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Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen
Autoren: Alexander Lohmann
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auch.
    »Mortimer hat Ihnen sicher auch erzählt, dass meine Hilfe einen Preis hat«, sagte er. »Einen exorbitanten Preis. Haben Sie die Rücklagen, um sich auf diese Weise zur Ruhe zu setzen?«
    Mason zuckte die Achseln. »Nicht so viel wie Mortimer. Ich kann Ihnen hundert Riesen anbieten …«
    »Nicht annähernd genug«, sagte Ferreir. »Ich arbeite nur erstklassig.«
    »Betrachten Sie's als Anzahlung. Wenn Sie mir erst mal einen sauberen Start verschafft haben, kann ich neu ins Geschäft einsteigen.«
    »Sie sind ein guter Mann«, sagte Ferreir. »Aber Kredit fürs Untertauchen – das wäre ein gewagtes Geschäftsmodell.« Er lächelte und winkte ab, als Mason wieder das Wort ergreifen wollte. »Zufällig habe ich allerdings was, das sie gleich für mich erledigen können. Zwei kleine Jobs, heute noch, dann sorge ich dafür, dass Sie morgen schon von der Bildfläche verschwunden sind. Was halten Sie von dem Deal?«
*
    Nachdem Mason das Haus verlassen hatte, rief Ferreir Frank zu sich.
    »Du erinnerst dich an das Dynamit im Keller und an die Zünder?«, sagte er. »Ich möchte, dass du zum Haus von der Bruckner rüberfährst und die Ladungen da versteckst. Pack ein paar Plastikflaschen mit Benzin dazu – aber unauffällig, sodass nicht gleich jemand drüber stolpert. Kriegst du das hin?«
    Seine Stimme hatte einen sarkastischen Unterton.
    Frank schaute beunruhigt zur Tür. »Was ist mit dem Typen, der gerade da war?«, fragte er.
    »Ich hab ihn auf ein paar Botengänge geschickt«, sagte Ferreir. »Aber das ist nur Ablenkung, damit du ungestört arbeiten kannst. Du hast eine Stunde. Dann kommen Carl und Rita mit der Gefangenen, und diesen zweiten Agent bringe ich auch her. Der neue Bursche hat sich bereit erklärt, in Bruckners Haus auf sie zu warten und die Agents für uns aus dem Weg zu räumen – aber sobald sie alle versammelt sind, lassen wir die Ladungen hochgehen, und unsere Probleme lösen sich in Rauch auf.«
    Ferreir grinste breit. »Und das Beste ist: Bei den toten Agents findet die Polizei gleich noch einen Verdächtigen, der sie wieder zu Skalsky führt. Ich traue diesem Mason keinen Schritt weit, aber für den Zweck kommt er mir wie gerufen.«

5
    Als Decker wieder zu Bewusstsein kam, lag sie in einem Auto. Eine Ladefläche vibrierte unter ihr.
    Man hatte sie mit einer Spritze betäubt, nicht zum ersten Mal während ihrer Gefangenschaft. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren, und ihr war übel.
    Einen Augenblick lang lag sie ruhig und hoffte darauf, sich zu erholen. Sie fragte sich, wohin man sie brachte. Sie musste etwas unternehmen!
    Behutsam tastete sie umher. Die Fläche, auf der sie lag, war ein wenig zu groß für einen normalen Kofferraum. Über sich fühlte sie eine halb nachgiebige Barriere. Decker kam zu dem Schluss, dass sie auf der abgedeckten Ladefläche eines Kombis lag. Ihre Hände waren mit Klebeband auf den Rücken gefesselt, und sie trug immer noch eine Art Sack über dem Kopf.
    Decker bog sich und zog die Beine an. Langsam – Zoll um Zoll, um keine Aufmerksamkeit zu erregen – konnte sie die Arme über die Füße nach vorne streifen.
    Sie zog sich die Haube vom Kopf. Ein wenig Licht sickerte herein, wo ein Spalt des Heckfensters an die obere Abdeckung grenzte. Es reichte nicht, um nach draußen zu schauen. Decker sah sich auf der Ladefläche um. Mit den gebundenen Händen konnte sie die Matte unter sich anheben. Sie stieß auf das nackte Metall der Karosserie und auf eine Nische für ein Notrad. Sie ertastete eine scharfe Kante, an der sie das Klebeband um ihre Handgelenke nach und nach durchscheuern konnte.
    Endlich war sie frei. So frei man sein konnte, wenn man in einem Kofferraum eingesperrt war und vermutlich bewaffnete Entführer vor sich im Wagen hatte.
    Die Fahrt wurde unruhiger. Anscheinend fuhren sie jetzt über kleinere Straßen und bogen häufiger ab. Decker hatte das Gefühl, dass sie ihrem Ziel näher kamen.
    Sie ignorierte die Übelkeit, die Kopfschmerzen und den trockenen Mund. Sie holte den langen Schraubenschlüssel heraus, der neben dem Ersatzreifen in der Nische lag. Jetzt hatte sie wenigstens etwas, womit sie zuschlagen konnte. Sie drehte sich wieder, bis ihre Füße zur Heckklappe zeigten.
    Der Wagen fuhr knirschend über Kies und kam zum Stehen.
    Decker hielt den Atem an.
    Sie hörte das Poltern einer Garagentür, und der Wagen setzte sich noch einmal in Bewegung. Dann wurde der Motor abgestellt, und das Garagentor schloss sich hinter ihnen. Im
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