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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
Autoren: R. A. Salvatore
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genossen die Düfte und die Schönheit des Frühlings. Wulfgars Plan hatte funktioniert. Feringal und das ganze Fürstentum hielten Meralda wieder für das Opfer; sie wurde nicht mehr als schuldig angesehen, und der junge Lord wurde nicht mehr verspottet. Die Frau spürte noch immer den Schmerz über den Verlust ihres Kindes, aber er begann, langsam zu verschwinden. Sie sagte sich wieder und wieder, dass das Baby bei einem guten und starken Mann war, der ihm ein besserer Vater sein würde, als Jaka das jemals gewesen wäre. Oft weinte sie um ihr verlorenes Kind, aber jedes Mal wiederholte sie ihre logische Litanei und erinnerte sich daran, dass ihr Leben, trotz ihrer Fehler und des Standes, in den sie hineingeboren worden war, bei weitem besser war, als sie sich jemals hätte träumen lassen. Ihre Mutter und ihr Vater waren gesund, und Tori besuchte sie jeden Tag, um fröhlich zwischen den Blumen herumzuhüpfen und zu einer größeren Plage für Priscilla zu werden, als Meralda es je gewesen war.
    Jetzt genoss das Paar einfach nur die Pracht des Frühlings, und die Frau stellte sich auf ihr neues Leben ein. Plötzlich schnippte Feringal mit den Fingern und löste sich von ihrer Seite. Meralda schaute ihn fragend an.
    »Ich habe etwas vergessen«, erwiderte ihr Ehemann. Feringal bedeutete ihr zu warten und lief in die Burg zurück, wobei er beinahe Priscilla umrannte, die aus der Gartentür trat.
    Natürlich glaubte Priscilla kein Wort von Wulfgars Geschichte. Sie schaute Meralda finster an, doch die junge Frau wandte sich einfach ab und trat an die Mauer, um auf das Meer hinauszuschauen. »Hältst du Ausschau, ob bald ein neuer Geliebter landet?«, murmelte Priscilla, während sie an ihr vorbeiging. Sie brachte immer wieder solche Sticheleien vor, die Meralda häufig an sich abprallen ließ.
    Diesmal jedoch nicht. Meralda trat mit in die Hüften gestemmten Fäusten vor ihre Schwägerin. »Du hast in deinem ganzen jämmerlichen Leben noch kein ehrliches Gefühl verspürt, Priscilla Auck, und das ist der Grund, warum du so verbittert bist«, sagte sie. »Richte nicht über mich.«
    Priscillas Augen weiteten sich entsetzt, und sie begann zu beben. Sie war es nicht gewohnt, dass man so offen mit ihr sprach. »Du bittest…«
    »Ich bitte dich nicht, ich verlange es«, sagte Meralda barsch.
    Priscilla richtete sich auf, zog eine Grimasse und schlug Meralda dann ins Gesicht.
    Meralda, die das Brennen an ihrer Wange spürte, erwiderte den Schlag um einiges heftiger. »Richte nicht über mich, oder ich werde deinem Bruder die Wahrheit über deine Verkommenheit ins Ohr flüstern«, warnte Meralda die ältere Frau so ruhig und berechnend, dass schon diese Worte genügten, um Priscillas Gesicht glühend rot werden zu lassen. »Du kannst sicher sein, dass ich sein Ohr habe«, fügte Meralda hinzu. »Hast du mal darüber nachgedacht, wie ein Leben im Dorf unter den Bauern dir gefallen würde?«
    Gerade als sie das gesagt hatte, kam ihr Ehemann wieder herbeigesprungen und hatte einen riesigen Strauß Blumen in der Hand, Blumen für seine geliebte Meralda. Priscilla warf einen Blick auf ihren verliebten Bruder, schrie auf und eilte in die Burg zurück. Feringal schaute ihr ein wenig verwirrt nach, doch es kümmerte ihn dieser Tage so wenig, was Priscilla dachte oder fühlte, dass er sich nicht einmal die Mühe machte, Meralda danach zu fragen.
    Auch Meralda schaute der jämmerlichen Frau hinterher. Hinter ihrem Lächeln steckte mehr als nur die Freude über das aufmerksame Geschenk ihres Mannes. Viel mehr.
    Morik verabschiedete sich von Wulfgar und Delly und begann sofort damit, seine alte Position auf den Straßen von Luskan wieder neu aufzubauen. Er nahm sich ein Zimmer in einer Herberge in der Halbmondstraße, verbrachte aber nur wenig Zeit dort, denn er war eifrig damit beschäftigt, denen seine wahre Identität mitzuteilen, die dies wissen mussten, und bei den Übrigen den Ruf eines vollständig anderen Mannes zu etablieren, des Banditen Brandeburg.
    Am Ende der Woche nickten bereits viele grüßend, wenn er die Straßen entlangging. Am Ende des Monats befürchtete der Ganove keine Vergeltungsmaßnahmen der Obrigkeit mehr. Er war wieder zu Hause, und bald würden die Dinge wieder so sein, wie sie vor Wulfgars Auftauchen in Luskan gewesen waren.
    Eines Abends verließ er sein Zimmer und hatte genau diese Gedanken im Kopf, als er auf den Korridor der Herberge hinaustreten wollte. Stattdessen glitt er jedoch durch einen Tunnel
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