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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin
Autoren: Frewin Jones
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sie in Ruhe.
    In der ersten Vormittagspause gelang es Tania, sich unbemerkt davonzustehlen, um Edric zu sehen. Er erwartete sie an der Treppe, die zu den leer stehenden Lagerräumen führte.
    Ihm war es ähnlich ergangen wie ihr: Seine Unterredung mit dem Schulleiter hatte sich auf die Gefahr der Selbstüberschätzung konzentriert, die dazu führen könne, dass man andere Gefahren aussetz e – eine unverhohlene Anspielung auf den Bootsunfall. Edric war außerdem offiziell dazu angehalten worden, sich von Anita fernzuhalten. Der Schulleiter hatte ihm erzählt, dass Mr und Mr s Palmer ihrer Tochter verboten hatten, ihn außerhalb der Schule zu treffen, und hatte ihn gebeten, deren Wünsche zu respektieren und nicht alles noch komplizierter zu machen, als es ohnehin schon war.
    Genau wie bei Tania war die Neugier seiner Mitschüler bald versiegt, als er ihnen klar gemacht hatte, dass er keine Geheimnisse zu enthüllen hatte.
    Tania streifte ihren Ärmel zurück und zeigte ihm das selbst gebastelte Armband mit dem schwarzen Bernstein.
    »So was hab ich auch!«, sagte er lächelnd, während er ihr seinen Stein zeigte, den er an einem dünnen schwarzen Bändel am Handgelenk trug.
    »Glaubst du eigentlich, dass ich jetzt für immer allergisch auf Metall reagiere?«, fragte sie. »Oder lässt die Unverträglichkeit nach, wenn ich eine Zeit lang hier bleibe?«
    »Keine Ahnung«, meinte Edric und nahm ihre Hand. »Aber an deiner Stelle würde ich’s nicht ausprobieren. Es sei denn, du stehst auf Schmerzen.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Das wäre zu gefährlich.« Sie drückte seine Hand und legte ihren Kopf an seine Schulter. Es war schön, ihm wieder ganz nahe zu sein, auch wenn es nur für wenige Minuten und im Geheimen war.
    »Dass deine Eltern uns voneinander fernhalten wollen, macht die Sache ziemlich vertrackt«, meinte er.
    »Was du nicht sagst!«, seufzte Tania. »Man möchte kaum glauben, dass ich eine Elfenprinzessin bin! Sie haben gesagt, wenn ich mich gut benehme, können wir in einem Monat noch mal drüber reden.«
    »Ich hatte gehofft, wir könnten schon früher mit der Suche nach Königin Titania beginnen«, sagte Edric.
    »Ich auch, aber ich weiß nicht, wie das gehen soll. Meine Eltern werden in der nächsten Zeit mit Argusaugen über mich wachen. Ich werde mich nicht fortschleichen können, ohne dass sie es merken, und ich will sie nicht immer anlügen müssen.«
    »Versteh ich gut.« Edric strich ihr übers Haar. »Das muss echt hart für dich sein. Aber die Spur wird kalt, wenn wir zu lange warten. Der einzige Hinweis, den wir bis jetzt haben, ist die Tatsache, dass dein Seelenbuch in Richmond abgeschickt wurde. Ein Päckchen von dieser Größe passt nicht in den Briefkasten, daher muss es auf einem Postamt aufgegeben worden sein.«
    Tania nickte, schloss die Augen und genoss das sanfte Streicheln seiner Hände über ihr Haar. »Gut kombiniert«, murmelte sie.
    »Ich bin heute Morgen im Computerraum gewesen und habe im Internet recherchiert«, fuhr Edric fort. »In Richmond gibt es nur zwei Postämte r – eins nördlich und eins südlich der Themse.«
    »Das grenzt die Suche ein.«
    »Wenn wir also möglichst rasch dorthin können, besteht die Chance, dass sich noch jemand an Königin Titania erinner t – immerhin fällt sie ziemlich auf.«
    Tania hob den Kopf und blickte ihn an. »Sie sieht genauso aus wie ich«, sagte sie. »Nur älter.«
    Edric nickte. »Und schau dich an, mit deinen unglaublichen Haaren und diesem Gesicht und den fantastischen Augen. Keiner, der dich gesehen hat, würde dich so schnell vergessen.«
    Tania unterdrückte ein verlegenes Kichern. »Ich wusste ja gar nicht, dass ich so besonders aussehe.«
    »Doch, tust du«, sagte Edric. »Und das sage ich nicht nur, weil ich dich liebe. Du bist unglaublich schön!«
    »Aber Titania ist jetzt seit fünfhundert Jahren hier«, sagte Tania. »Ich weiß, dass Elfen ewig leben, aber bestimmt ist sie ein bisschen gealtert. Du weißt schon, mit grauen Haaren und Falten und so.«
    Edric lächelte und nahm ihre Hände in die seinen. »Es ist schwer zu begreifen, aber wir altern nich t – jedenfalls nicht so wie die Sterblichen. Es gibt keinerlei Grund zu der Annahme, dass die Königin nicht noch haargenau so aussieht wie vor fünfhundert Jahren.« In seine Augen trat ein abwesender Blick. »Ich erinnere mich noch an das letzte Mal, als ich sie gesehen habe«, sagte er. »Es war beim Fest zum Weißen Hirsche n – eine Woche, bevor du
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