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Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
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koptischen Evangelium zwei eigenständige griechische Versionen existierten, die nicht als Vorlage unseres koptischen Textes dienten, obwohl dieser eine Übersetzung aus dem Griechischen ist. Über den Abfassungszeitraum des ursprünglichen „Evangeliums nach Maria“ gehen die Gelehrtenmeinungen auseinander. Die implizite Behandlung der Frage nach Leitungsfunktionen von Frauen in christlichen Gemeinden könnte auf die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts als Entstehungszeitraum verweisen; bestimmte gnostische Positionen hingegen eher auf die zweite Hälfte deszweiten Jahrhunderts. Der uns vorliegende koptische Text aus der Sammlung „Berolinensis Gnosticus 8502“ stammt hingegen erst aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. Entstanden ist er entweder in Ägypten oder Syrien
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    Die folgende Übersetzung bietet den Text entsprechend des Berliner Codex. Der Beginn einer neuen Seite in der Handschrift wird im Text durch eine von senkrechten Strichen gerahmte Seitenzahl angezeigt, z. B. |9|. Die gliedernden Überschriften, die in der koptischen Handschrift nicht enthalten sind, also nicht zum Text gehören, bieten darüber hinaus die Zeilenangaben, um dem Leser zumindest eine gewisse Orientierung zu ermöglichen. Die Zeilenanfänge im Text zu kennzeichnen, ist übersetzungstechnisch kaum möglich
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D ER E RLÖSER IM G ESPRÄCH MIT SEINEN J ÜNGERN
Ü BER DIE M ATERIE
(7,1–9)
    8,10f. vgl. Thomasevangelium 8.
    „… wird die Materie nun zerstört oder nicht?“ Der Erlöser sagte: „Jede Natur, jede Gestalt, jede Kreatur, sie existieren in einander und mit einander und sie werden wieder aufgelöst werden in ihre je eigene Wurzel. Denn die Natur der Materie wird aufgelöst in ihre alleinige Natur. Wer Ohren hat zu hören, der möge hören!“
W AS IST DIE S ÜNDE DER W ELT ?
(7,10–8,11)
    Petrus sagte zu ihm: „Da du uns in jeder Sache unterwiesen hast, erkläre uns doch auch noch dies: Worin besteht die Sünde der Welt?“
    Der Erlöser sagte: „Die Sünde existiert nicht an und für sich, sondern ihr seid es, die ihr die Sünde erzeugt, wenn ihr Dinge tut vergleichbar der Natur des Ehebruchs, die man die Sünde nennt. Deswegen ist das Gute in eure Mitte gekommen, zu jeder Natur, sie wiederherzustellen in ihrer Wurzel.“
    Dann fügte er hinzu und sagte: „Das ist der Grund, warum ihr krank seid und sterbt! Denn … |8| Dessen, der … Wer versteht, der möge verstehen! Die Materie brachte eine Leidenschaft ohne Gleichen hervor, die aus einer Gegennatur kam. Dadurch entsteht eine Unruhe in dem ganzen Leib. Deswegen sagte ich euch: Seid ausgeglichen! Und wenn ihr nicht ausgeglichen seid, seid doch ausgeglichen angesichts der Abbilder der Natur! Der, der Ohren hat zu hören, er möge hören!
A BSCHIED J ESU
(8,11–9,4)
    Joh 14,27

Mk 13,21: „Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias! Seht, dort!, so glaubt es nicht!
    Als der Selige das gesagt hatte, verabschiedete er sich von ihnen allen, indem er sagte: „Friede sei mit euch! Meinen Frieden, erwerbt ihn für euch! Hütet euch, dass niemand euch irreführt, indem er sagt: ‚Siehe dort!‘ oder ‚Siehe hier!‘ Denn der Menschensohn ist in eurem Inneren. Folget ihr ihm! Die, die nach ihm suchen, sie werden ihn finden. Geht also und verkündigt das Evangelium der Königsherrschaft! |9| Legt keine Regel nieder über das hinaus, was ich euch geboten habe, und gebt kein Gesetz wie der Gesetzgeber, damit sie nicht dadurch Macht über euch erlangen!“
D IE J ÜNGER NACH DEM S CHEIDEN DES H ERRN
I N T RAUER
(9,5–12)
    Mt 28,19
    Als er dies gesagt hatte, ging er fort. Sie aber waren betrübt. Sie weinten sehr, indem sie sagten: „Wie sollen wir zu den Völkern gehen und das Evangelium der Königsherrschaft des Menschensohns verkündigen? Wenn sie jenen schon nicht geschont haben, wie sollten sie dann uns schonen?“
M ARIA ALS T RÖSTERIN DER J ÜNGER
(9,12–24)
    Für „Umarmen“ ist dasselbe griechische Verbum wie beim Verabschieden Jesu in 8,12f. verwendet. Es hat die Grundbedeutung „grüßen“.
    8,18f.
    Da stand Maria auf, umarmte sie alle und sagte zu ihren Brüdern: „Weint nicht und seid nicht betrübt und lasst keinen Zweifel in eurem Herzen zu! Denn seine Gnade wird in Fülle mit euch sein und sie wird euch beschützen. Besser aber lasst uns seine Größe preisen, denn er hat uns bereitet und zu Menschen gemacht.“
    Da Maria dies sagte, wandte sie deren Herz zum Guten und sie begannen sich mit den Worten des Erlösers zu beschäftigen.
M
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