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Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
Autoren: R. A. Salvatore
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juwelenbesetzter Dolch blitzte auf, durchtrennte die Bogensehne und legte sich dann, bevor der erschrockene Mann reagieren konnte, an seine Kehle. »Bitte«, stammelte der Mann und zitterte so stark, dass es seine Bewegungen und nicht die von Entreri waren, die dafür sorgten, dass die Klinge seine Haut ritzte. »Ich habe Kinder. Ja, viele, viele Kinder. Siebzehn …«
    Er brach mit einem Gurgeln ab, als Entreri ihm den Hals von Ohr zu Ohr aufschlitzte, gleichzeitig einen Fuß zu seinem Rücken hob und ihn dann damit zu Boden schleuderte.
    »Dann hättest du einen ungefährlicheren Beruf wählen sollen«, antwortete der Meuchelmörder, obwohl ihn sein Opfer nicht mehr hören konnte.
    Als er zwischen den Felsen herausspähte, machte Entreri schnell den vierten Mann der Gruppe aus, der auf der anderen Seite des Pfades von Schatten zu Schatten huschte. Der Mann war offenkundig auf dem Weg nach Calimhafen, aber zu verängstigt, um hervorzuspringen und über das freie Gelände zu rennen. Entreri wusste, dass er den Mann einholen oder vielleicht auch den Bogen neu bespannen und ihn von hier aus erschießen konnte. Aber er tat es nicht, denn es kümmerte ihn nicht. Ohne auch nur die Leichen zu plündern, wischte er seinen magischen Dolch sauber, schob ihn wieder in die Scheide und trat dann auf die Straße hinaus. Ja, er war lange, lange fort gewesen.
    Bevor er die Stadt verlassen hatte, hatte Artemis Entreri seinen Platz in der Welt und in Calimhafen gekannt. Daran dachte er jetzt, während er nach einer Abwesenheit von mehreren Jahren auf die Stadt hinabblickte. Er verstand die schattenhafte Welt, die er bewohnt hatte, und wusste, dass in diesen Gassen wahrscheinlich viele Veränderungen stattgefunden hatten. Alte Verbündete würden verschwunden sein, und sein Ruf würde ihm wahrscheinlich kaum bei den ersten Treffen mit den neuen, oft selbst ernannten Anführern der verschiedenen Gilden und Sekten helfen.
    »Was hast du mir angetan, Drizzt Do'Urden?«, fragte er mit einem leisen Lachen, denn diese große Veränderung im Leben von Artemis Entreri hatte begonnen, als ein gewisser Pascha Pook ihn auf eine Mission geschickt hatte, einen magischen Rubinanhänger von einem geflohenen Halbling zurückzuholen. Eine einfache Aufgabe, hatte Entreri geglaubt. Der Halbling, Regis, war dem Meuchelmörder bekannt gewesen und hätte sich nicht als schwerer Gegner erweisen sollen.
    Doch Entreri ahnte zu jener Zeit noch nicht, dass es Regis mit wundersamer Gewitztheit gelungen war, sich mit mächtigen Verbündeten zu umgeben, insbesondere dem Dunkelelfen. Wie viele Jahre war es her, überlegte Entreri, seit er Drizzt Do'Urden zum ersten Mal begegnet war? Seit er zum ersten Mal auf diesen Krieger gestoßen war, der ihm ebenbürtig war, der ihm den Spiegel vorhalten und ihm die Lüge zeigen konnte, die seine Existenz darstellte? Fast ein Jahrzehnt, erkannte er, und während er älter und wahrscheinlich ein bisschen langsamer geworden war, war der Drowelf, der gut sechshundert Jahre werden konnte, nicht im Mindesten gealtert. Ja, Drizzt hatte Entreri auf einen Pfad gefährlicher Selbsterkenntnis geführt. Diese Finsternis war nur noch verstärkt worden, als Entreri, gemeinsam mit den Überresten der Familie des Drows, sich erneut gegen Drizzt gestellt hatte. Der Dunkelelf hatte Entreri auf einem hohen Felssims über Mithril-Halle besiegt, und der Meuchelmörder wäre ums Leben gekommen, wenn ihn nicht ein Ränke schmiedender Dunkelelf namens Jarlaxle gerettet hätte. Jarlaxle hatte ihn anschließend nach Menzoberranzan gebracht, der riesigen Stadt der Drow und ein Bollwerk von Lloth, der Dämonenkönigin des Chaos. Der menschliche Attentäter hatte in dieser Stadt der Intrige und der Brutalität eine völlig andere Welt kennen gelernt. Dort war jedermann ein Meuchelmörder, und trotz seines enormen Talents beim Töten war Entreri nur ein Mensch, ein Umstand, der ihn ganz unten auf der sozialen Leiter platziert hatte.
    Doch es war mehr als nur sein geringes Ansehen, das den Attentäter während seines Aufenthalts in der Stadt der Drow tief getroffen hatte. Es war die Erkenntnis der Leere seiner eigenen Existenz gewesen. Dort, in einer Stadt voller Entreris, war ihm die Torheit seines Selbstvertrauens zu Bewusstsein gekommen. Er hatte eingesehen, wie lächerlich es war zu glauben, dass seine leidenschaftslose Hingabe an den Kampf um des Kampfes willen ihn auf irgendeine Art über den gewöhnlichen Pöbel erhob. Dies wusste er jetzt, als er
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