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Die Verlockung des Glücks (German Edition)

Die Verlockung des Glücks (German Edition)

Titel: Die Verlockung des Glücks (German Edition)
Autoren: Hannah Kaiser
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wird.
    Aus eigener Erfahrung kann ich dir übrigens auch sagen, dass Alkohol nicht wirklich weiter hilft …“
    Sie lächelt mich an.
    „Ich weiß, du willst das alles jetzt nicht hören, aber denk einfach in den nächsten Wochen daran, dass du bestimmt nicht unnötig leiden musst, wenn du es nicht willst. Ich bin mir ganz sicher, dass Matt gerne eine Zukunft mit dir hätte.“
     
    Ich nicke nur, was soll ich schon sagen?
    Ich weiß ja, dass sie prinzipiell recht hat. Aber das bedeutet natürlich noch lange nicht, dass sie auch recht haben muss, was mich und mein Leben betrifft.
     
    Ich trinke meinen Kaffee aus und bleibe noch ein paar Min uten sitzen, bevor ich aufstehe und nach Hause gehe. In der festen Absicht, mein Leben weiter so zu leben, wie ich es in der Zeit vor Matt getan habe.

 
Kapitel 22
     
    In den nächsten Wochen muss ich feststellen, dass zwischen Theorie und Praxis manchmal Welten liegen und das manche Vorsätze, mögen sie auch mit noch so viel festem Willen gefasst worden sein, sich einfach nicht in die Tat umsetzen lassen.
    Es geht mir nicht gut. Ich leide wie ein Hund.
     
    Ich habe in meinem Leben nie etwas vermisst, bevor ich Matt kennengelernt habe. Ich liebe meinen Beruf, ich liebe meinen Bruder, ich liebe mein Leben, so wie es in der Zeit vor Matt gewesen ist.
    Das mag jetzt komisch klingen, aber es ist so. Ich hatte nie das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich war schon immer gerne alleine, schon als Kind habe ich stundenlang alleine spielen können, ohne dass ich das Gefühl hatte, mir würde etwas fehlen.
     
    Natürlich war meine familiäre Situation nie ganz einfach und ich habe mir oft Eltern gewünscht, die mehr für mich da gewesen wären, damit ich einfach ein bisschen mehr Kind hätte sein können. Selbstverständlich hat mir meine Mutter nach ihrem Tod gefehlt und tut es noch, weil sie meine Mutter war und ich sie geliebt habe und es vermisse, eine Mutter zu haben. Aber nur um Gesellschaft zu haben und nicht allein sein zu müssen, habe ich andere Menschen eigentlich nie gebraucht.
     
    Ich fand diese Frauen, die sich in einen nichtsnutzigen Jammerlappen verwandeln, wenn sich ihr Partner von ihnen trennt, irgendwie immer eine Spur von lächerlich. Ich meine, natürlich darf man traurig sein, meinetwegen auch am Boden zerstört, aber muss man sich deswegen völlig selbst aufgeben? Das Leben geht immerhin weiter und vor der Beziehung hatten sie ja schließlich auch ein Leben!
     
    Mit Erschrecken muss ich feststellen, dass ich plötzlich selbst keinen Deut besser bin. Ich kann abends nicht einschlafen, nachts wache ich ständig auf und morgens würde ich das Bett am liebsten nicht verlassen. Meine Schlafstörungen nehmen völlig neue Dimensionen an.
    Ich sehe schrecklich aus, habe tiefe Ringe unter den Augen und habe keine Lust mehr, mich zurecht zumachen.
     
    Und das alles wegen eines hübschen Neandertalers!
     
    Ich bin zum Opfer eines Neandertalers geworden, das muss man sich mal vorstellen. Jahrhunderte der weiblichen Emanzipation habe ich einfach so über Bord geschmissen, weil eine muskelbepackte Testosteronschleuder gut im Bett ist.
     
    Ich bin von einer selbstbewussten, selbstständigen Frau, die fest im Leben steht, zu einem abhängigen Schwächling degradiert! Was für ein Leben!
    Wenn ich früher in der „Was-willst-du-mal-werden“-Spalte in den Freundschaftsbüchern, die immer mal rumgingen „Tänzerin“, „Model“, „Pferdezüchterin“ oder „Prinzessin“ geschrieben hätte, dann würde es mir vi elleicht nicht soviel ausmachen. Denn die Frauen, die aus solchen Mädchen werden, leiden bestimmt gerne mal ein bisschen für einen Kerl. Aber ich habe immer „Feuerwehrfrau“ geschrieben, ich bin tough, verdammt noch mal!
     
    Leider muss ich mir eingestehen, dass das alles nichts nützt. Ich kann so tough sein, wie ich will, ich bin trotzdem unglücklich.
     
    Matthew ruft mich beinahe jeden Tag an, er erzählt mir, ob er ein Spiel gewonnen oder verloren hat, er erzählt mir, was er zu Mittag gegessen hat und wo er seinen Abend verbracht hat.
    Er schickt mir kleine Geschenke, ein Bild von sich, ein Bild von uns und er schickt mir seinen Schlüssel und den Code für seine Alarmanlage.
     
    Damit Du nicht nur weißt, dass Du jederzeit
    willkommen bist, sondern auch jederzeit herein
    kommen kannst. Ich vermisse Dich.
    M.
     
    Ich starre einen halben Tag lang völlig überwältigt auf den Schlüssel und jedes Mal kommen mir die Tränen. Das ist das schönste
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