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Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Titel: Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade
Autoren: R. A. Salvatore
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geführt. Aber jetzt war sein Geheimnis gelüftet. Seit Gerüchte aus der Ratsversammlung gesickert waren, flüsterte jeder in Bryn Shander über die magischen Fähigkeiten des Halblings. Es würde nicht lange dauern, bis alle Gemeinden von Kemps Anschuldigungen erfahren und ihm aus dem Weg gehen oder ihn sogar offen meiden würden. Regis wußte, daß auf die eine oder andere Weise diese Tage eines angenehmen Lebens in Waldheim für ihn gezählt waren.
    »Ich danke dir für die Einladung«, sagte er zu Bruenor. »Ich werde vor Kessells Ankunft da sein.«
    »Gut«, erwiderte der Zwerg. »Du bekommst ein Zimmer neben dem Jungen, damit keiner der Zwerge dein Magenknurren hören muß!« Er zwinkerte Drizzt gutmütig zu.
    »Nein«, erklärte Wulfgar. Bruenor sah ihn neugierig an. Er hatte mißverstanden, was der Barbar einwenden wollte, und begriff nicht, warum der etwas dagegen hatte, neben Regis zu wohnen.
    »Sei vorsichtig, Junge«, neckte ihn der Zwerg. »Wenn du daran denkst, neben dem Mädchen zu wohnen, dann vergiß nicht, rechtzeitig den Kopf vor dem Hieb meiner Axt einzuziehen!«
    Catti-brie kicherte leise; sie war verlegen und gleichzeitig tief gerührt.
    »Deine Minen sind nicht der richtige Platz für mich«, sagte Wulfgar plötzlich. »Mein Leben gehört der Tundra.«
    »Du vergißt, daß noch immer ich über dein Leben bestimme!« gab Bruenor heftig zurück. Aber eigentlich war seine Reaktion eher die eines besorgten Vaters als eines entrüsteten Herrn.
    Wulfgar baute sich stolz und unnachgiebig vor dem Zwerg auf. Drizzt verstand ihn und war erfreut. Allmählich begann es Bruenor zu dämmern, worauf der Barbar hinauswollte, und obwohl ihm der Gedanke an Trennung überhaupt nicht gefiel, empfand er in diesem Augenblick mehr Stolz auf den Jungen als je zuvor.
    »Meine Dienstzeit ist noch nicht ganz zu Ende«, begann Wulfgar, »aber ich habe dir meine Schuld abgezahlt, mein Freund, und auch deinem Volk. Ich bin Wulfgar!« verkündete er. Entschlossen preßte er die Lippen zusammen, und seine Muskeln strafften sich vor Anspannung. »Ich bin kein Junge mehr, sondern ein Mann! Ein freier Mann!«
    Bruenor spürte, daß seine Augen feucht wurden. Zum ersten Mal unternahm er nichts, um seine Tränen zu verbergen. Er baute sich vor dem großen Barbaren auf und erwiderte Wulfgars unbeugsamen Blick mit einem Blick aufrichtiger Bewunderung.
    »Das bist du«, bestätigte Bruenor. »Aber darf ich dich vielleicht fragen, ob du bleibst und an meiner Seite kämpfst?«
    Wulfgar schüttelte den Kopf. »Meine Schuld bei dir ist wirklich beglichen. Und du wirst immer mein Freund sein… mein teurer Freund. Aber ich habe noch eine andere Schuld zu begleichen.« Er sah zu Kelvins Steinhügel hinauf und in die Weite dahinter. Unzählige Sterne leuchteten hell über der Tundra und ließen sie noch größer und leerer erscheinen. »Dort draußen in einer anderen Welt.«
    Catti-brie seufzte und scharrte nervös mit den Füßen. Sie allein verstand diese geheimnisvollen Worte von Wulfgar und war über seine Entscheidung keineswegs glücklich.
    Bruenor, der den Entschluß des Barbaren respektierte, nickte zustimmend. »Dann geh, und laß es dir gutgehen«, sagte er und versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu bezwingen, während er zu dem steinigen Pfad ging. Er hielt noch einmal kurz an und sah auf den großen, jungen Barbaren zurück. »Du bist ein Mann, daran gibt es nichts zu rütteln«, sagte er über die Schulter. »Aber vergiß niemals, daß du immer mein Junge bleiben wirst!«
    »Das werde ich bestimmt nie«, flüsterte Wulfgar, als Bruenor in den Tunnel verschwand. Er spürte Drizzts Hand auf seiner Schulter.
    »Wann wirst du aufbrechen?« fragte der Dunkelelf.
    »Noch heute abend«, antwortete Wulfgar. »Diese grausame Zeit gönnt einem keine Ruhe.«
    »Und wohin gehst du?« fragte Catti-brie, obwohl sie die Wahrheit und auch die vage Antwort kannte, die Wulfgar geben würde.
    Der Barbar richtete wieder seinen verschleierten Blick auf die Ebene. »Nach Hause.«
    Er begann, den Pfad hinunterzugehen, und Regis folgte ihm.
    Catti-brie blieb allein zurück und gab Drizzt ein Zeichen, er solle bei ihr bleiben.
    »Verabschiede dich heute abend von Wulfgar«, sagte sie zu ihm. »Ich glaube nicht, daß er zurückkehren wird.«
    »Seine Heimat ist der Ort, für den er sich entschieden hat«, erwiderte Drizzt. Der Dunkelelf vermutete, daß die Neuigkeit, daß sich Heafstaag Kessells Armee angeschlossen hatte, eine Rolle bei Wulfgars
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