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Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Titel: Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade
Autoren: R. A. Salvatore
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gewaltigen Schar von Goblins und Riesen hierher kommen will! Sie haben vor, Zehn-Städte zu erobern!« Er war davon überzeugt, daß seine Schilderung dramatisch genug war, um Wirkung zu zeigen.
    Kemp tobte jedoch schon wieder los. »Auf das Wort eines Orks, Cassius? In dieser so entscheidenden Zeit hast du uns von den Seen hierher bestellt, weil ein stinkender Ork von einer Bedrohung gefaselt hat?«
    »Die Geschichte des Halblings ist doch wahrhaftig nicht ungewöhnlich«, fügte Schermont hinzu. »Wir alle wissen doch, daß ein gefangener Goblin alles mögliche schwätzt, damit er ja nicht seinen wertlosen Kopf verliert.«
    »Vielleicht hattet ihr ja ganz andere Beweggründe«, zischte Kemp mit einem Seitenblick auf Agorwal.
    Cassius, der die schlechten Nachrichten auch für wahr hielt, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schwieg. Angesichts der angespannten Lage auf den Seen und der letzten Verkaufstage einer besonders unergiebigen Fischsaison, deren Ende immer näher heranrückte, hatte er diese Entwicklung kommen sehen. Er sah resigniert zu Bruenor und Regis hinüber und zuckte die Achseln, da die Ratsversammlung wieder einmal in ein Wettschreien ausgeartet war.
    Als sich erneut Unruhe breitmachte, holte Regis den Rubinanhänger unter seiner Weste hervor und stieß Bruenor an. Sie sahen erst auf den Stein, und dann sahen sie sich erneut enttäuscht an. Sie hatten gehofft, den magischen Stein nicht in Anspruch nehmen zu müssen.
    Regis schlug mit seinem Hammer auf den Tisch, um das Wort zu erhalten, was Cassius ihm auch erteilte. Dann sprang er wie vor fünf Jahren auf den Tisch und ging auf seinen Hauptwidersacher zu.
    Aber dieses Mal lief alles ganz anders ab, als Regis es erwartete. Kemp hatte in den vergangenen Jahren viele Stunden über jene Ratsversammlung vor dem Eindringen der Barbaren nachgedacht. Der Sprecher war über das Ergebnis jener Sitzung erleichtert gewesen, und im Grunde wußte er auch, daß er und ganz Zehn-Städte dem Halbling zu Dank verpflichtet waren, daß er und einige andere Sprecher von ihrer anfänglichen ablehnenden Haltung so leicht abgebracht worden waren. Er war ein rauflustiger Typ, der den Kampf sogar mehr liebte als das Fischen, aber er hatte auch einen wachen Verstand und spürte sehr schnell, wenn Gefahren drohten. In den vergangenen fünf Jahren hatte er Regis häufig beobachtet und aufmerksam Geschichten über sein Geschick, andere zu überzeugen, gelauscht. Als sich der Halbling ihm jetzt näherte, wandte der stämmige Sprecher von Termalaine die Augen ab.
    »Verschwinde, du Schwindler!« knurrte er und schob abwehrend seinen Stuhl vom Tisch zurück. »Du scheinst über eine seltsame Fähigkeit zu verfügen, Leute von deiner Meinung zu überzeugen, aber diesmal falle ich nicht auf deinen Zauber herein!« Und dann warnte er die anderen Sprecher: »Hütet euch vor dem Halbling! Er hat etwas Magisches bei sich, seht euch vor!«
    Kemp konnte zwar seine Behauptung nicht beweisen, aber er erkannte sofort, daß das auch gar nicht nötig war. Regis sah sich nervös um. Er war unfähig, Kemps Anschuldigung zurückzuweisen. Selbst Agorwal sah Regis nicht mehr direkt in die Augen, selbst wenn er versuchte, diese Tatsache taktvoll zu vertuschen.
    »Setz dich ruhig wieder, du Schwindler!« spottete Kemp. »Mit deiner Magie kannst du nichts mehr ausrichten, wenn man dir erstmal auf die Schliche gekommen ist!«
    Bruenor, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, sprang plötzlich mit wutverzerrtem Gesicht auf. »Ist das auch ein Schwindel, du Mistkerl aus Targos?« fauchte ihn der Zwerg an. Er holte einen Sack hervor und ließ seinen Inhalt, den abgetrennten Kopf eines Verbeeg, über den Tisch zu Kemp hin rollen. Einige der Sprecher zuckten vor Entsetzen zusammen, aber Kemp war damit nicht zu beeindrucken.
    »Wir sind schon viele Male mit vagabundierenden Riesen fertig geworden«, erwiderte der Sprecher kühl.
    »Vagabunden?« wiederholte Bruenor ungläubig. »Wir haben vierzig von diesen Bestien niedergemacht, von Orks und Ogern ganz zu schweigen!«
    »Eine vorbeiziehende Bande«, erklärte Kemp gleichmütig und dickköpfig. »Und jetzt sind ja alle tot, wie du sagst. Warum wird diese Angelegenheit dann vor den Rat gebracht? Wenn du eine Auszeichnung wünschst, allmächtiger Zwerg, dann sollst du sie auch bekommen!« Seine Stimme troff nur so vor Gehässigkeit, und er beobachtete mit großem Vergnügen, daß Bruenors Gesicht immer dunkler anlief. »Vielleicht könnte Cassius dir zu
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