte. Mit dem einen Arm hielt er weiter ihren Hals umschlungen, wobei die Messerspitze auf ihr Kinn gerichtet war. Ihr Zorn verrauchte, und die Angst gewann die Oberhand. »Hourglass hat einige falsche Entscheidungen getroffen.«
    »Menschen treffen jeden Tag falsche Entscheidungen«, erwiderte ich.
    »Leute wie Emerson. Michael. Dein Vater. Jack.«
    »Wir sind nicht verantwortlich für das, was Jack getan hat.«
    »Dein Vater schon.« Immer noch der gleiche monotone Tonfall.
    »Mein Dad war nicht mal am Leben, als Jack uns verraten hat«, wandte ich ein, angestachelt von seiner mangelnden Reaktion. »Weil Jack ihn umgebracht hat.«
    »Aber er war am Leben, als Emerson zurückgegangen ist, um Michael zu retten. Jack hat das Raum-Zeit-Kontinuum nicht allein aus der Bahn geworfen.«
    »Sie wurde ausgetrickst .« Ich mühte mich ab, meine Finger in den Schleier zu graben, aber er blieb so unnachgiebig wie Stein. »Cat hat sie ganz bewusst irregeführt. Em wusste nicht, was sie tat, als sie zurückging, um Michael zu retten. Dad wusste nicht, dass sie …«
    Die Worte erstarben auf meinen Lippen. Ems Zorn war verflogen, und sie riss nur noch verzweifelt an Poes Unterarm.
    Er drückte ihr die Luft ab.
    »Die Zeit«, sagte Poe, »die natürliche Ordnung der Dinge ist nichts, was man verändern darf. Ich glaube, Emerson wusste, dass es Folgen haben würde.« Die Messerspitze berührte Ems Hals, direkt unter dem Ohr. Ein seltsamer Schauer lief mir über den Rücken. »Das Muster, das in das Gefüge der Zeit gewebt ist, verändert sich, und wir wissen nicht genau, wem wir die Schuld daran geben können.«
    »Es ist nicht ihr Fehler. Wir können es wieder in Ordnung bringen.« Ich redete weiter, ohne mir im Klaren zu sein, was ich sagte, und ohne zu wissen, wer größere Angst hatte – Em oder ich. Während ich an nichts anderes denken konnte als an das Messer und daran, dass Em keine Luft bekam. »Hourglass wird die Sache wieder in Ordnung bringen.«
    »Dazu ist Hourglass nicht in der Lage.«
    Ich ballte die Fäuste und biss die Zähne fest zusammen. »Wir können es versuchen«, zischte ich schließlich.
    Em schnappte nach Luft und grub die Fingernägel in Poes Unterarm. Jetzt gingen keinerlei Emotionen von ihr aus. Sie strahlte überhaupt nichts mehr aus.
    »Nein«, sagte Poe selbstzufrieden. »Ihr könnt gar nichts wieder in Ordnung bringen.«
    Er bewegte sich fast wie in Zeitlupe, so langsam, dass ich ihn außerhalb des Schleiers in null Komma nichts zu Boden geschleudert und ihm den Ellbogen in die Kehle gepresst hätte. Aber unglücklicherweise befand er sich innerhalb eines Schleiers und hatte Em in seiner Gewalt. Und aus diesem Grund war er sich ganz sicher, dass er sich alle Zeit der Welt lassen konnte.
    Er sah mir in die Augen, lächelnd, und machte einen schnellen Schnitt mit seinem Messer.
    Durch Ems Kehle.
    Dann wurde alles still.

4. KAPITEL
    B lut sickerte in den Ausschnitt von Ems Pulli, bevor es sich wie eine Sturmflut ausbreitete. Obwohl Poe sie festhielt, sackte sie nach links weg, und ihre Füße baumelten hilflos in der Luft wie die eines Kindes. In der Kuhle oberhalb ihres Schlüsselbeins hatte sich schon ein kleiner roter Teich gesammelt.
    »Nein!« Der Schrei kam aus meinem tiefsten Inneren und ließ mich erbeben. In blinder Rachsucht ging ich auf den Schleier los, drosch so heftig darauf ein, dass mir das Blut aus den Fäusten spritzte. »Emerson! Emerson! «
    Poe sah mich nicht an, sondern beobachtete mich, als wäre ich ein Tier im Käfig. Seine ausdruckslose Ruhe wirkte so unnatürlich, als wäre er ein lebender Leichnam. Dann ließ er sie zu Boden fallen und wischte sich achtlos den Staub von den Händen.
    In meiner Brust lieferten sich Trauer und Zorn einen erbitterten Zweikampf. Es gab keinen Sieger. Ich wollte noch einmal Emersons Namen rufen, aber er blieb mir im Hals stecken. Immer wieder trat ich auf den Schleier ein, bis ich vor Erschöpfung in die Knie sackte.
    Sie lag reglos zu Poes Füßen. Aus ihrem Hals strömte Blut. Ihre Augen waren offen, aber leer.
    Zart. Hilflos.
    Tot.
    »Du musst deinem Vater eine Nachricht überbringen«, sagte Poe mit ausdrucksloser Miene. Er erinnerte mich an einen Roboter, programmiert für eine
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