Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Begabung beeinflußt.
    Er bebte vor Vorfreude auf die Kraft, über die er verfügen würde.
    Eine streunende Katze lief ihm über den Weg und warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, während sie an ihm vorbeistolzierte. Mit zusammengekniffenen Augen sah sich Kessell um, ob ihn jemand beobachtete. »Warum nicht?« murmelte er. Er zeigte mit einem Finger, der Tod bringen sollte, auf die Katze und murmelte jenen Befehl, der eine Explosion bewirken würde. Die Katze bemerkte, was er vorhatte, und schoß nervös davon. Doch kein magischer Blitz schlug auf sie ein, solange sie noch in der Nähe war.
    Kessell betrachtete seinen verbrannten Finger und fragte sich, was er falsch gemacht haben könnte.
    Aber er war nicht übermäßig enttäuscht. Daß sein Fingernagel geschwärzt war, war eine stärkere Wirkung, als er sie je zuvor bei diesem Zauber erreicht hatte.

Am Ufer des Maer Dualdon
    Regis, der Halbling, der einzige seiner Art im Umkreis von Hunderten von Meilen, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich gegen den moosbedeckten Baumstamm. Selbst nach den Maßstäben seiner Rasse war er klein. Der Flaum seiner braunen Haarlocken bedeckte spärlich seine kaum einen Meter große Gestalt, aber sein Bauch war ziemlich dick, denn er liebte eine gute Mahlzeit oder auch mehrere, wenn sich die Gelegenheit dazu bot.
    Ein gebogener Stab, der ihm als Angelrute diente, ragte über ihm empor. Eingeklemmt zwischen zweien seiner pelzigen Zehen hing er über dem stillen See und spiegelte sich auf der makellos glatten Oberfläche des Maer Dualdon. Kleine Wellen rollten sanft über das Spiegelbild, als sich der rote Holzhaken leicht bewegte. Die Leine war zum Ufer getrieben und hing jetzt schlaff im Wasser. Daher war es Regis auch entgangen, daß ein Fisch vorsichtig nach dem Köder geschnappt hatte. Innerhalb von Sekunden war der Angelhaken fein säuberlich abgenagt. Aber der Halbling wußte das nicht, und es sollte noch Stunden dauern, bis er sich überhaupt die Mühe machte, den Haken zu überprüfen. Es wäre ihm sowieso einerlei gewesen.
    Er war zum Vergnügen hier und nicht zum Arbeiten. Angesichts des nahenden Winters erschien es Regis wahrscheinlich, daß es möglicherweise sein vorerst letzter Ausflug an den See war. Im Winter ging er nicht fischen. Das taten nur einige der unersättlich gierigen Menschen von Zehn-Städte. Außerdem hatte der Halbling genügend Schädelknochen von den Fängen anderer Fischer gelagert, um sich in den sieben langen, verschneiten Wintermonaten beschäftigen zu können. Er machte seiner nicht gerade ehrgeizigen Rasse wahrhaftig Ehre, denn schließlich trug er ein wenig zur Zivilisation in einer Gegend bei, die sonst völlig unerschlossen war und Hunderte von Meilen von dem nächsten Ort entfernt lag, der mit Recht als Stadt bezeichnet werden konnte. Andere Halblinge reisten selbst während der Sommermonate niemals so weit in den Norden, sondern zogen die Annehmlichkeiten der südlichen Landstriche vor. Auch Regis hätte liebend gern seine Habseligkeiten zusammengepackt und wäre in den Süden zurückgekehrt. Doch da gab es ein kleines Problem für ihn mit dem Vorsteher einer berühmten Diebesgilde.
    Ein zehn Zentimeter großer Block des »weißen Goldes« sowie verschiedene hervorragende Schnitzgeräte lagen neben ihm auf dem Boden. Auf dem viereckigen Block waren die Umrisse eines Pferdemauls zu erkennen. Regis hatte eigentlich vorgehabt, während des Angelns daran weiterzuarbeiten. Regis hatte immer vieles vor.
    »Der Tag ist zu schön«, dachte er sich. Das war eine Entschuldigung, die für ihn niemals abgedroschen klang. Doch anders als sonst entsprach sie diesmal wirklich der Wahrheit. Es schien, als hätten die Wetterdämonen, die dieses rauhe Land ihrem eisernen Willen unterwarfen, einen Tag Urlaub genommen. Vielleicht sammelten sie auch nur ihre Kräfte, um für einen besonders harten Winter zu sorgen. Zuvor jedoch verwöhnten sie das Land mit einem Herbsttag wie im zivilisierten Süden. So etwas erlebte man selten in jener Region, die im Laufe der Zeit den Namen Eiswindtal bekommen hatte, einen wohlverdienten Namen in Anbetracht des Ostwindes, der unaufhörlich zu wehen schien und eiskalte Luft vom ReghedGletscher mitbrachte. Selbst die wenigen Tage, an denen sich der Wind drehte, waren keine Wohltat, denn Zehn-Städte wurde im Norden und Westen von der sich über Meilen hinziehenden Tundra begrenzt, und an die schloß sich noch mehr Eis an, nämlich die Treibeis-See.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher