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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall
Autoren: R. A. Salvatore
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waren, wenn sie in die Tundra zurückkehrten, waren nicht einmal Vorräte angelegt worden, mit denen sich die Stämme auf ihrem langen Marsch sonst versorgten. Drizzt wußte das alles zu deuten. Das Überleben der Barbarenstämme hing davon ab, daß sie den Rentierherden folgten. Da sie offensichtlich von ihren traditionellen Wegen abgewichen waren, bestand Grund zu mehr als leichter Beunruhigung.
    Aber Drizzt hatte auch die Kriegstrommel gehört.
    Ihr leises Dröhnen rollte über die leere Ebene wie ein ferner Donner. Sie vibrierten in einem Rhythmus, der gewöhnlich nur für andere Barbarenstämme wahrnehmbar war. Aber Drizzt wußte, was sie verkündeten. Er war ein Beobachter, der Wissen über Feind und Freund zu schätzen wußte, und hatte sein überragendes Können seit eh und je verstohlen eingesetzt, um die täglichen Arbeiten und Traditionen der stolzen Barbaren, der Urbewohner von Eiswindtal, zu verfolgen.
    Drizzt erreichte fast die Grenze seiner Belastbarkeit, als er sein Tempo beschleunigte. In den fünf zurückliegenden Jahren hatte er für die Ansammlung von Siedlungen, die als Zehn-Städte bekannt war, und für ihre Bewohner Sympathie und Anteilnahme entwickelt. Wie viele andere Ausgestoßene auch, die sich schließlich hier niedergelassen hatten, war der Dunkelelf nirgendwo sonst in den Reichen willkommen. Sogar hier wurde er von den meisten Bewohnern nur geduldet, aber in der stillschweigenden Einvernehmlichkeit der Familie der Vagabunden und Gauner belästigten ihn nur wenige. Er hatte mehr Glück als die meisten anderen gehabt, denn er hatte einige Freunde gefunden, die über sein Erbe hinwegsahen und seinen wahren Charakter erkannten.
    Besorgt schielte der Dunkelelf zu Kelvins Steinhügel hinüber, dem einsamen Berg, der den Zugang zu dem felsigen Zwergental zwischen dem Maer Dualdon und dem Lac Dinneshere markierte. Aber seine wunderbaren, violetten, mandelförmigen Augen, die in der Nacht mit denen einer Eule wetteifern konnten, vermochten den Schleier des Tageslichts nicht ausreichend zu durchdringen, um die Entfernung abzuschätzen.
    Wieder zog er den Kopf in die Kapuze zurück. Lieber marschierte er blind weiter, als sich einem Schwindelanfall durch die Sonne auszusetzen, und so vertiefte er sich wieder in die dunklen Träume von Menzoberranzan, der lichtlosen unterirdischen Stadt seiner Vorfahren. Einst hatten die Dunkelelfen auch auf der oberen Welt gelebt und mit ihren hellhäutigen Vettern unter der Sonne und den Sternen getanzt.
    Aber die Dunkelelfen waren bösartige, kaltblütige Mörder, was sogar die Toleranz ihrer sonst so unvoreingenommenen Vettern überstieg. Und in dem Krieg, der unvermeidlich zwischen den Elfennationen ausbrach, waren die Dunkelelfen in das Erdinnere vertrieben worden. Sie fanden eine Welt finsterer Geheimnisse und Schwarzer Magie vor und gaben sich damit zufrieden, sich dort niederzulassen. Im Laufe der Jahrhunderte erholten sie sich wieder und verschrieben sich den Wegen der geheimnisvollen Magie. Sie wurden mächtiger als ihre Vettern, die auf der Oberfläche lebten und deren Beschäftigung mit der geheimen Kunst in der lebensspendenden Wärme der Sonne ein Zeitvertreib und keine Notwendigkeit war.
    Doch die Dunkelelfen hatten jegliche Sehnsucht nach der Sonne und den Sternen verloren und sich mit allen Sinnen den Tiefen angepaßt. Zum Glück aller, die unter dem freien Himmel lebten, waren die Dunkelelfen damit zufrieden, dort zu bleiben, wo sie waren. Nur gelegentlich tauchten sie auf und überfielen und plünderten das Land. Soweit Drizzt wußte, war er der einzige seiner Art, der auf der Oberfläche lebte. Er hatte zwar irgendwie gelernt, das Licht zu ertragen, litt aber immer noch an jener angeborenen Schwäche.
    Doch noch während er darüber nachdachte, daß das Licht ihn benachteiligte, packte ihn die Wut über seine eigene Sorglosigkeit. Plötzlich nämlich standen zwei bärenähnliche Tundra-Yetis vor ihm, deren schmuddelige Felle zur Tarnung noch im sommerlichen Braun gefärbt waren.
    Die rote Flagge, mit der ein Fang bekanntgegeben wurde, stieg vom Deck eines der Fischerboote auf. Regis beobachtete, wie sie sich immer höher bewegte. »Fast ein Meter. Oder noch größer«, murmelte der Halbling anerkennend, als die Flagge direkt unter dem Dwarsbalken am Mast festgemacht wurde. »Da wird heute abend bei einer Familie ganz schön gefeiert werden!«
    Ein zweites Schiff stoppte neben dem ersten, das den Fang signalisiert hatte. In seiner Hast stieß es
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