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Die unwillige Braut (German Edition)

Die unwillige Braut (German Edition)

Titel: Die unwillige Braut (German Edition)
Autoren: Juliet Landon
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Lidern an den Enden leicht nach oben wiesen unter den gezupften Brauen. Auch der Haaransatz war gezupft, an ihren Ohren hingen außerdem schwere goldene Tropfen, und Rhoese dachte, dass jeder Mann, der sie nicht begehrte, aus Stein gemacht sein müsste.
    "Wovon redet Ihr?" fragte Anneys ärgerlich.
    "Ich werde es Euch sagen", erwiderte Rhoese, "um Euch nicht im Zweifel darüber zu lassen. Ich spreche über meinen Gemahl, Judhael de Brionne, den Mann, den Ihr einst kanntet, den Mann, von dem Ihr glaubt, ihn mir rauben zu können, weil Euer Beschützer in Schwierigkeiten steckt, den Mann, von dem Ihr glaubt, er würde nicht vermisst werden, wenn er in Euer Bett schlüpft und nicht in meines. Jetzt erinnert Ihr Euch, worüber ich rede, oder?"
    "Ihr irrt Euch. Wir haben nicht … haben nicht …"
    "Nein, oh nein! Ich irre mich niemals wenn es um das geht, was mir gehört!" Rhoeses Stimme klang eiskalt. "Und für Frauen wie Euch empfinde ich kein Mitleid. Euresgleichen bin ich schon früher begegnet. Ich habe es mitangehört, wisst Ihr." Sie deutete zum Fenster. "Gestern, draußen im Garten. Jedes Wort. Und jetzt sagt mir ins Gesicht, wenn Ihr es wagt, dass ich eine Lügnerin bin, und ich werde Euch für Eure Lügen verdammen und Euch gleichzeitig die Augen auskratzen." Bei jeder Drohung kam sie langsam näher, bis sie in Anneys Reichweite war. Die andere Frau wich angsterfüllt zurück, bis sie beinahe wieder auf dem Bett saß, dessen Rand gegen ihre Knie drückte.
    Für Rhoese war dies eine neue Rolle, die sie noch nie versucht hatte. Doch die Eifersucht brannte schmerzlich in ihr, war dabei der Furcht sehr nahe und raubte ihr beinahe die Sinne. Allein der Gedanke, Jude könnte mit dieser verführerischen Kreatur zusammen liegen, ließ sie vor Wut erzittern und brachte sie dazu, Worte auszusprechen, deren Heftigkeit die andere Frau zusammenzucken ließ.
    Anneys unternahm einen Versuch, sich zu verteidigen. "Nein, ich denke, ich sollte erklären, dass …", begann sie und hielt ihr Hemd fest, das zu rutschen begann.
    "Nein!" rief Rhoese. "Ich will keine Erklärungen. Ich weiß, was ich gehört habe, und ich sage Euch ein für alle Mal: Wenn Ihr meinen Gemahl auch nur anschaut, dann werde ich einen Fluch über Euch verhängen, der Euch in eine bucklige alte Hexe verwandelt, ohne Zähne und ohne Haare. Wie ich sehe, habt Ihr von meinen Kräften gehört", fügte sie hinzu, mutig geworden durch den entsetzten Gesichtsausdruck der anderen Frau. "Gut. Seid also gewarnt." Sie drohte mit dem Finger. "Jude gehört mir. Er hat mir immer gehört, und ich werde ihn nicht aufgeben. Versteht Ihr mich?"
    "Ja … ja, ich habe Euch gehört, aber …"
    "Versteht Ihr mich?"
    "Ja."
    "Also lasst ihn in Ruhe!" Die Worte schienen eine eigene Kraft zu entwickeln, kamen ganz tief aus ihrer Kehle heraus, wie das Knurren eines wilden Tieres.
    "Ja."
    Sie schlug die schwere Tür hinter sich so heftig zu, dass es ihr in den Ohren dröhnte, durchquerte den Gang und trat hinaus in den hellen Tag, wobei sich ihre Füße wie von selbst zu bewegen schienen. Unter dem leichten wollenen Überkleid und dem Leinenhemd schlug ihr Herz wie ein Schmiedehammer, heftig und laut, sie fühlte es bis in ihre Kehle und hinunter in ihre Knie. Schon oft hatte sie Dienstboten gescholten und ein oder zweimal schwerer bestraft, aber noch niemals hatte sie eine Frau ihres eigenen Standes bedroht. Und noch nie zuvor hatte sie ein Gefühl dabei getrieben, das diesem vergleichbar war: Sie wollte Jude behalten. War es die wahre Liebe, die so etwas bewirkte? War es die Auswirkung des Trankes, den sie versehentlich doppelt so stark gemacht hatte? Wieder hatte Master Flambard Recht gehabt, eine Unterredung war unmittelbarer als ein Trank, allerdings war sie auch für beide Teile gleichermaßen erschöpfend.
    Im Garten fand sie sich wieder, in der Gesellschaft von Amseln und einem Zaunkönig. Das Läuten der Glocke hallte durch die Kathedrale, als die Mönche zum Kapitelsaal und ihrem täglichen Treffen gerufen wurden. Ohne dass Rhoese es bemerkte, blieb die letzte der schwarz gewandeten Gestalten zurück, der Mönch machte Anstalten, als wollte er zu ihr gehen, zögerte aber und eilte dann rasch durch den Torbogen zu den Stallungen im Hof, wo er mit Sicherheit den Mann finden würde, den er suchte.
     
    "Was gibt es, Bruder?" fragte Jude. Es überraschte ihn, Rhoeses Beichtvater in den Stallungen zu sehen. "Wenn es um das Buch geht, dann …"
    "Nein, Sir. Das ist es nicht. Würdet
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