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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus
Autoren: Colin Kapp
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einem Vorrat zusammen, der mehrere Jahre reichen würde. Er ging sogar nach draußen und sammelte Steine, um ihre bröcklige Struktur und die Moose, die auf ihnen wuchsen, zu untersuchen. Größe und Gewicht vieler Steine waren genau richtig zum Werfen, und er bastelte sich eine Schleuder, mit der er stundenlang übte. Er wußte nicht, ob er sie jemals brauchen würde, aber er wollte für den Fall der Fälle gerüstet sein.
    Schließlich nahm er seinen ganzen Mut zusammen und stieß bis an den Rand der Dunkelheit vor. Er nahm eine Anzahl Steine, seine Schleuder und eine Eisenstange, die er sowohl als Keule wie als Brecheisen benutzen konnte, und machte sich auf den Weg. Er konnte sich nicht entsinnen, daß er als Kind jemals besondere Angst vor der Dunkelheit gehabt hatte, aber die Schwärze hier erfüllte ihn mit Unruhe. Seine Phantasie gaukelte ihm immer wieder vor, daß man ihn aus der Dunkelheit heraus beobachtete. Der einzige Weg, seinen Seelenfrieden wiederzugewinnen, bestand darin, seine Ängste zu widerlegen – oder sie zu bestätigen.
    Sein Vorstoß dauerte länger als vorgesehen, weil es keine echte Grenze gab, an der die Dunkelheit begann. Seine Augen gewöhnten sich an das immer schwächer werdende Licht, und er sah, wie der steinige Grund in rutschigen Lehmboden und größere Felsen überging.
    Er beugte sich vor, um den Lehm genauer anzusehen, und erstarrte. Zu seinen Füßen erkannte er den Fußabdruck eines Menschen oder menschenähnlichen Wesens. Er berührte den Abdruck vorsichtig mit den Fingern.
    Dann blickte er auf und sah die Augen…
    Es waren sechs Augenpaare. Sie gehörten nicht zu Menschen, auch nicht zu Tieren, und sie leuchteten so hell, daß sich ihr Licht auf der nassen Oberfläche eines benachbarten Felsen spiegelte. Boxa sprang auf, zitternd vor Angst. Mit einer schnellen Handbewegung lud er seine Schleuder. Lediglich die Position ihrer Augen verriet ihm den Standort seiner Verfolger, und als einer von ihnen sich bewegte, verschätzte er sich in Entfernung und Höhe. Der Stein schlug harmlos auf dem Boden auf, aber die Kreatur grunzte ängstlich und hielt inne. Dann schwang Boxa die Eisenstange wild umher, drehte sich um und rannte davon. Erst als er wieder im Licht der Miniatur-Proto-Sonne angekommen war, wagte er es, sich umzublicken.
    Keine der Kreaturen war ihm gefolgt, und sosehr er sich auch anstrengte, er konnte nicht den geringsten Hinweis auf ihre leuchtenden Augen entdecken. Aber so war wenigstens eines bewiesen – er war nicht allein auf der Boxa-Schale.

 
Kapitel 6
     
    Am äußersten Ende der Straße der Tausend fanden die Senso-Theater ihre Meisterin. Clubs wie der von Mistress Sin boten ihren wohlhabenden Kunden die Dienste exotischer Kurtisanen an, deren Meisterschaft das Massenmedium Senso-Theater vergeblich zu imitieren suchte. Unmittelbar nach seinem Besuch bei Cherry suchte Ancor Mistress Sin auf. Er wußte, daß sie schwerer zu überzeugen sein würde als der bankrotte Holo-Illusionist. Das Etablissement der Mistress Sin, alias Sine Anura, enttäuschte seine hochgesteckten Erwartungen nicht. Es war diskret, und seine wahrhaft luxuriöse und sinnliche Atmosphäre zog einige der reichsten Männer der Mars-Schale an. Maq, der seine Chancen inkognito ausloten wollte, hatte unter falschem Namen eine Suite reserviert. Es war unwahrscheinlich, daß ihn außer Sine Anura jemand erkennen würde. Als man ihn in den üppig ausgestatten Nachtklub führte, ahnte er bereits, daß er seine Zeit verschwendete. Sine Anura hatte Land-as Belohnung umsichtig investiert und mußte bereits ein Mehrfaches der ursprünglichen Summe erwirtschaftet haben. Wenn er die grünhäutige Engelianerin zur Teilnahme an einer neuen Expedition überreden konnte, dann mit Sicherheit nicht mit Geld.
    Eine Gruppe talentierter Musiker – im Zeitalter der maschinell erzeugten Musik eine Rarität – spielte exotische Lieder. Ancor erkannte ihre Melodien als eine clevere Mischung verschiedener Musikstile einer Reihe von Kulturen der Mars-Schale. Alleine die für eine solche Vorstellung nötigen Nachforschungen konnten ein Vermögen kosten und ein ganzes Leben dauern, aber Ancor war nur milde überrascht. Sine Anuras Schläue war ihm nur allzu vertraut. Er beachtete die Tischdame, die in der Suite inbegriffen war, nur am Rande und aß auch nur wenig von dem köstlichen Essen. Er wartete auf den Höhepunkt des Abends, auf den Auftritt Mistress Sins, und auch als die Musik schneller und heißblütiger
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