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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare
Autoren: Jim Butcher
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Jeder Marat, den Tavi je kennen gelernt hatte, war von einem Totemwesen begleitet worden. Kitai nannte es ein Chala. Ihr Vater, der Häuptling des Gargant-Clans, wurde nur in Begleitung seines riesigen schwarzen Garganten namens Wanderer gesehen. Und Tavi konnte an den Fingern einer Hand abzählen, wie oft er Hashat, die Führerin des PferdeClans, auf ihren eigenen Füßen hatte gehen sehen.
    Im Stillen hegte Tavi die Sorge, dass Kitai, wenn er von ihr getrennt würde, darunter leiden oder sogar Schaden nehmen würde. Nach diesem Besuch im Süden würde er in die Legion eintreten, um seinen dreijährigen Pflichtdienst abzuleisten, und das würde ihn in die abgelegensten Teile des Reiches führen - denn ohne Frage würde er nicht in der Nähe von Alera Imperia und bei Kitai bleiben, die als Botschafterin ihres Volkes hier zu verweilen hatte.
    Drei Jahre. Und danach würden weitere Verpflichtungen und Aufträge auf ihn warten. Und im Anschluss daran wieder neue. Kursoren im Dienst der Krone verbrachten selten viel Zeit am gleichen Ort.
    Er vermisste sie jetzt schon. Schlimmer noch, er hatte Gaius nichts von diesem Bund erzählt, nichts von den Auswirkungen, die dieser möglicherweise auf Kitai haben würde. Nein, dem Ersten Fürsten gegenüber hatte er seine Mutmaßung in Bezug auf den Bund mit keinem Wort erwähnt. Abgesehen von dieser Sorge, die nicht mehr war als ein seltsames Gefühl in seinem Bauch, hatte er auch eigentlich keinen Grund dazu - und dennoch
sagte ihm sein Instinkt, er sollte sich gut überlegen, ob er Gaius enthüllte, was der Erste Fürst als mögliche Einflussnahme auf einen seiner Kursoren deuten könnte. Tavi war im Grenzgebiet des Reiches aufgewachsen, in einem gefährlichen Land, wo er den größten Teil seines Lebens auf seine Instinkte gehört hatte.
    Gaius beobachtete die Gefühle, die über sein Gesicht huschten, und nickte, weil er Tavis Sorgen vielleicht für romantisches Bedauern hielt. »So langsam fängst du an zu verstehen.«
    Tavi nickte, ohne den Blick zu heben, und achtete sorgsam darauf, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen.
    Gaius seufzte tief, nahm die fremde Gestalt wieder an und ging zur Tür. »Mach es auf die Weise, die dir am liebsten ist, Tavi, ich vertraue deinem Urteil. Jetzt solltest du packen, Kursor. Und viel Glück.«
     
    Das Wetter war für die Jahreszeit ungewöhnlich schlecht, und das verlangsamte die Ritter Aeris, die Rook zu ihrem Herrn in den Süden trugen; aus diesem Grund hatte sie fast fünf Tage für die Reise gebraucht. Die Zeit war die reinste Folter für sie gewesen. Sie selbst verfügte über keinerlei Windkräfte, und deshalb konnte sie nur in der geschlossenen Flugsänfte sitzen und die Mappe mit den Dokumenten anstarren, die auf dem Platz gegenüber lagen.
    Zudem litt sie unter einem Unwohlsein, welches nichts mit dem Auf und Ab der Windkutsche zu tun hatte, das durch die rauen Winde verursacht wurde. Sie schloss die Augen, damit sie das Bündel von Schriftstücken, die sie heimlich in der Hauptstadt abgeschrieben hatte, nicht mehr sehen musste. Die Abschriften hatte sie von skrupellosen und gierigen Angehörigen der Palastdienerschaft gekauft. Außerdem hatte sie sich in unbesetzte Schreibzimmer und verschlossene Kammern geschlichen, um weitere Dokumente zu stehlen. Auf diese Weise brachte sie einiges von Wert in Erfahrung, Brocken und Bruchstücke, die für
sich genommen über wenig Aussagekraft verfügten, jedoch mit den Berichten der anderen Blutkrähen ein großes Ganzes ergeben würden.
    Aber letztlich war nichts davon wirklich wichtig. Jetzt nicht mehr. Das oberste Dokument des Stapels machte alle anderen überflüssig. Sobald ihr Herr erfahren hätte, was sie herausgefunden hatte, würde er in Zugzwang geraten. Dann würde er den Bürgerkrieg anzetteln, von dem jeder Aleraner mit ein wenig Verstand längst wusste, dass er in der Luft lag. Dieser Krieg würde zehntausende Aleraner das Leben kosten. Mindestens. Was an sich schon schlimm genug war. Aber nicht deswegen fühlte sie sich so elend.
    Sie hatte einen Freund verraten, um an die Geheimnisse zu gelangen. Keinesfalls war sie die naive junge Frau, die sie zu sein vorgab, sondern viel älter als der Junge aus Calderon. In ihrer gemeinsamen Zeit hatte sich eine große Zuneigung zu ihm und seinen Freunden entwickelt, und sie hatte sie zu respektieren gelernt. Der Gedanke, dass die von ihr zur Schau gestellte Freundschaft und Fröhlichkeit nur eine Fassade war, peinigte sie, und wenn
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