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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin
Autoren: Jude Deveraux
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ihre Zweifel; denn Tynan legte ein derartiges Tempo vor, daß ihr angst und bang wurde - und ihrem Pferd ebenfalls. Sie mußte die ganze Kraft ihrer Armmuskeln aufbieten, um das Pferd am Ausbrechen zu hindern, als sie durch den gefährlichen Wald sprengten.
    Am Waldrand ging Ty nicht in eine langsamere Gangart über, sondern raste im vollen Galopp die Straße hinunter. Chris hatte dort eigentlich das Knattern von Gewehrschüssen erwartet; aber als es ruhig blieb, zügelte Ty sein Pferd und ritt zu ihr zurück. »Wir betreten die Stadt durch die Hintertür«, sagte er. »Zweifellos werden wir von Laniers Männern in der Stadt erwartet. Ich setze Sie dort im Frachtbüro ab und möchte, daß Sie dort bleiben, bis Sie mich zurückkommen sehen. Ich werde Ihre Geschichte zu der Frau des Arztes bringen und Ihr Pferd hinter dem Frachtbüro anbinden. Wenn Sie mich vor dem Büro vorbeireiten sehen, rennen Sie aus der Hintertür, steigen in den Sattel und reiten wie der Teufel. Glauben Sie, daß Sie das alles schaffen können?«
    »Ja«, antwortete Chris, ihr unruhiges Pferd zügelnd. »Aber wenn man Sie mit meiner Geschichte erwischt...«
    »Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen. Halten Sie sich lieber genau an meine Anweisungen. Mein Temperament ist schlimmer als Laniers Kugeln.«
    »Jawohl, Sir«, sagte sie lächelnd, und er kniff ein Auge zusammen, ehe er sein Pferd wendete und weiter nach Südosten ritt.
    Sie hielten vor der neuen, noch rohgezimmerten kleinen Stadt an. Die Mainstreet war nicht viel besser als ein umgepflügter Acker. Tynan saß eine Weile stumm im Sattel, ehe er sich ihr zuwandte. »Ich glaube, Laniers Leute sind hier.«
    »Wie können Sie das wissen?«
    »Zu viele Männer, die nichts tun, sondern nur herumstehen und die Hand in der Nähe des Revolvergriffs haben. Sie halten nach jemand Ausschau. Geben Sie mir Ihre Story«, sagte er, und nachdem er die Blätter unter seinem Hemd verstaut hatte, blickte er sie an. »Sind Sie bereit? Und Sie wissen noch, was Sie zu tun haben?«
    »Es ist nicht gerade kompliziert.«
    »Aber lebenswichtig. Kommen Sie!«
    Er führte sie durch die Hintergassen der Stadt, bewegte sich im Schatten der Zäune, drückte sich an den Hauswänden entlang. Er ritt immer außen, um sie notfalls mit seinem Körper schützen zu können. Einmal kam ein Frachtwagen rasch um die Ecke, und Tynan riß sie halb aus dem Sattel in seine Arme. »Ist dir immer noch schlecht, Liebling?« fragte er mit lauter Stimme. »Beim ersten Kind kotzt jede Frau. Glaub mir, Darling.«
    Sobald der Frachtwagen sie passiert hatte, schob er sie wieder auf ihr Pferd zurück. Er ist wahrhaftig ein schneller Denker, dachte Chris bei sich.
    »Warten Sie hier«, sagte er, als sie zum Haus der Frachtlinie kamen. An der Hinterseite des Gebäudes befand sich eine große Ladefläche und eine Rampe, und über dem Schiebetor ein Balken mit Seil und Haken.
    Chris saß auf ihrem Pferd und wartete. Bei jedem lauten Geräusch fuhr sie zusammen. Nachdem Tynan in das Frachtgebäude gegangen war, fühlte sie sich plötzlich nur noch halb so tapfer wie vorher.
    »Hier ist sie«, hörte sie Tynan sagen, als dieser mit einem zweiten Mann durch die Hintertür auf die Laderampe trat. »Sie kann keinen Schritt mehr machen.« Ehe Chris etwas sagen konnte, hob Ty sie aus dem Sattel und stellte sie auf die Rampe. »Es ist ihr erstes, und sie hat sich noch nicht an die Übelkeit gewöhnen können. Sie haben doch nichts dagegen, daß ich Sie so lange bei Ihnen lasse, bis ich den Arzt geholt habe?«
    »Absolut nicht. Ich habe selbst acht Bälger; nur weiß ich nicht, was der Arzt da tun könnte. Sie wird einfach warten müssen, bis sie das Baby bekommt.«
    Tynan erstickte Chris fast mit seiner fürsorglichen Umarmung. »Wenn sie besser schlafen kann, nur weil ich den Arzt geholt habe, werde ich das natürlich tun.«
    »Das ist klar. Hier, kleine Lady, setzen Sie sich so lange hier hin.«
    »Wie wäre es mit einem Platz am Fenster, daß Sie mich schon von weitem sehen kann? Am Fenster würde sie sich besser fühlen.«
    »Klar kann sie am Fenster sitzen«, sagte der Mann.
    Ty führte Chris zu einem Stuhl vor einem Fenster, das auf die Mainstreet hinaussah. »Vergessen Sie nicht, daß Sie krank aussehen müssen, und geben Sie ihm etwas, das er für Sie zustellen soll.«
    Chris nickte und sah hinauf in Tynans wunderschöne blaue Augen. Er zögerte einen Moment und gab ihr dann einen Kuß auf die Stirn. »Ich bin gleich wieder zurück,
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