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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare
Autoren: Jim Butcher
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»Das ist das gleiche Prinzip, mit dem eure Legionen sich unseren Kampfgruppen entgegenstellen. Ihre Disziplin macht die Nachteile durch die körperliche Unterlegenheit wieder wett. Keine noch so große Wut kann sich gegen Disziplin behaupten. Unklug eingesetzt, schadet Aggression eher einem selbst als dem Feind, Welpe.«
    Tavi betrachtete stirnrunzelnd das Brett und grummelte vor sich hin.
    »Gibst du auf?«, fragte Varg.
    »Das Spiel ist noch nicht vorbei«, antwortete Tavi. Er sah zwar keinen Weg, wie er sich gegen Vargs Stellung behaupten könnte, aber wenn er weiterkämpfte, würde er vielleicht doch noch eine Gelegenheit bekommen. Oder möglicherweise machte Varg einen Fehler, den Tavi ausnutzen konnte. Er schob einen Ritter in Richtung von Vargs Wehrhöfer, schlug diesen, und damit begann der große Figurentausch.
    Nach dem nächsten Dutzend Züge sah Tavi keine Möglichkeit mehr, den Cane zu besiegen. Seine Niederlage schien unvermeidlich, und grinsend hob er die Hand, weil er seinen Ersten Fürsten zum Zeichen der Kapitulation umwerfen wollte.
    Jemand pochte an die Tür der Zelle - die eigentlich, dachte Tavi, eher einer schlicht eingerichteten Wohnung als einem Gefängnisverlies glich, mit ihrem großen Bett, dem Wohnbereich und einer Leseecke. Eine Wache öffnete ein Fensterchen in der Tür. »Entschuldige, junger Mann. Aus der Zitadelle ist ein Bote eingetroffen, der dich in Angelegenheiten der Krone sprechen möchte.«
    »Ha«, sagte Tavi und schenkte Varg ein Lächeln, ehe er die
Hand zurückzog. »Die Pflicht ruft. Nun ja, dann müssen wir uns wohl mit einem Remis trennen.«
    Varg gab ein belustigtes Knurren von sich und erhob sich, während Tavi vor ihn trat. Der Cane legte den Kopf leicht zu einer Seite. Tavi vollführte die gleiche Geste, wenn auch ein wenig tiefer. »Bis nächste Woche also. Entschuldige mich bitte, Herr.«
    »Für die Pflicht braucht man sich nicht zu entschuldigen, Welpe«, sagte Varg. Er ließ die Zähne aufblitzen, als er die Wache anlächelte. Der Mann zuckte zwar nicht gerade zusammen, aber Tavi hatte das Gefühl, er musste sich schon sehr beherrschen.
    Tavi zog sich zu der verriegelten Tür zurück, ohne Varg auch nur für einen Moment den Rücken zuzukehren. Er schlüpfte hinaus, nachdem die Wache die Tür aufgeschlossen hatte, und dann folgte er dem Mann zwei Treppen nach unten in ein kleines Schreibzimmer. Es war ein schlichter Raum mit Bücherborden an den Wänden, einem einfachen Tisch und ein paar Stühlen aus poliertem dunklem Holz, dazu einem Pult und einem weiteren Tisch zum Schreiben. Auf dem Tisch stand ein weißer Porzellankrug, an dem Wassertropfen hinunterliefen.
    Auf einem der Stühle saß ein kleiner, stämmiger und offensichtlich kurzsichtiger Mann. Er trug die rot und blau gesäumte Tunika eines höheren Würdenträgers der Zitadelle. Die Wache nickte dem Mann zu, zog sich in den Gang zurück und schloss die Tür hinter sich.
    Tavi betrachtete den Boten stirnrunzelnd. Er kam ihm vage bekannt vor. Das Gesicht sagte ihm nichts, aber bei den vielen Menschen in der Zitadelle von Alera Imperia hatte das nichts zu bedeuten.
    Der Bote neigte den Kopf ein wenig und schwieg.
    Dann grinste Tavi und verneigte sich förmlich. »Majestät.«
    Der Bote lachte schallend und zufrieden. Und währenddessen verschwamm seine Gestalt, veränderte sich und verwandelte sich in einen größeren Mann, bis Gaius Sextus, Erster Fürst von Alera
und mächtigster Elementarwirker des Reiches, vor Tavi saß. Sein Haar war dicht, ordentlich geschnitten und silberweiß, und diese Farbe sowie ein paar Fältchen um die Augen waren die einzigen Hinweise darauf, dass dieser Mann vielleicht älter als vierzig Jahre sein könnte. Seine Haltung drückte etwas Distanziertes, Wölfisches aus, Vertrauen in die eigene Macht, Klugheit und Erfahrung. Beiläufig stellte Tavi fest, dass der Erste Fürst auch seine Kleidung bei der Verwandlung geändert haben musste, da er um gute sechs Zoll an Größe gewonnen hatte.
    »Wie bist du darauf gekommen?«, murmelte Gaius.
    Tavi legte die Stirn in Falten. »Wegen der Augen, Erster Fürst«, sagte er schließlich.
    »Ich habe sie verändert«, konterte Gaius.
    »Die Farbe und die Form, ja«, erklärte Tavi. »Aber es waren … deine Augen. Ich bin nicht sicher, woran ich das erkannt habe.«
    »Instinkt, nehme ich an«, meinte Gaius. »Obwohl mir das gar nicht recht ist. Wenn du ein angeborenes Talent dieser Art hättest, könnten wir das herausfinden und deine
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