Die unwillige Braut (German Edition)

müsste nur lange genug in Durham ausharren, denn Flambard würde vermutlich eines Tages Bischof werden. Seine so leichthin gesagte Prophezeiung war richtig, aber keiner von ihnen konnte das zu jenem Zeitpunkt wissen.
    Judes Cousin Bruder Gerard stellte das Evangeliar in seinem alten Glanz wieder her, unter den wachsamen Blicken von Prior Turgot und Bruder Alaric. Und Gerard verbarg die verräterischen Worte so geschickt, dass weder Jude noch Flambard oder Rhoese erfuhren, dass etwas verändert worden war. Nur sah Rhoese es als weiteren Beweis von Judes Liebe an, dass er sein Versprechen hielt und dafür sorgte, dass das Buch nach Barking Abbey zurückgebracht wurde.
    Eine weitere Veränderung, mit der niemand außer vielleicht Hilda gerechnet hatte, betraf Els, die schließlich, wie sich herausstellte, ein Kind erwartete. Es dauerte eine Weile, bis das dumme Mädchen verriet, dass der Vater ausgerechnet Warin war und dass sie sich während des Sommers in aller Heimlichkeit getroffen hatten, wann immer sie sich davonschleichen konnte. Daher war dies eine der ersten Angelegenheiten, um die Rhoese sich nach ihrer Ankunft in York kümmerte. Sie brachte Els zu ihm und schilderte ihm das Problem. Er hatte kein Recht, so entschied sie, sich einfach aus der Verantwortung zu stehlen, nur weil er sie nicht sehen konnte.
    Doch noch eine größere Veränderung gab es auf Toft Green, denn Ketti war verunglückt. Ein Ochsenkarren hatte sie überfahren, ein Gefährt, das nie leicht aufzuhalten war, und vor einer Woche war sie begraben worden. Warin saß draußen in der Oktobersonne. Der blinde Korbmacher hatte ihn gelehrt, Körbe zu flechten. Es schien angemessen, ihn mit Els allein zu lassen, so dass sie ihre Zukunft besprechen konnten, und da Els in York bleiben wollte, war die Sache bald geklärt.
    Trotz seiner Verluste schien es, als würde Warin doch noch Vater werden, und jetzt war es nicht mehr nötig, dass Rhoese ihm von der Fehlgeburt im vergangenen Winter erzählte, nach allem, was geschehen war. Während ihrer Abwesenheit hatte Eric Neal mit mehreren der lokalen Schönheiten bekannt gemacht, die keine Zeit verloren hatten, ihn von der treulosen Els abzulenken und ihn mit interessanteren Dingen zu beschäftigen. Doch es überraschte nicht, dass es am Ende Eric war, der eine dauerhafte Liebe fand, eine reizende junge Frau, die Tochter eines Kaufmanns aus London, die keine von Rhoeses früheren Bedenken im Hinblick auf Männer hatte. Eric war froh und erleichtert, dass seine Schwester und Jude so gut zusammenpassten, auch wenn sie sich noch immer lautstark stritten. Er war überzeugt davon, dass Jude dennoch die Oberhand behalten würde.
    Tatsächlich behielt Jude die Oberhand, denn alles andere wäre in ihrer Beziehung für sie beide eine Katastrophe gewesen. Mit mäßigem Erfolg gab Rhoese vor, von seiner bestimmenden Art gekränkt zu sein, obwohl sie wusste, dass sie nicht die Einzige war, die seine scharfe Zunge zu spüren bekam, als Master Flambard ihn fragte, woher er gewusst hatte, dass Anneys d'Abbeville die letzten Nächte mit ihm verbracht hatte. Judes Antwort fiel nicht eben feinfühlig aus. "Nun, du magst der königliche Beichtvater sein, Mann, aber ich bin sein Captain, und er bezahlt mich nicht, damit ich faul und mit geschlossenen Augen herumsitze, das kann ich dir sagen." Und mit dieser Erklärung musste Flambard sich zufrieden geben.
    Nachts allerdings, wenn sie allein waren, legte Jude ein gänzlich anderes Verhalten an den Tag, so dass Rhoese akzeptierte, dass der König, auch wenn er in den meisten Dingen unausstehlich war, seinen Captain richtig gewählt hatte. Und ein Jahr später schenkte Rhoese in ihrem großen steinernen Haus am Rande von London dem ersten ihrer drei Söhne das Leben.
     
    – ENDE –