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Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit

Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit

Titel: Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit
Autoren: R. A. Salvatore
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auszusprechen, und Wulfgar hoffte nur, daß er seinem Freund ein wenig Trost spenden konnte. Er kehrte zum Lager zurück und ließ Drizzt mit seinen Gedanken in Ruhe.
    Die Sterne kamen zum Vorschein und fanden den Dunkelelfen, der immer noch allein am Rauvin stand. Drizzt hatte sich zum ersten Mal seit seinen ersten Erfahrungen auf der Oberfläche verwundbar gemacht, und die Enttäuschung, die er jetzt verspürte, hatte jene Zweifel wieder hervorgelockt, von denen er geglaubt hatte, sie vor Jahren gelöst zu haben, bevor er überhaupt Menzoberranzan, die Stadt der schwarzen Elfen, verlassen hatte. Wie hatte er überhaupt die Hoffnung hegen können, in der sonnenbeschienenen Welt der hellhäutigen Elfen normal leben zu können? In Zehn-Städte, wo Mörder und Diebe häufig zu achtbaren Männern wurden und zu führenden Positionen aufstiegen, wurde er gerade noch geduldet. In Langsattel, wo in Anbetracht der ungeheuren Neugierde der wissensdurstigen Harpells Vorurteile zweitrangig waren, war er wie ein Wesen von ihrer Experimentierfarm zur Schau gestellt und innerlich untersucht und auseinandergenommen worden. Und wenn die Zauberer ihm auch nichts Böses gewollt hatten, so hatte ihnen doch jegliches Mitgefühl und jede Achtung vor ihm gefehlt. Für sie war er nichts anderes als eine Merkwürdigkeit gewesen, die es zu erforschen galt.
    Und jetzt hatte ihn Silbrigmond abgewiesen, eine Stadt, die sich auf das Recht des einzelnen und die Grundsätze der Gerechtigkeit berief, wo Angehörige aller Rassen willkommen geheißen wurden, solange sie mit guten Absichten kamen. Alle Rassen, so schien es, aber nicht die Dunkelelfen.
    Das Unvermeidliche, ein Leben als Ausgestoßener zu führen, hatte sich ihm niemals so deutlich offenbart. Außer am äußersten Rande der Zivilisation konnte nirgendwo in den ganzen Welten eine Stadt, ja nicht einmal ein abgelegenes Dorf, ein Zuhause oder eine Existenz bieten. Die Einschränkung seiner Lebensbedürfnisse und, was noch schlimmer war, die Aussichtslosigkeit, daß sich in der Zukunft etwas verändern könnte, erschreckten ihn.
    Jetzt stand er unter den Sternen und sah zu ihnen empor mit solch einer tiefen Liebe und Ehrfurcht, wie es für einen seiner Vettern auf der Oberfläche kaum möglich war. Aber gleichzeitig überlegte er sich aufrichtig, ob seine Entscheidung, die Unterwelt zu verlassen, überhaupt richtig gewesen war.
    Hatte er gegen einen göttlichen Plan gehandelt und die Grenzen einer natürlichen Ordnung übertreten? Vielleicht hätte er sein Schicksal annehmen und in der dunklen Stadt bei seiner Art bleiben sollen.
    Ein Funkeln am Nachthimmel weckte ihn aus seinen Grübeleien. Ein Stern über ihm pulsierte, wuchs und hatte schon seine normale Größe überschritten. Sein Glanz tauchte die Umgebung um Drizzt herum in ein weiches Licht, und immer weiter wuchs er.
    Dann war das verzauberte Licht verschwunden, und vor Drizzt stand eine wunderschöne Frau. Ihr Haar glänzte silbern, und ihre strahlenden Augen zeugten von Jahren der Erfahrung und Weisheit und doch einem Glanz ewiger Jugend. Sie war groß, größer als Drizzt, und stand aufrecht da; sie trug ein Gewand aus feinster Seide und eine hohe Krone aus Gold und Edelsteinen.
    Die Frau sah auf ihn mit aufrichtigem Mitgefühl herab, als könnte sie jeden seiner Gedanken lesen und das Durcheinander seiner Gefühle verstehen, über das er sich selber noch Klarheit verschaffen mußte.
    »Frieden, Drizzt Do'Urden«, sprach sie ihn mit einer Stimme wie süße Musik an. »Ich bin Alustriel, Herrscherin über Silbrigmond.«
    Drizzt musterte sie aufmerksam, obwohl er bei ihrem Gebaren und ihrer Schönheit keinen Zweifel über diese Behauptung hegte. »Du hast von mir gehört?« fragte er.
    »Inzwischen haben viele von den Gefährten der Halle gehört, denn das ist der Name, den Harkle Harpell euch gegeben hat. Ein Zwerg auf der Suche nach seiner uralten Heimat ist in den Welten nicht so außergewöhnlich, aber ein Dunkelelf an seiner Seite erregt die Aufmerksamkeit aller, bei denen er vorbeikommt.«
    Sie schluckte mühsam. »Ich war es, der dir den Eintritt in die Stadt verweigert hat«, bekannte sie.
    »Und warum kommst du denn dann jetzt zu mir?« fragte Drizzt, eher aus Neugierde als aus Wut und unfähig, jene Ablehnung mit der Person, die jetzt vor ihm stand, in Einklang zu bringen. Alustriel war für ihren Gerechtigkeitssinn und ihre Toleranz im ganzen Norden berühmt, und Drizzt hatte nach seiner Begegnung mit den Wächtern
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