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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau
Autoren: Sara Paretsky
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von mir weg.«
    Bevor er noch etwas sagen konnte, wurde es wieder unruhig an der Tür. Diesmal war es tatsächlich Lacey. Edmund Trant löste sich sofort von der Schar seiner Bewunderer und ging hinüber zu Lacey, um ihr die Hand zu küssen, und gleich begannen die Kameras zu surren. Murray kämpfte sich gerade rechtzeitig zu den beiden vor, um vor laufenden Kameras einen Kuss von Lacey zu bekommen. Der Polizist an der Tür begrüßte Lacey und führte sie zu Emily. Ich sah zu, wie sie Emily umarmte, ihr ein Autogramm gab und sich dann in die Arme eines anderen Global-Schauspielers warf.
    Während ich mich zu Mary Louise und Emily vordrängte, bewegte sich Lacey mitsamt ihrer Gefolgschaft in die Mitte des Raumes. Der Mann, mit dem ich mich suchen unterhalten halte, schaffte es, sich direkt hinter den Kellner zu stellen, der ihr gerade einen Drink reichte. Ich beobachtete die beiden. Lacey begrüßte ihn voller Freude, also hatte er wahrscheinlich die Wahrheit über ihre gemeinsame Kindheit erzählt Aber offenbar versuchte er dann, ernsthaft mit ihr über etwas zu reden, was völlig deplaziert war in einem öffentlichen Rahmen wie diesem. Trotz des gedämpften Lichts von Sals Tiffany-Lampen sah ich, dass Lacey rot wurde. Sie wandte sich mit hochmütiger Geste von dem Mann ab, und er machte den Fehler, sie an der Schulter zu packen. Der Beamte, der den Barhocker für Emily organisiert hatte, drängte sich durch die Menge zu den beiden hinüber und dirigierte ihn zur Tür. Als Mary Louise, Emily und ich das Lokal ein paar Minuten später verließen, stand der Mann auf der anderen Straßenseite und starrte zum Golden Glow herüber. Dann steckte er die Hände in die Hosentaschen und ging weg.
    »Vic, du hast mir eine solche Freude gemacht«, seufzte Emily, als wir dir Schlange der Lacey-Fans passierten. »Die warten jetzt schon Stunden drauf, sie zu sehen, und mich hat sie in den Arm genommen und mir ein Autogramm gegeben. Vielleicht komme ich sogar ins Fernsehen. Wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass irgendwann jedes Mädchen in Chicago neidisch auf mich sein würde, hätte ich ihm nicht geglaubt. Aber jetzt ist es wahr geworden.«

Die Frau auf der Straße
    Emily plapperte während des ganzen Weges zum Wagen auf geregt vor sich hin und schlief dann auf dem Rücksitz erschöpft ein. Mary Louise machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem und schlüpfte aus ihren Stöckelschuhen.
    »In dem Alter bin ich die ganze Nacht aufgeblieben, um die Hochzeit von Diana und Charles anzuschauen«, sagte sie. »Emily hat Lacey wenigstens anfassen dürfen.«
    Ich hatte als Teenager zum O'Hare-Flughafen hinausfahren wollen, um zusammen mit meinen Altersgenossen auf Ringo und John zu warten, aber damals war meine Mutter schwer krank gewesen, und ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte, weil ich spät in der Nacht mit dem Bus und der Hochbahn in der Gegend herumfuhr. »So ein Typ wollte mit Lacey sprechen, als wir gegangen sind. Er hat gesagt, sie sind zusammen in Humboldt Park aufgewachsen. Stimmt das?«
    »Freut mich, dass du mich fragst.« Im Licht der Straßenlaternen entlang des Inner Drive sah ich Mary Louises Gesicht. »Seit du uns vor zwei Wochen zu dem Abend eingeladen hast, habe ich fast nichts anderes getan, als mir Fakten über Lacey Dowells Leben einzuverleiben. Da wird's allerhöchste Zeit, dass du auch was davon hast. Laceys eigentlicher Name ist Magdalena Lucida Dowell. Ihre Mutter war Mexikanerin, ihr Vater Ire; sie ist das einzige Kind der beiden und in Humboldt Park aufgewachsen. Sie hat die St.-Remigio-Schule besucht, bei allen Schulaufführungen mitgespielt und schließlich ein Stipendium für die Northern Illinois gekriegt. Die machen da viel Schauspiel und Theater. Vor zwölf Jahren hat sie dann ihre erste große Filmrolle bekommen, als... «
    »Schon gut, schon gut. Du weißt sicher auch, was sie für 'ne Schuhgroße hat und welche Farbe sie am liebsten mag.«
    »Grün, und die Schuhgroße ist vierzig. Und ihr ist das chorizo aus ihrem Viertel immer noch lieber als das ganze schicke Essen in L. A. Ha, ha. Ihr Vater ist bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen, und ihre Mutter wohnt mit ihr zusammen in einem hübschen Haus mit Meerblick in Santa Monica. Angeblich unterstützt Lacey St. Remigio finanziell. Es heißt, dass sie den Kardinal daran gehindert hat, die Schule zu schließen, indem sie die Stipendienkasse aufgestockt hat. Wenn das stimmt, ist das eine hübsche
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