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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters
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hatte lesen können. Jetzt lag auch der Lederriemen dort, den Griffyn sonst immer um den Hals trug. Der kleine Eisenschlüssel war in die Schnur geknüpft. Daneben ruhte der Silberschlüssel.
    Sie berührte die beiden Schlüssel. »Der silberne Schlüssel. Den hat dir de Louth gegeben?« Sie blickte hoch.
    »Ja, ich habe ihn von de Louth.«
    Fast hätte sie gelacht. »Im Ernst?«
    Griffyn schaute zu Alex, ehe er sagte: »De Louth hat ihn mir in Ipsile gegeben.«
    »Marcus' niederträchtigster Handlanger hat dir den Schlüssel gegeben, den ich vor einem Jahr in London verloren habe?«, hakte sie ungläubig nach.
    »Ja. Er hat ein Kind. Das Mädchen kommt in einigen Jahren zu uns.«
    Nun lachte sie erleichtert auf. »Aber natürlich. Die Menschen kommen zu dir, sobald sie es können. Natürlich hat er ein Kind, das er in deiner Obhut wissen möchte, und deshalb gab er dir den Schlüssel. Ja, so muss es sein.«
    Sanft berührten ihre Finger beide Schlüssel. »Du hast jetzt also zwei.«
    »Er ist der Schlüssel«, mischte sich Alex aus den Schatten ein.
    »Ich weiß nicht, was das bedeutet«, erwiderte sie knapp. Es war ihr im Grunde auch egal, solange nur Griffyns Blick auf ihr ruhte. Der Feuerschein tauchte sein Gesicht in Licht und Schatten. Irgendwie gelang es ihm mühelos, einen Raum mit seiner Präsenz zu füllen. Und sie hatte ihn verloren. Sie hatte ihn von sich fortgetrieben.
    »Die Schatulle hat ein Geheimfach.« Ihre Stimme zitterte. »Man sieht es nicht, aber ich weiß, dass es da ist.« Sie beugte sich vor und zeigte auf den Boden der leeren Schatulle.
    Plötzlich war es totenstill in der Kammer. Sie blickte auf. Griffyns graue Augen musterten sie fassungslos.
    »Was sagst du da?« Seine Stimme klang ungläubig und rau. Sie nickte.
    »Hast du dieses Geheimfach schon einmal geöffnet?« In seinen Worten schwang Fassungslosigkeit mit.
    »Natürlich.«
    Er beugte sich vor. »Und wie hast du das angestellt?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Als ich noch ein Kind war, habe ich die Schatulle gefunden und damit gespielt. Das geheime Fach öffnete sich von selbst. Papa ist vor Schreck fast gestorben, als er mich damit fand. Er hat mich mit sehr deutlichen Worten gewarnt, das nie wieder zu tun. Seit dem Tag habe ich die Schatulle nicht mehr gesehen. Bis Papa starb.«
    Sie schluckte schwer. »Nach Papas Tod war Marcus ständig hier. Er kramte und suchte in allen Ecken nach irgendwelchen Schätzen. Und nach einem guten Grund, mich zu heiraten. Ich habe alles versucht, um die Schatulle zu öffnen. Ich weiß nicht, warum, aber mein Gefühl sagte mir, sie könnte wichtig werden. Vor allem aber war wichtig, dass Marcus nichts davon erfuhr. Ich habe sogar versucht, einen glühend heißen Schürhaken gegen den doppelten Boden zu drücken, um ihn wegzubrennen.
    Nichts. Wie du siehst, hat der Boden nicht mal einen Kratzer.
    Eines Nachts dann, als ich nicht schlafen konnte, habe ich mir die Schatulle angesehen. Einfach weil sie so schön ist«, fügte sie leise hinzu. »Und dann habe ich mich auf einmal wieder daran erinnert, wie ich es als Kind geschafft habe, das Geheimfach zu öffnen. Ich habe meine Hände so darumgelegt.« Um es zu demonstrieren, spreizte sie die Finger weit und drückte sie ins Innere des Kästchens.
    »Und dann habe ich gefühlt und gedrückt, und dann ...«
    Das Geheimfach öffnete sich mit einem leisen Klicken.
    Alex atmete scharf ein. Sie blickte auf. Griffyn beobachtete sie aufmerksam.
    »Manchmal hat Ungehorsam auch Vorteile«, gab sie reumütig zu.
    Ein leises Lächeln zeigte sich auf Griffyns Gesicht. »Ich muss zugeben, dass ich Ungehorsam nie für die große Sünde gehalten habe, wie die Kirche es gern predigt.«
    Er war so wunderbar, wie ein helles, strahlend schönes Licht. Herrlich, ohne Makel, selbst mit all seinen Fehlern. Die Narbe in seinem Gesicht, sein sinnlicher Körper, sein gutes Herz - das alles raubte ihr den Atem.
    Aber sie hatte jetzt kein Recht mehr auf ihn.
    »Dann ist es das, wonach du gesucht hast?«, fragte sie betont ausdruckslos. »Du wolltest wissen, was darunter ist?«
    Das Lächeln schwand. »Ja.«
    Er schob einen Daumen unter den kleinen Deckel in der Schatulle. Griffyn, Alex und Gwyn beugten sich vor. Aus einem unerfindlichen Grund hielt Gwyn die Luft an, als Griffyn den Deckel hob und in das Geheimfach blickte.
    »Noch mehr Dokumente«, sagte er heiser. Er schloss die Augen. »Er ist nicht drin.«
    Alex stieß sich vom Tisch ab. Er fluchte und begann unruhig auf und
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