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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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Vergnügen an, sah ihr in die Augen und wandte den Blick nicht ab.
    »Zuerst«, sagte Rebecca, »war es gespenstisch …«
    Die Augen des Tieres waren so golden wie sein Fell.
    »… und dann haben sie uns wieder wahrgenommen und es war wunderbar.«
    Die Augen der Hündin leuchteten wie Edelsteine. Wie Topase. Sie schienen von innen heraus zu strahlen. Augen von großer Schönheit – klar, direkt und tief.

3
    Die Abzweigung auf den ungepflasterten Weg kam dort, wo er sie erwartet hatte, zweihundert Meter nach dem Meilenstein 76 auf dem State Highway. Er ließ den Wagen ausrollen, bis er fast stehen blieb, da er befürchtete, seine Hoffnungen würden sich nicht erfüllen. Dann lenkte er den Landrover nach rechts auf die einspurige Straße.
    Henry Rouvroy hatte seinen Zwillingsbruder James seit fünfzehn Jahren nicht gesehen. Er war nervös, aber auch unbeschreiblich glücklich über die Aussicht auf ein Wiedersehen.
    Ihre Lebenswege hatten in verschiedene Richtungen geführt. So viel Zeit war so schnell vergangen.
    Als Henry die Idee gekommen war, die Verbindung zu Jim von neuem aufzunehmen, hatte er sie anfangs gleich wieder verworfen. Er machte sich Sorgen, er würde nicht willkommen sein.
    Sie hatten nie die legendäre unerklärliche Verbundenheit von eineiigen Zwillingen gespürt. Andererseits waren sie auch nie aneinandergeraten. Es gab kein böses Blut zwischen ihnen, keine Verbitterung.
    Sie waren ganz einfach verschieden gewesen und hatten sich für unterschiedliche Dinge interessiert. Sogar in ihrer Kindheit war Henry schon der Geselligere gewesen, immer von einer Schar Freunde umgeben. Henry war erfolgreich,
wenn es um Sport, Spiele, Aktivitäten und Herausforderungen ging. Jimmy begnügte sich mit Büchern.
    Als ihre Eltern sich scheiden ließen, waren sie zwölf. Statt sich das Sorgerecht für die beiden Jungen zu teilen, holte ihr Vater Henry zu sich nach New York, und ihre Mutter ließ sich mit Jimmy in einer Kleinstadt in Colorado nieder. Diese Lösung erschien allen Beteiligten richtig und ganz natürlich.
    Seit sie zwölf Jahre alt gewesen waren, hatten sie einander nur ein einziges Mal gesehen, im Alter von zweiundzwanzig, bei der Testamentseröffnung ihres Vaters. Ein Jahr vor dem Hinscheiden des alten Mannes war ihre Mutter an Krebs gestorben.
    Sie einigten sich darauf, in Verbindung zu bleiben. Im Lauf des folgenden Jahres schrieb Henry fünf Briefe an seinen Bruder, von denen Jim zwei beantwortete. Seitdem schrieb ihm Henry seltener, und Jim antwortete nie mehr.
    Obwohl sie Brüder waren, akzeptierte Henry, dass sie einander völlig fremd waren. Wenn er sich auch noch so sehr wünschen mochte, Teil einer intakten Familie zu sein, die Realität sah eben anders aus.
    Aber unser Herz sehnt sich wohl von Natur aus am meisten danach, was es nicht haben kann. Die Zeit und die Umstände hatten Henry hierhergeführt, ins ländliche Colorado, weil er hoffte, ihre Beziehung könnte sich verändern.
    Kiefern wuchsen dicht an der Straße und ihre herabhängenden Zweige stießen wenige Zentimeter über dem Autodach aneinander. Sogar bei Tag musste man mit Licht fahren.
    Vor Jahren hatte dieses Land der University of Colorado gehört. Jims abgelegenes Haus hatte eine Reihe von Forschern beherbergt, die das Ökosystem der Koniferen studiert und Theorien zur Forstwirtschaft erprobt hatten.
    Der harte Lehmboden wich stellenweise Schieferton, und am Ende des Weges, eine knappe Meile von der gepflasterten Schnellstraße entfernt, traf Henry auf das Anwesen seines Bruders.
    Das einstöckige, mit Schindeln verkleidete Haus war von einer breiten Veranda mit einer Hollywoodschaukel und Schaukelstühlen umgeben. Es war zwar bescheiden, doch es wirkte gepflegt und gemütlich.
    Weiden und Espen spendeten Schatten.
    Henry wusste, dass die Lichtung zwei Hektar Felder umfasste, denn »Zwei Hektar« war der Titel eines der Gedichte seines Bruders. Jims Lyrik war in vielen renommierten Zeitschriften erschienen und zwei schmale Bände mit seinen Gedichten waren verlegt worden.
    Mit Lyrik war heute kein Geld mehr zu machen. Jim und seine Frau Nora bewirtschafteten ihre zwei Hektar als Gemüsegärtnerei und verkauften ihre Erzeugnisse an einem Stand auf dem regionalen Bauernmarkt.
    An die Scheune war ein großer Hühnerstall angebaut, und davor befand sich ein eingezäunter Auslauf. Eine beachtliche Hühnerschar teilte sich bei schönem Wetter den Hof, blieb im Winter in dem gut isolierten Stall und legte Eier, die Jim und Nora
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