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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters
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Es waren mehrere Pferde, die in rasendem Galopp zu ihr aufholten.
    Sie schlug ihrem Hengst die Zügel gegen die Schulter und veranlasste ihn dazu, einen rasanten Satz nach vorn zu machen. Die Haare klebten Gwyn schweißfeucht im Nacken. Sie zerrte heftig daran und schnappte nach Luft. Zweimal schaute sie über die Schulter zurück und versuchte, durch die langen Strähnen ihrer Haare, die ihr ins Gesicht peitschten, etwas zu erkennen. Aber sie sah nichts, nur die Nebelbänder in der zunehmenden Dunkelheit. Ihr Herz klopfte so heftig, das dessen Hämmern das Donnern der Hufe übertönte.
    Als sie sich zum dritten Mal umschaute, bot sich ihr ein erschreckender Anblick. Die Silhouetten von fünf Reitern auf riesigen Schlachtrössern waren hinter ihr aufgetaucht und hatten den Kamm eines kleinen Hügels erreicht. Die Männer hatten Schwerter gegürtet, und ihre Umhänge blähten sich im Wind. Von den Leibern der heranpreschenden Pferde stieg Dampf auf. Sie sahen wie wilde geisterhafte Höllenwesen aus.
    Gwyn grub ihre Fersen in Cracks Flanken. Die morastige, unebene Straße vor ihr war bei Tageslicht schon gefährlich, aber in der nächtlichen Dunkelheit war es Wahnsinn, so schnell zu reiten. Es war daher kein Wunder, dass sie fast über den Hals des Pferdes nach vorn gestürzt wäre, als Crack mit den Vorderläufen einknickte und es ihm den Boden unter den Hufen wegriss. Schlamm spritzte hoch.
    Dann stürzte sie aus dem Sattel. Der Hengst warf den Kopf zurück. Seine Augen waren weit aufgerissen, rot und wild. Er kam wieder auf die Beine und stürmte davon, auf eine Baumgruppe zu. Mit Schlamm bespritzt und auf den Knien liegend blieb Gwyn zurück. Mitten auf der Straße und absolut allein.

3. KAPITEL
    »Lieber Gott, bitte rette mich, denn ohne deine Hilfe schaffe ich es nicht«, flüsterte Gwyn und kam stolpernd wieder auf die Füße.
    Der Mond war aufgegangen, und sie sah die Schwerter der Männer aufblitzen, die ihr immer näher kamen. Einer von ihnen war ein Ritter; sie erkannte in ihm einen Angehörigen der Leibgarde Marcus': de Louth. Die anderen waren bewaffnete Kämpfer, die mit Kettenhemden und Helmen ausgerüstet waren. Gwyn stand auf und wischte sich den Schlamm von Kinn und Brust.
    Die Reiter kamen näher. Der dumpfe Klang der Hufe wurde zu einem schmatzenden Geräusch, als die Pferde die riesige Schlammpfütze durchquerten, die Crack zum Verhängnis geworden war. Gwyn richtete ihren Blick auf de Louth, der zwei Längen vor den anderen ritt. Es waren fünf gegen eine.
    »Lady Guinevere?«
    Seine Stimme hallte unheimlich in der Dunkelheit wider. Er war nur noch ungefähr zwanzig Schritt entfernt. »Mylady? Lord d'Endshire hat uns geschickt, nach Euch zu suchen.«
    »Ihr könnt ihm sagen, dass Ihr mich in bester Laune angetroffen habt«, erwiderte sie und keuchte atemlos, während sie die Röcke über ihre Knöchel zog, als wollte sie sie ordnen. »Richtet ihm meinen Dank für seine Besorgnis aus.«
    Der Ritter zögerte. Er parierte augenblicklich sein Pferd, und die anderen Reiter verharrten hinter ihm wie dunkle Spiegel seiner selbst. Ihre Augen waren unter den Helmen fast unsichtbar, die Nasen von dem hakenförmigen Nasenschutz bedeckt, der von dem Helm hinabragte.
    De Louth räusperte sich. »Er hat uns geschickt, um für Eure Sicherheit zu sorgen.«
    »Seid versichert, Mylord, dass Lord Marcus Euch nur ausgesandt hat, um für sein Vermögen zu sorgen.«
    De Louth berührte mit den Fersen leicht die Flanken seines Pferdes, das sich daraufhin langsam vorwärtsbewegte. Gwyn schluckte die Angst herunter, die sich in ihrer Kehle ballte. Das würde nie und nimmer gut gehen. Haare klebten an ihrem schlammverschmierten Gesicht. Sie hob trotzig das Kinn.
    »Ich bin hier sicher, Sir, und ich würde es sehr schätzen, wenn Ihr mich jetzt allein ließet, damit ich ungestört meiner Wege gehen kann.«
    Die Männer ritten näher zu ihr und wechselten dabei Blicke.
    »Was soll der Unsinn, Mylady?« De Louths Stimme klang vor Verwunderung ganz hell. »Wir sind nicht mehr am Hofe des Königs, wo solche Höflichkeiten vielleicht etwas gelten. Ihr seid allein und steht ohne Pferd auf einer verlassenen Straße. Und da glaubt Ihr, hier sicher zu sein?«
    Sie verlagerte ihr Gewicht. Morast quoll aus einem ihrer Schuhe. »Sicherer als bei Eurem Lord, denke ich. Darum werde ich einfach hierbleiben und warten, bis mein Pferd zurückkommt.«
    Der Ritter lachte. Ein leises, amüsiertes Lachen, das das Vorrücken der fünf Reiter
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