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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)
Autoren: Elke Marion Weiß
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als Spießer hinzustellen.«
    »Na prima,
Robert. Und ich habe schon gedacht, du merkst das nicht.«
    »Was?«
    »Dass du
so langsam ein Spießer wirst. Ein kleinkarierter Wichtel.«
    Paula war
jetzt laut geworden. Einige Köpfe an den Nebentischen flogen herum.
    »Das ist
ja wohl der Gipfel.«
    »Psst, Schluss
damit.« Lukas wurde unruhig. »Ich glaube, ich gehe jetzt, und für euch zwei wäre
es auch besser, mit der Streiterei aufzuhören.« Er stand auf. »Also tschüß, ihr
beiden.«
    Paula lachte,
ein bisschen zu schrill. »Ist ja schon gut, Lukas.« Und zu Robert gewandt: »Eins
sage ich dir. Lange halte ich das nicht mehr aus. Wenn das so weitergeht, dann brauche
ich dringend Tapetenwechsel. Und dann kannst du mal sehen, wie du zurechtkommst.«
    Wortlos
stand nun auch Robert auf, legte einen Geldschein auf den Tisch und ging hinter
Lukas her, zum Ausgang.
    Paula blieb
sitzen, jetzt erst recht. Erst als der emsige Kellner sich ungeniert daran machte,
die Brosamen zusammenzufegen und das Geld einzustecken, wurde sie unsicher. Schließlich
packte sie ihre Sachen zusammen.
    Ja, und
dann kam das Spießrutenlaufen, vorbei an bohrenden Blicken und hochgezogenen Augenbrauen.
Das war die Krönung, die absolute Krönung eines verkorksten Freitags. Dabei war
es noch nicht mal der Dreizehnte.
     
    Erstaunlicherweise verlief die ganze
Sache im Sand. Es gab kein gerichtliches Nachspiel. Und die Intervention des umgänglichen,
Golf spielenden Polizeipräsidenten war angeblich gar nicht nötig gewesen. Hm. Eine
Verwarnung, noch nicht mal eine Geldbuße. Viel Lärm um nichts.
    Was jedoch
nicht im Sand verlief, war die Sache zwischen Paula und Robert. Wo das noch hinführen
sollte, das wussten die Götter.

Kapitel 4
     
    »Oh, Paula, was hast du da bloß
gemacht? So einfach abzuhauen. Das kannst du doch nicht tun.«
    »Ich musste.
Ich hab’s einfach nicht mehr ausgehalten.«
    Natürlich
war das nicht besonders klug gewesen. Sie hätte Robert wenigstens Bescheid sagen
sollen.
    »Bitte,
Simon, bring du es ihm bei.«
    »Ich? Bist
du verrückt? Du weißt doch ganz genau, dass ich ein rotes Tuch für ihn bin. Das
musst du ihm schon selbst sagen.«
    Als Paula
ihn mit Robert bekannt machte – hier, mein Mitstreiter aus dem Workshop, er ist
Reisejournalist –, da waren sich die beiden Männer keineswegs unsympathisch gewesen.
Sie hatten einige Abende zusammen gesessen, bei ein, zwei oder gar drei Flaschen
Wein. Simon konnte spannend erzählen, und Robert konnte mit Geschichten aus seiner
akademischen Vergangenheit aufwarten, besonders aus der Heubusch-Ära. Doch dann
war die Begeisterung abgekühlt. Robert war misstrauisch geworden.
    Nicht ganz
zu unrecht, denn dass Simon in Paula vernarrt war, das sah ein Blinder. Und Paula
war hingerissen von Simons Charme, von seiner Hilfsbereitschaft, von seiner Begeisterungsfähigkeit
und, na ja, ganz besonders davon, dasser in sie vernarrt war. Das baute
sie auf, gerade jetzt, in dieser verflixten Zeit.
    »Hör zu,
Paula, du rufst Robert an. Sofort. Du sagst ihm, dass du für ein paar Tage weg bist.
Sonst macht er sich wirklich Sorgen, sonst geht er womöglich noch zur Polizei. Du
musst ihm ja nicht unbedingt sagen, wo du bist, wenn du nicht willst. Du kannst
mir ja deine Adresse geben, für den Notfall.«
    »Okay, okay,
alles klar. Ich ruf dich an, sobald ich an Ort und Stelle bin.«
     
    Sie hatte Glück. Auf der Warteliste
war ein Platz frei geworden. Als die Maschine endlich abhob und sie sich in ihren
Sitz drückte, da fiel die Spannung von ihr ab. Sie war nun doch froh, auf Simon
gehört zu haben. Robert hatte nur gesagt, »Tu, was du nicht lassen kannst.« Kein
Vorwurf, kein böses Wort. Nicht zu fassen. Womöglich war er ja froh, dass sie weg
war.
    Der Flug
war ruhig, sogar über den Alpen. Sie landeten planmäßig. Auch die Wetteransage des
Kapitäns stimmte, Nizza sonnig, windstill, bei 25 Grad. Ende August begann es an
der Côte d’Azur angenehm zu werden. Die besten Monate waren natürlich April und
Mai, da blühte noch alles. Aber jetzt gingen die Vacances zu Ende und die französischen
Touristen verschwanden schlagartig. Und die brütende Sommerhitze war auch vorbei.
    Doch, doch,
das hatte sie schon richtig gemacht.
    Paula nahm
einen kleinen Mietwagen, ein knallrotes Peugeot Cabrio, das bei den engen, kurvigen
Straßen im Hinterland ideal war. Dann ein kurzes Gespräch mit dem Empfangschef vom
›Fleurs d’été‹ . Ja, Madame, wir haben noch ein Zimmer, ein sehr schönes
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