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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition)
Autoren: Mike Wächter
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einen Moment, bis er kapiert, um was für eine Art Stuhl es sich handelt. Jetzt weiß er auch, woher das helle Licht kommt – er sitzt auf einem Stuhl, wie sie in gynäkologischen Praxen stehen.
    Dann taucht vor der Lampe eine Gestalt auf und grinst ihn an. Obwohl ihr Mund von einem Mundschutz verdeckt ist, weiß er ganz genau, dass sie grinst. Sie zieht sich Einweghandschuhe an, was ein klatschendes Geräusch verursacht, als ihre Finger das gespannte Gummi des zweiten Handschuhs loslassen. Kimski will schreien, kann aber nicht. Sein Mund steht offen, doch es kommt kein Ton heraus. Er will sich bewegen, doch sein Körper reagiert nicht.
    »Dann können wir ja mit der Operation beginnen«, sagt sein Gegenüber und lacht.
    Wer ist das? Was soll das? Wo ist er?
    Aribert Heim kommt ihm in den Sinn, der KZ-Arzt, der später als Frauenarzt gearbeitet hat. Der ist doch längst tot! Nein, ist er nicht, hatte Eva gesagt, er werde immer noch gesucht. Aber der wäre doch auch viel älter als sein Gegenüber.
    »Entspannen Sie sich.«
    Bitte? Was soll er? Der Kerl beugt sich vor und streckt ihm seinen Arm entgegen. Da Kimski sich nicht bewegen kann, schaut er weg, schließt einfach die Augen. Das ist, wie er feststellt, der einzige Befehl, den sein Körper befolgt. Panik steigt in Kimski auf. Er öffnet die Augen. Der ganze Raum ist kahl, die Wände weiß, zum Verrücktwerden. In seinem Unterleib brennt es. Fingert der Doktor ihm gerade an einer Stelle herum, wo er nicht sollte?
    »Schauen Sie mal, was ich gefunden habe.«
    ein Gegenüber richtet sich auf und hält ein schrumpeliges Ding in der Hand, das entfernt an ein menschliches Herz erinnert.
    »Sehen Sie mal. Ist kaputt.«
    Als der Typ seinen Mundschutz herunterzieht, erkennt Kimski ihn wieder.
    »Ich dachte, Sie wären Psychotherapeut!«, presst er hervor.
    Auf einmal klappt auch das Sprechen wieder. Sein Gegenüber antwortet nicht, strahlt ihn nur an mit einem fürchterlichen Grinsen.
    Aber klar – der Psychotherapeut! Dann ist das Ganze wieder so ein furchtbarer Traum.
    »Sie haben nicht gut darauf aufgepasst.« Der Kerl hantiert immer noch mit dem Stück Fleisch herum. »Ist ganz verkümmert, das arme Ding. Sie lassen zu wenige Gefühle zu. Dadurch verschrumpelt das Herz.«
    »Ich zeig Ihnen gleich Gefühle!«
    Kimski will um sich schlagen, was nicht geht.
    »Moment mal! Das Herz schlägt nicht mehr?«
    Wie blöd von ihm, wie soll es auch schlagen, wenn es gerade herausgeschnitten worden ist. Nicht dass es am Ende gar kein Traum ist. Vielleicht ist er ja tatsächlich tot?
    Der Doktor setzt sich auf einen Bürostuhl ihm gegenüber an einen Tisch. Wo kommen nur der Tisch und der Stuhl auf einmal her? Er lässt das wabbelige Herz in eine Nierenschale fallen, greift zu einem Kuli und notiert etwas.
    »Kein Wunder, dass Sie immer wieder in Schlamassel geraten, Kimski. Sie gehen alles viel zu verspannt an, machen Sie sich mal locker. Unternehmen Sie etwas Schönes mit Ihrem Vater, laden Sie Ihre Freundin Eva zum Essen ein.«
    »Sie ist nicht meine Freundin! Und ich bin locker!«
    »Natürlich.«
    Der Arzt erhebt sich und kommt wieder auf ihn zu. In der Hand hält er Nadel und Faden.
    »Entspannen Sie sich bitte, während ich Sie wieder zusammenflicke.«
    »Bitte!«
    »Wissen Sie, Kimski, Sie können nicht Ihr ganzes Leben lang Ihre Eltern für Ihr Elend verantwortlich machen. Lernen Sie zu verzeihen, schauen Sie mit erhobenem Haupt in die Zukunft, werden Sie erwachsen.«
    Was würde er nur dafür geben, wenn er jetzt seine Hände bewegen könnte und diesem Psychokerl ordentlich eine reinhauen könnte!
    »So, alles wieder zusammengeflickt.«
    »Herr Doktor, darf ich Sie mal was fragen?«
    »Sehr gern.«
    »Bin ich tot?«
    Der Doktor lacht ihn an und schüttelt den Kopf.
    »Noch nicht.«
     
    Als Kimski wieder zu sich kommt, wünscht er sich, er wäre bereits tot. Sein ganzer Körper schmerzt, alles ist dunkel. Er kann seine Arme und Beine nicht bewegen und ziemlich schnell muss er feststellen, dass er gefesselt und geknebelt ist. Seine Gliedmaßen sind fürchterlich verdreht und er ist wie eine Sardine in der Dose zusammengequetscht.
    Laut und deutlich vernimmt er den Motor eines Autos, spürt die Vibration des Wagens auf der Straße und nun weiß er auch, wo er sich befindet – in einem Kofferraum!
    Scheiße! Er versucht, seine Hände zu befreien. Doch das scheint unmöglich. Welche Position genau hat er eigentlich eingenommen? Sind seine Arme hinter oder vor seinem
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