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Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen
Autoren: Alexander Lohmann
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er die Treppe zum Eingang hinauf. Die Tür stand einen Spalt offen. Eine grüne Schleife war an das Holz genagelt.
    Cotton entspannte sich ein wenig, blieb aber vorsichtig. An der Wand schob er sich auf den Türspalt zu. Inzwischen war er überzeugt, dass Bruckners Haus mehr als eine weitere Station auf seinem Weg war.
    Es war das Ziel, wo der Anrufer ihn haben wollte! Er hatte hier etwas für Cotton geplant – und der würde sich nicht blind darauf verlassen, dass der Ort sicher war.
    Er lauschte, spähte durch den Spalt. Dann ging er in die Hocke, streckte eine Hand durch die Öffnung, legte sein Smartphone auf die Dielen des Hausflurs und versetzte dem Gerät einen Stoß. Es schlitterte auf dem gebohnerten Boden tief ins Gebäude hinein.
    Cotton hielt den Atem an.
    Der Anrufer musste nun vermuten, dass er das Haus betreten hatte – das jedenfalls würden ihm die Positionsdaten des Handys übermitteln.
    Im Haus blieb alles still. Cotton beschloss, das Innere durch die Seitenfenster auszuspähen. Geduckt huschte er von der Veranda herunter und auf die Hausecke zu.
    Im selben Augenblick wurde er zur Seite geschleudert. Sämtliche Scheiben in der Fassade zerplatzten. Eine Feuerwolke fuhr fauchend über ihn hinweg. Cotton rollte über den Rasen und blieb liegen. Ihm klingelten die Ohren.
    Vorsichtig hob er den Blick.
    Große Risse klafften in dem hölzernen Gebäude. Es brannte lichterloh. Eine Rauchwolke stieg zum Himmel.
    Cotton kam unsicher auf die Füße, schien aber nicht verletzt zu sein. Aus den Augenwinkeln sah er seine Waffe neben sich im Gras liegen; sie war ihm bei der Explosion aus der Hand gerissen worden. Er steckte sie wieder ein und strich sich durchs Gesicht, noch immer benommen.
    In diesem Moment drang ein anderer Laut gedämpft an seine Ohren.
    Schreie.
    Cotton sah sich um. Die Explosion hatte ihn beinahe taub gemacht, und die Schreie klangen wie aus weiter Ferne – wie aus einer Erinnerung.
    Es waren Schreie in Todesangst.
    Bildete er sich das alles nur ein? Das Feuer, die Detonation, sein Gehör, das ihn alles nur wie durch Watte wahrnehmen ließ. Es kam ihm vor wie eine schlechte Erinnerung.
    Nein.
    Da war noch jemand in dem brennenden Haus. Cotton musste helfen!
    Er folgte der Hausfront und versuchte herauszufinden, wo genau die Schreie herkamen.
    Die Flammen brausten und fraßen sich in rasender Geschwindigkeit durch die hölzerne Fassade. Cotton hob einen Arm und schützte sein Gesicht vor der Glut. Die Hitze trieb ihn weiter von dem Gebäude fort. Kaum zu glauben, dass in diesem Inferno noch jemand lebte und schreien konnte!
    Da fiel sein Blick auf die angebaute Garage. Sie war unversehrt, doch schon leckten die Flammen vom Hauptgebäude daran.
    Cotton lief los.
    Vor dem Garagentor hörte er die Stimmen deutlicher. Es waren mehrere Personen, die dort festsaßen und verzweifelt um Hilfe riefen. Sie kreischten in Panik.
    Cotton legte die Hand auf den Griff des Tores und rüttelte daran, aber die Garage war fest verschlossen. Es war ein automatisches Tor. Cotton wusste nicht, ob man es von außen überhaupt per Hand öffnen konnte.
    Er zog die Pistole, schätzte anhand des Griffs ab, wo die Verriegelungen lagen, und schoss. Eine Kugel links und rechts von dem Torgriff sollte die Querriegel durchtrennen. Die restlichen Kugeln des Magazins leerte Cotton in den oberen Teil, an der Stelle, wo er die Kette oder den Hebel zum Motor vermutete.
    Cotton zielte in einem flachen Winkel, um die Menschen nicht zu verletzen, die in dem kleinen Raum dahinter sein mussten. Er packte den Griff und riss daran, und das Tor ging auf. Er hob es bis auf Höhe seines Knies, bevor es blockierte. Kurz entschlossen rollte er sich darunter hindurch. Rauch quoll ihm entgegen.
    Auf der anderen Seite erfasste er mit einem Blick, wo die zerstörte Mechanik klemmte. Er schob die zerschossenen Metallteile zur Seite. Qualm umflorte ihn in dichten Schwaden und nahm ihm den Atem.
    Cotton wollte das Tor schon ganz aufstoßen und den Rauch abziehen lassen, als ihm der Gedanke kam, dass die frische Luft von draußen die Garage in ein Inferno verwandeln konnte. Rasch ließ er die Hand wieder sinken. Er versuchte, in dem dämmrigen und rauchgeschwängerten Raum etwas zu erkennen.
    Ein einzelner Wagen mit steiler Heckklappe stand darin. Am hinteren Ende der Garage erkannte Cotton Regale. Die Schreie klangen immer noch gedämpft. Zuerst glaubte Cotton, es müsse an seinen Ohren liegen, bis ihm klar wurde, dass die Rufe aus dem Wagen
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