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Die Vergessenen Schriften IV

Die Vergessenen Schriften IV

Titel: Die Vergessenen Schriften IV
Autoren: Markus Heitz
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Arm um die Schulter der Albin und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Es ist so verwaist, unserer Reich. Und das, obwohl die Götter unsere Schar mit Nachwuchs bedachten. Mehr als üblich.“
    „ Noch sind wir wenige, Bruder. Das ändert sich. Es warten ganz bestimmt noch weitere Albae aus dem Norden am Steinernen Torweg“, bestärkte sie seinen Traum. „Mit unserer List und deinen Experimenten …“
    „Rechne nicht mit meinen Ergebnissen, geliebte Schwester“, unterbrach er sie. „Ich drehe mich im Kreis. Formeln, Zutaten, die Destillate und Essenzen sind perfekt. Aber dennoch … funktionieren sie nicht. Ich übersehe etwas. Da kann mir Serîdai so sehr helfen wie sie möchte, ich komme nicht auf den Fehler.“ Er warf einen Blick über die Schulter zu Tirîgon. „Und mitten hinein, in diesen Gestank aus Niedergeschlagenheit und Ohnmacht und Wut, platzt du mit den schlechten Neuigkeiten von diesem … Emporkömmling. Es stach schlimmer als brennender Schwefel. Verzeih, dass ich mich habe hinreißen lassen.“
    Sein Bruder winkte ab und aß vom Käse. „Ich kenne dich lange genug, um dir deine Ausbrüche nicht zu verübeln“, erwiderte er und erhob sich. „Wir reden ein anderes Mal. Wenn es dir etwas besser geht und deine Nerven stärker sind.“ Im Vorbeigehen nahm er sich noch vom sanft gekochten Fleisch, das nach Kräutern duftete. „Ich bin wieder mit meinen Kriegern unterwegs. Wir machten eine Herde wilder Feuerstiere aus, die wir einfangen werden. Samusin mag sie vor den Augen der hungrigen Barbaren in einer Höhle verborgen haben.“ Er biss einmal davon ab, kaute und warf den Rest zurück auf die Platte. „Zu lange gegart.“ Auf der Schwelle blieb er stehen. „Bevor ich aufbreche, und weil ich an das Garen dachte: Ich brachte dir etwas mit, Sisaroth. Es liegt im Keller und wartet darauf, dass du es ganz nach deinem Belieben verwendest. Doch achte bitte nicht zu sehr auf die Brandflecken. Es ging leider nicht anders.“ Er lächelte seinen Geschwistern zu und verließ den schlicht eingerichteten Speisesaal, der ihnen zurzeit auch für gemeinsame Besprechungen diente. Die Arbeiten am Palast waren noch nicht abgeschlossen.
    Der Alb sah seine Schwester verwundert an. „Was meinte er damit?“
    Firûsha zuckte mit den Achseln. „Er kontrollierte zusammen mit den Begehrern einige Barbarendörfer, die im Tribut überfällig waren. Ich weiß nicht, was er unterwegs einsammelte. Mir verriet er es nicht.“
    „Nun bin ich sehr neugierig.“ Sisaroth begab sich zusammen mit ihr an die Tafel zurück. Gemeinsam aßen sie und stärkten sich. „Was mich angeht: Die Experimente müssen vorangetrieben werden. Was sieht der Abend für dich vor? Wirst du deine Singübungen angehen?“
    „Nein. Ich werde mit ein paar Kämpfern nach Nordwesten vorstoßen, um zu erfahren, ob wir noch einige kleinere Siedlungen unter unser Banner zwingen können“, erzählte sie von ihrem Vorhaben, und ihre Wangen röteten sich voller Vorfreude.
    „Weswegen?“
    „Weil es nicht Stillstand ist, wonach ich trachte.“ Firûsha lächelte. „Je größer unsere Macht, desto besser. So war es in Phondrasôn, und an dieser Erkenntnis ändert sich nichts.“
    „Reite nicht zu weit, sonst forderst du den Kordrion heraus.“ Sisaroth sah zur Karte an der Wand. „Wir haben nicht die Mittel, uns auf einen Kampf gegen dieses Monstrum einzulassen, und der …“, er schloss die Lider und nahm innerlich Anlauf, „ Kaiser wird uns gewiss nicht zu Hilfe kommen. Er würde es begrüßen, denke ich, wenn man uns ausmerzt und er uns los ist.“
    Firûsha nickte knapp und stand auf, um ihm anhand der Zeichnung zu zeigen, wohin sie wollte. „Ich beabsichtige, mir die …“
    Sisaroth hörte nicht richtig zu. Er wunderte sich, während seine Blicke über die große Karte schweiften, wie sehr sich Tark Draan gewandelt hatte. Die hässlichen Unterirdischen vom Stamm der Dritten hatten sich auf ihre Seite geschlagen und waren ihre Untergebenen geworden, auch wenn die Kleinwüchsigen sich als gleichwertige Verbündete betrachteten.
    Sein Volk regierte mit deren Hilfe über weitere Teile von Idoslân, Gauragar und Urgon. Die Eroberungen schritten weiter voran, die albischen Krieger ritten unermüdlich und brachen jeglichen Widerstand, während die Unterirdischen danach mit eiserner Hand den Willen sowie die Befehle der Drillinge umsetzen.
    Während Sisaroth und seine Geschwister sich im einstigen Elbenreich Lesinteïl niedergelassen hatten, saß
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