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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut
Autoren: Virginia Henley
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Monate vor ihrer Geburt kehrte der junge Mann mit seinem Regiment aus Amerika zurück.«
    Georgina fiel etwas ein. »Die Frasers stammen doch aus Struy,
unweit von Mutters geliebtem Kinrara. Hat sie deshalb dort die Sommer verbracht?«
    »Vermutlich. Wenngleich der junge Fraser vor Jahren wieder nach Amerika ging.«
    »Ein Glück für uns, dass sie nicht mit ihm durchgebrannt ist«, meinte Georgina trocken.
    »Und dafür ihre hohe Position als Duchess of Gordon aufgegeben hätte? Nie im Leben! Als sie Vater heiratete, hat sie beschlossen, dass ihr Kopf immer die Oberhand über ihr Herz behalten sollte. Deshalb auch die Art, wie sie uns erzog – schließlich und endlich vielleicht die klügste Entscheidung, Georgy.«
    Aber glücklich sind sie nicht miteinander geworden. Georgina behielt diese Feststellung jedoch klugerweise für sich. Vielleicht hat ja auch Charlotte sich von ihrem Verstand und nicht vom Herzen lenken lassen, als sie den künftigen Duke of Richmond zum Mann nahm. Sie schloss die Augen. Das werde ich nie tun. Nie werde ich einen Mann heiraten, den ich nicht von ganzem Herzen liebe!
     
    Ein lauter Chor von »Mama! Mama! Georgy! Georgy!« empfing die Schwestern beim Betreten von Marylebone Manor. Lord John und Lord James, die vierjährigen Zwillinge, und die dreijährige Lady Sarah schlangen, dabei vor Freude hüpfend, die Arme um die Röcke ihrer Mutter. Die fast sechs Jahre alte Lady Mary dagegen stürzte sich auf ihre Lieblingstante und rief ganz selig: »Ich wusste nicht, dass du kommen wolltest!«
    Georgina hob die Kleine hoch und wirbelte sie im Kreis herum. »Überraschung! Überraschung!« Da sie Kinder über alles liebte und es kaum erwarten konnte, eigene zu haben, stand zu vermuten, dass Mutterschaft der einzige Aspekt der Ehe war, den sie uneingeschränkt positiv betrachtete.
    Mit einem noch nicht ganz zweijährigen Mädchen auf dem Arm trat jetzt eine Kinderfrau hinzu. Georgina fragte Mary: »Wie heißt das Baby doch gleich …? Ich habe es vergessen.«

    Mary kicherte belustigt. »Sie heißt Georgina!«
    »Ein sonderbarer Name … ich kann ihn mir einfach nicht merken!« Georgina zählte die Kinder laut durch. »Eins, zwei, drei, vier, fünf – da fehlt doch noch jemand.«
    »Ja, Charles ist nicht da. Als Papa nach Hause kam, sind die beiden zusammen zu den Stallungen gegangen.«
    »Mit seinen fast neun Jahren zieht er wohl Männergesellschaft vor?«
    »Dieses Jahr werde ich sechs«, erklärte Mary wichtigtuerisch. »Kann ich deinen Hut aufprobieren, Tante Georgy?«
    »Darf ich dann auch einmal deinen haben?«
    »Ich trage doch keinen«, gab Mary kichernd zurück.
    »Nein, tust du nicht. Dann leihe ich dir eben meinen.« Sie stellte Mary auf den Boden zurück, nahm ihren breitkrempigen Strohhut mit den hübschen, gerafften Satinbändern ab und setzte ihn ihrer Nichte auf. »Du siehst himmlisch aus, Lady Mary .«
    »Ach danke, Lady Georgy.«
    »Ich störe euch nur ungern bei eurer gegenseitigen Bewunderung«, mischte sich Charlotte ein, »aber du musst mit hinaufkommen und entscheiden, welches Schlafzimmer du möchtest.«
    »Wir möchten das rosa Zimmer«, sagte Mary ohne Zögern.
    »Danke, Miss Naseweis«, erwiderte Charlotte.
    »Komm.« Georgina nahm Mary bei der Hand und folgte der Schwester. Die drei jüngeren Kinder bildeten den Abschluss und bewältigten die Treppe auf allen vieren. »Vorsicht, nicht hinfallen«, ermahnte sie die Kleinen über die Schulter hinweg.
    »Wenn sie hinfallen, werden sie wieder aufstehen. Wie sollten sie es sonst lernen?«, meinte Mary altklug.
    »Niemand hat dich und mich aufgehoben«, rief Charlotte ihrer Schwester in Erinnerung. »Und sieh doch, wie selbstständig wir geworden sind.«
    »Wir waren undisziplinierte Rangen«, stimmte Georgina zu und entschied sich für das rosa Schlafgemach.

    Mary blickte hingerissen zu ihrer Tante auf. »Wirst du mir beibringen, eine undisziplinierte Range zu sein?«
    »Das werde ich«, versprach Georgina feierlich. »Gleich morgen fangen wir damit an.«
     
    Eine Stunde später hatte sie ihre Sachen ausgepackt und gesellte sich zur Teezeit zu den Nichten und Neffen, die sich jetzt im Kinderzimmer befanden. Inzwischen war auch der neunjährige Charles aus den Stallungen zurück.
    »Ach, Tante Georgy. Spielst du heute mit uns?«
    »Natürlich. Was wollen wir denn spielen? Verstecken?«
    »Nein, die Kleinen verstecken sich immer so, dass man sie gleich sieht. Lass uns lieber Fangen spielen.«
    »Ha! Glaubst du, mich
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