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Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
Autoren: R. A. Salvatore
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ruhig.
    »Ich wusste es nicht, denn ich bin neu in dieser Gegend und kenne eure Gebräuche nicht.«
    »Dann solltest du sie lernen!«, erwiderte der Junge wütend. Entreris unterwürfige Antwort machte ihn mutiger, und er trat ein paar entschlossene Schritte vor.
    Entreri schüttelte den Kopf, und seine Hand suchte nach dem Dolch, griff dann aber nach seiner Geldbörse. Er zog eine Goldmünze heraus und warf sie dem aufgeplusterten Jüngling vor die Füße. Der Junge, der aus der Gosse trank und die Reste aß, die er auf den Gassen hinter den Häusern der Großhändler ergattern konnte, vermochte nicht, seine Überraschung und Verwunderung über einen solchen Schatz zu verbergen. Er fand seine Fassung jedoch schnell wieder und schaute Entreri herablassend an. »Es ist nicht genug«, erklärte er.
    Entreri warf ihm eine weitere goldene und zusätzlich eine silberne Münze zu. »Das ist alles, was ich habe, junger Herr«, sagte er und streckte seine leeren Hände aus.
    »Wenn ich dich durchsuche und noch etwas finde …«, drohte der Junge.
    Entreri seufzte erneut und beschloss, den Knaben schnell und schmerzlos zu töten, falls er sich ihm nähern sollte.
    Der Junge bückte sich und sammelte die drei Münzen auf. »Wenn du erneut in das Gebiet von Taddio kommst, bringst du besser mehr Münzen mit«, verkündete er. »Ich warne dich. Jetzt verschwinde! Und zwar in derselben Richtung, aus der du gekommen bist!« Entreri blickte den Weg zurück, den er gekommen war. Eigentlich war ihm im Augenblick eine Richtung ebenso lieb wie jede andere, also verbeugte er sich leicht und ging zurück. Er verließ das Gebiet von Taddio, der nicht ahnte, welches Glück er heute gehabt hatte.

    * * *

    Drei Stockwerke war das Haus hoch, und mit seinen Verzierungen aus fein gearbeiteten Skulpturen und dem glänzenden Marmor war es bei weitem das eindrucksvollste Gebäude aller Diebesgilden. Normalerweise bemühten sich diese lichtscheuen Gesellen, unauffällig zu bleiben, und lebten in Häusern, die nach außen hin unscheinbar, im Inneren aber wie Paläste ausgestattet waren. Nicht so jedoch das Haus von Pascha Basadoni. Der alte Mann – und er war jetzt wirklich uralt und musste auf die neunzig zugehen – genoss seinen Luxus, und er genoss es ebenso, die Macht und den Reichtum seiner Gilde allen zu zeigen, die das Haus anschauten.
    In einer großen Kammer in der Mitte des ersten Stocks, die als Versammlungsraum für Basadonis oberste Kommandeure diente, unterhielten sich die beiden Männer und die Frau, die in Wirklichkeit die alltäglichen Aktivitäten der ausgedehnten Gilde lenkten, mit einem jungen Straßenräuber. Er war eher ein Knabe als ein Mann, eine nicht sehr eindrucksvolle Gestalt, und das bisschen Macht, über das er verfügte, erhielt er durch die Rückendeckung von Pascha Basadoni und mit Sicherheit nicht aus eigener Kraft.
    »Zumindest ist er loyal«, meinte Hand, ein stiller und gewandter Dieb, der Herr der Schatten, als Taddio sie verließ. »Zwei Goldstücke und eine Silbermünze – keine schlechten Einnahmen für jemanden, der in diesem Abschaum-Viertel arbeitet.«
    »Wenn das alles ist, was er von seinem Besucher bekommen hat«, antwortete Sharlotta Vespers mit einem abschätzigen Lachen. Sharlotta war mit einem Zoll über sechs Fuß die größte der drei Hauptleute, ihr Körper war schlank, ihre Bewegungen geschmeidig – so geschmeidig, dass Pascha Basadoni sie seinen »Weidenbaum« nannte. Es war kein Geheimnis, dass Basadoni Sharlotta zu seiner Geliebten gemacht hatte und sich ihrer noch immer in dieser Funktion bediente, wenn sein alter Körper es ihm gestattete. Es war allgemein bekannt, dass Sharlotta diese Affäre zu ihrem Vorteil genutzt und sich in Basadonis Bett nach oben geschlafen hatte. Sie gab dies bereitwillig zu – gewöhnlich kurz bevor sie denjenigen tötete, egal ob Mann oder Frau, der sich darüber mokiert hatte. Mit einem Rucken ihres Kopfes warf sie das hüftlange, schwarze Haar über eine Schulter zurück, so dass Hand ihren skeptischen Ausdruck genau sehen konnte.
    »Wenn Taddio mehr bekommen hätte, dann hätte er auch mehr abgeliefert«, versicherte Hand ihr, und sein Tonfall gab trotz des Ärgers, der in ihm mitschwang, einen Hinweis auf Frustration, die er und sein anderer Begleiter, Kadran Gordeon, jedesmal verspürten, wenn sie es mit der herablassenden Sharlotta zu tun hatten. Hand befehligte die stillen Operationen von Basadoni, die Taschendiebe und Prostituierten, die auf dem
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