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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters
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du erst annehmen. Niemand kann sie dir übertragen oder dich zwingen, dich der Aufgabe zu stellen. Du musst sie akzeptieren.« Er blieb am nach Westen ausgerichteten Fenster stehen und blickte zu Griffyn herüber. »Ich wusste nicht, ob du das tun würdest.«
    Sie blickten einander an. Griffyn nickte und nahm Alex' Entschuldigung schweigend an. »Und ...?«
    Alex war sichtlich verwirrt. »Und was?«
    »Wie lautet der zweite Grund, warum du mir nicht vom dem Schlüssel erzählt hast?«
    Sein Freund wurde rot. Mit einer Hand strich Alex über die Fensterlaibung, dann rieb er sich das Kinn. »Ich weiß nicht«, gab er schließlich zu. »Ich glaube, es gefiel mir, derjenige zu sein,
    der mehr wusste. Ich fühlte mich wie jemand, der das Tor bewacht.«
    »Du hast die Macht genossen.«
    Alex nickte. »Du hast nicht mich nach Ipsile mitgenommen, sondern Fulk. Warum?«
    Griffyn zuckte mit den Schultern. »Ich habe es schon vorher vermutet. De Louth hat meinen Verdacht nur noch bestätigt.«
    »Woher hast du es gewusst?«
    Erneutes Schulterzucken. »Du warst zu beharrlich. Es war ehr zu wichtig, was ich mit diesem Vermächtnis anfange. Das ist es, was es mit den Männern macht. Ich musste mich nicht erst eingehend damit beschäftigen, um das zu wissen. Den Männern sind dann Dinge wichtig, die sie nicht so wichtig nehmen sollten. Der Schatz nimmt uns die Seele.«
    Das Feuer im Kohlenbecken war zu Leben erwacht, und der flackernde Schein tanzte auf den Wänden. Griffyn richtete sich auf. Ja, so war es, der Schatz raubte einem Mann die Seele. Er war diesem Punkt sehr nahe gekommen. Sobald die Saat aufgegangen war, hatte die Gier nach dem Schatz wie Unkraut zu wuchern begonnen. Wie lange war er jetzt auf Everoot? Erst knapp drei Wochen. Und schon zwei Tage nach seiner Ankunft war er wegen eines Gerüchts durch die halbe Grafschaft geritten und hatte Guinevere so genug Platz gelassen, um das zu tun, was sie getan hatte.
    Er lächelte bitter. »Vielleicht ist unsere Familie nicht stark genug, um den Schatz länger zu hüten. Auf diesen Gedanken ist bisher wohl noch niemand gekommen.«
    Das Blau von Alex' wattiertem Surcot wirkte im Schein der Flammen noch dunkler.
    Er schüttelte entschlossen den Kopf. »Du bist der Beweis, dass es nicht so ist, Griffyn.«
    »Ein verflucht schlechter Beweis, wenn du mich fragst.«
    »Du hast das Vermächtnis zurückgewiesen. Auf dem Schlachtfeld, als man dir ehe Wahl gelassen hat, hast du es losgelassen.«
    »Ich verstehe nicht, wie das die Heiligtümer beschützen soll.«
    Alex seufzte. »Ich glaube, es gibt keinen besseren Beweis.«
    Griffyn blickte ihn erstaunt an. »Es ist eine Prüfung? Um des Vermächtnisses würdig zu sein, muss man es von sich weisen?«
    »Es kommt darauf an, welche Entscheidungen vom Hüter verlangt werden. Diese Entscheidung war wohl deine Prüfung, ja.« Er schluckte schwer. »Kein anderer könnte das tun. Ich könnte das Erbe nicht ablehnen.«
    Griffyn beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Nachdenklich schaute er Guineveres Schatulle an. »Mein Vater hat geglaubt, der Schatz könne ihm das ewige Leben schenken.« Er blickte auf. »Stimmt das?«
    »Vielleicht.«
    Griffyn nickte. Er streckte die Hände behutsam nach dem Kästchen aus. Seine Finger berührten kaum das Holz der Schatulle. Er atmete aus.
    »Und was geschieht jetzt?«, fragte Alex. »Mit mir, meine ich.«
    »Was denkst du?«
    Alex stand regungslos da, den Rücken durchgedrückt und den Kopf gesenkt. »Ich denke, ich habe einen Fehler gemacht«, sagte er ruhig. »Ich denke, ich habe vergessen, dass du mein Herr bist. Mein Freund. Und ja, ich denke, ich habe mich dem Schatz zu sehr genähert. Es tut mir leid.«
    Griffyn nickte. Er verschränkte die Finger und starrte zwischen seinen Knien zu Boden.
    »Ich meine es so, wie ich es sage, Pagan. So etwas wird kein zweites Mal geschehen.«
    Griffyn blickte auf. »Ich weiß. Ich werde es nicht zulassen.«
    Alex neigte sein Haupt. »Mylord.«
    Griffyns Finger glitten wieder gedankenverloren über die Schnitzereien der kleinen Schatulle. Abrupt richtete er sich auf.
    »Du wirst mich also nicht als Verräter hinrichten lassen?«, fragte Alex ernst.
    Griffyn lächelte. »Nein.«
    »Und du wirst mich auch nicht fortschicken?« Seine Stimme brach.
    Griffyn schüttelte den Kopf.
    »Guinevere auch nicht?«
    Erneutes Kopfschütteln.
    Alex atmete aus. »Ich hätte gedacht, du würdest dir wünschen, dass wir zwei schleunigst verschwinden. Wir stehen dir nahe
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