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Die unwillige Braut (German Edition)

Die unwillige Braut (German Edition)

Titel: Die unwillige Braut (German Edition)
Autoren: Juliet Landon
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Ihr bitte mitkommen?" An der halbhohen Tür blieb er stehen und wartete auf Jude.
    Verwirrt erteilte Jude dem Knecht eine kurze Anweisung, dann folgte er Bruder Alaric bis zum Torbogen. Dort blieben sie stehen. "Sagt mir, was los ist", verlangte Jude.
    "Sir", erwiderte der Geistliche. "Es gibt etwas, das Ihr hören solltet. Vertraut Ihr mir?"
    Bruder Alarics ernste Miene konnte kaum übersehen werden. Jude vertraute ihm, und er respektierte ihn. Wenn er sagte, er sollte etwas hören, dann musste es sich um etwas Wichtiges handeln. "Natürlich. Was habt Ihr mir zu sagen?"
    "Nicht ich, Sir. Lady Rhoese. Würdet Ihr mir bitte folgen? Ihr müsst außer Sichtweite bleiben. Und schweigen."
    Ohne etwas zu begreifen, ließ Jude sich über den grasbewachsenen Pfad führen bis zu der Stelle, wo er und Anneys d'Abbeville sich allein gewähnt hatten. Dort wurde ihm durch Zeichen aufgetragen, stumm zu warten und alles andere Bruder Alaric zu überlassen. Erst da bemerkte Jude zum ersten Mal, dass er mit dem Geistlichen Englisch und nicht Französisch gesprochen hatte.
     
    "Mylady?" sagte eine sanfte Stimme von der Seite her.
    Rhoese seufzte und verdrängte das Bedürfnis, den Eindringling fortzuschicken. Aber wenn sie schon Gesellschaft ertragen musste, dann konnte es genauso gut die ihres Beichtvaters sein. Doch zu einem Gruß fühlte sie sich nicht in der Lage.
    Wie immer sprach er Englisch mit ihr. "Ist etwas geschehen? Würde es helfen, darüber zu sprechen?"
    Rhoese schüttelte den Kopf. Noch immer fühlte sie sich außer Stande, ihre Gefühle in Worte zu fassen, selbst wenn es die ihrer Muttersprache waren.
    Das entmutigte den Geistlichen nicht. Mit ungewöhnlicher Vertraulichkeit berührte er ihren Ellenbogen und lud sie ein, mit ihm den Weg entlangzugehen bis zu der Bank, hinter der der Birnbaum stand, durch dessen schwere Äste sie am Tag zuvor Judes Gespräch belauscht hatte. Dort saßen sie zusammen, die traurige Lady und der Gottesmann, der fest entschlossen war, zu Gunsten der wahren Liebe das Gebot der Schweigepflicht zu überschreiten. Sie waren in einer Sackgasse angekommen, davon war er überzeugt, und das Problem würde sich anders nicht lösen lassen. Eine Beugung des Gesetzes war immer noch besser als eine zerbrochene Ehe.
    Mehr als einmal hatte er schon die Anzeichen gesehen – die funkelnden Augen, die geröteten Wangen, geballte Fäuste und gestraffte Schultern. Selbst der lange Zopf wirkte wie aus Holz geschnitzt. Er beschloss zu beginnen. Gewiss würde sie ihm widersprechen. "Ihr habt gekämpft", sagte er. "Gegen Jude?"
    "Pah!" machte sie und wandte sich ab. "Es ist diese verdammte Frau. Mit ihr habe ich gekämpft, nicht mit Jude."
    "Und vermutlich habt Ihr gewonnen?"
    "Natürlich habe ich gewonnen", sagte sie verächtlich. "Sie wollte ihn mir wegnehmen. Ich habe sie gehört. Genau hier, an dieser Stelle!" Mit einem Finger deutete sie auf ihre Füße.
    "Was? Was habt Ihr gehört, Mylady?"
    "Es war gestern." Es dauerte nicht lange, bis sie die Geschichte erzählt hatte, doch selbst das Erzählen linderte nicht die Kränkung, die sie empfunden hatte, und auch nicht den Schmerz.
    "Das ist eine ernste Sache", erwiderte Bruder Alaric, als sie geendet hatte. "Ich verstehe, warum Ihr so erregt seid, aber nach allem was Ihr sagt, hört es sich an, als wäre die Lady sehr viel begieriger darauf, die Freundschaft zu erneuern, als Euer Gemahl es war. Und warum glaubt Ihr, es würde sich weiterentwickeln? Wegen der Reise, die vor Euch liegt, und den vielen Tagen, die es gemeinsam zu verbringen gilt? Vielleicht wird sie nicht mitkommen."
    "Offensichtlich rechnet sie damit, ihm nahe zu sein. Und die Dinge haben sich noch weiterentwickelt."
    "Seid Ihr sicher?"
    "Ja, ich weiß es aus zuverlässiger Quelle. Nein, nicht von ihr. Sie leugnet natürlich alles. Doch ich werde nicht zulassen, dass diese normannische Blutsaugerin in meine Ehe eindringt." Ihre Stimme zitterte vor Leidenschaft. "Er gehört mir. Ich weiß, dass er mir eines Tages das Herz brechen wird, aber noch nicht. Noch nicht jetzt."
    Von Anfang an hatte Bruder Alaric den Verdacht gehegt, jetzt war er sicher. "Das Abführmittel war also für sie bestimmt? Damit sie hier in Durham bleibt?"
    "Ja, das war es. Aber ich hätte sie nicht überredet, es zu trinken, Bruder, nach dem, was Ihr gesagt habt, obwohl ich sie mit Vergnügen umbringen könnte, gerade jetzt. Ist jeder Mord ungesetzlich?"
    Der Geistliche verbarg ein Lächeln. "Im Augenblick fallen mir keine
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