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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Gee
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Augenblick war Alexander nie darauf gekommen, dass es womöglich der eigene Makel des fehlenden gesellschaftlichen Ranges war, der seinen Vater so heftig gegen den Eintritt seines Sohnes in die moderne Welt hatte opponieren lassen. Und er schämte sich, das nicht erkannt zu haben.
    »Aber das würde ich gar nicht sein wollen, Sir«, sagte er.
    Mr. Pope blieb eine Weile stumm, und Alexander dachte schon, er werde ihn tadeln, dass er gesellschaftliches Privileg so leichthin abtat. Stattdessen enthüllte er Alexanders eigene Wunschträume, als er sagte: »Ich hoffe, du wirst eines Tages dein eigenes Haus haben, Alexander. Und das, glaube ich, wird sehr herrschaftlich sein.« Alexander antwortete nicht, vor Überraschung über diesen tiefen Einblick in seines Vaters innerste Gedanken.
    »Doch beeile dich nicht zu sehr, all das beiseitezuwerfen, was dich so sehr von deinen Geschlechtsgenossen unterscheidet«, fuhr Mr. Pope fort. »Denn wenn du genauso aussiehst, so denkst und dich kleidest wie die anderen, dann wird sich niemand an dich erinnern. Ich habe immer gewusst, dass du außergewöhnlich bist, Alexander«, setzte er als Abschluss des Gesprächs hinzu, »ich hoffe, auch du wirst lernen, das zu akzeptieren.«
    Alexander war mit seinem neuen Gedicht fast zum Abschluss gelangt, da erhielt er einen Brief von Bernard Lintot, einem wohlbekannten Verleger in London und Jacob Tonsons größtem Rivalen. Lintot schrieb ihm, er habe Alexanders Pastorals und den Essay on Criticism sehr bewundert, und er bedaure, sie nicht selbst gedruckt zu haben. Und er fragte an, ob Alexander vielleicht irgendwelche neuen Texte hätte, die er sich ansehen könne. Alexander wusste, dass Lintot mehr zahlte als jeder andere Verleger in London, aber er hatte Tonson seine nächste Arbeit schon halbwegs versprochen, und das hieß doch, dass er jetzt lieber nicht den Verleger wechseln sollte. Er hatte schließlich keine Lust, als Unruhestifter zu gelten. Doch dann überlegte er noch einmal: War es nicht vielleicht genau das, was die Leute von ihm denken sollten? Obendrein bot Lintot auch noch an, Alexanders Werk in ein neues Buch aufzunehmen, das er soeben vorbereitete, eines, das eine viele größere Verbreitung finden würde, als Alexander je hätte hoffen können.
    Aber er hatte bislang noch immer keinen Titel. Er hatte an so etwas gedacht wie: Verse über eine junge Dame, kürzlich eines bedeutenden Besitzes beraubt ... Aber das taugte nichts. Absurd und weitschweifig. Er fand, es müsse etwa heißen wie: The … of the … So waren doch die besten Werke überschrieben: The Merchant of Venice, The Jew of Malta, The Way of the World … Aber vielleicht klangen die bloß so schön, weil sie berühmt waren?
    Es musste auch ein Titel sein, der träge Schuljungen noch in hundert Jahren neugierig machte. The Baron and the Belle ? Aber dann würde er immer das Gefühl haben, sich für den Namen entschuldigen zu müssen, so oft er ihn nannte. Und kein Schuljunge würde auch nur zwei Minuten opfern, solch ein Opus zu lesen.
    Etwa eine Woche lang blieb das Gedicht so auf Alexanders Schreibtisch liegen – unbetitelt und nicht abgesandt. Aber die Tage verstrichen, und Alexander begann zu fürchten, Lintot werde sein Miscellany ohne ihn drucken, wenn er es nicht endlich losschickte. Er blätterte in seinen Büchern herum, aber eine Inspiration stellte sich nicht ein. Er fragte seine Familie, aber die hatte natürlich auch keine Vorschläge zu machen.
    Schließlich kam ihm die Idee mitten in der Nacht. Er fand sie großartig, stieg aus dem Bett und schrieb sie nieder. Aber im klaren Licht des Morgens wirkte sie dann idiotisch. Überkandidelt und hysterisch … Sein Gedicht würde sich so aufgeblasen anhören wie irgendetwas, was von Dennis hätte stammen können. Aber die Zeit verging, und ihm fiel nichts Besseres ein. Also kritzelte er den närrischen Titel hin und schickte es ab, in der Hoffnung, Lintot würde ihn vielleicht verbessern.
    Ein paar Tage später trat Bernard Lintot aus seiner Ladentür, um die Morgenpost in Empfang zu nehmen, und ging zu Will’s Coffee-House. Es waren gut ein Dutzend Briefe und ein paar größere Umschläge – Manuskripte, nahm er an -, alle adressiert an Mr. Bernard Lintot am Cross Keys zwischen den beiden Temple Gates in der Fleet Street. Er nahm den Packen mit. Während er im Will’s seinen Kaffee trank, blätterte er die Post durch und gelangte zuletzt an einen Umschlag, der fünfzehn bis zwanzig handgeschriebene
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