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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte
Autoren: Doris Rawolle
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alles egal.« Sie seufzte. »Außerdem hatte ich längst alle Hoffnung verloren, und glaubte erst recht nicht daran, dass ich ausgerechnet diese anspruchsvolle Stelle bekommen würde.«
    »Und Ihr Mann, hat er inzwischen auch etwas gefunden?«
    »Mein Mann …?«, fragte sie verwundert. Sie senkte den Blick. »Ach so, nein – er bekam bereits vor der Wende Invalidenrente oder wie es jetzt heißt, eine Berufsunfähigkeitsrente.« Als sie Lenas Erschrecken bemerkte, fügte sie erklärend hinzu: »Sein Asthma und die fast zeitgleich auftretende Allergie, befielen ihn bereits während des Studiums, einem Chemiestudium. Später dann, im weiteren Berufsleben, verschlimmerte sich sein Zustand zusehends. Eines Tages dann wurde es zur Gewissheit, er konnte nicht mehr arbeiten, weder die eine noch die andere Arbeit. Ein für uns alle entsetzlicher Gedanke – von der Verzweiflung meines Mannes ganz zu schweigen.«
    »Kann er nicht wenigstens stundenweise arbeiten, um das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden?«
    »Das hat er ja versucht.« Sie wischte sich über die Augen. »Es ist doch nicht nur das – auch sein Herz und Kreislauf sind inzwischen in Mitleidenschaft gezogen. Doch trotz allem, er ist nie ungeduldig und hat immer einen Trost für andere parat – ich glaube nicht dass ich das könnte.«
    Lena und Arne wechselten einen beredten Blick, sozusagen zur Bestätigung. Denn nun wurde Lena immer klarer, was Arne an dieser Frau fesselte; es war zweifellos der Gegensatz zu seiner Frau.
    »Haben Sie denn niemand, der Ihnen bei der umfangreichen Familienverpflichtung behilflich sein könnte? Ihre Mutter zum Beispiel?«, wollte Lena wissen.
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil, meine Mutter ist selbst seit längerer Zeit hilfsbedürftig. Sie wird zwar zweimal am Tag von der Fürsorge betreut, aber abends muss ich dann nach ihr sehen und sie ins Bett bringen. Wenigstens wohnt sie nur einige Häuserblocks von uns entfernt, so dass das kein allzu großer Aufwand bedeutet. Außerdem besitze ich seit einem halben Jahr ein Auto, was vieles enorm erleichtert.« Einen Augenblick schwieg sie, dann fügte sie sehr leise, wie zu sich selbst hinzu: »Wenn unsere Ehe, überhaupt unser Familienleben, nicht so wunderbar funktionieren würde, ich glaube, dann wäre dies alles nicht zu schaffen.« Plötzlich aber sah sie Lena besorgt an. »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich dauernd nur von mir spreche, dabei interessiert mich Ihr Leben wesentlich mehr.«
    »Oh, da muss ich Sie gründlich enttäuschen, mein Leben verläuft neuerdings in relativ gleichmäßigen Bahnen. Zumindest scheint sich mein Leben dahingegen gefestigt zu haben, dass ich so einigermaßen abschätzen kann, was mich im weiteren Leben erwartet, ohne ständig dem Zwiespalt ausgesetzt zu sein.«
    »… spricht Knut …«, ergänzte schmunzelnd Arne.
    »Ja, sprich Knut!«, wiederholte Lena.
    Da Beate, die junge Frau, verstohlen auf die Uhr an ihrem Handgelenk schaute, fühlte sich Arne höchstwahrscheinlich verpflichtet, den Kellner herbeizurufen, um zu bezahlen. Dann fragte er: »Wie ist es, Beate, ich werde jetzt Lena nach Hause fahren, willst du mitfahren oder hier auf mich warten? Du weißt, es dauert mit Sicherheit nicht lang.«
    »Nein, nein, ich warte hier, da ich unbedingt meine Mutter noch anrufen muss. Es lässt mir sonst keine Ruhe.«
    »Na schön«, antwortete Arne und half Lena in ihren Mantel.
    »Wir werden uns hoffentlich bald mal wiedersehen. Ich zumindest würde mich riesig freuen. Ein Anruf genügt«, sagte Lena.
    »Gern, wenn es sich irgendwie einrichten lässt«, erwiderte Beate.
    Im Auto erst, sagte Arne mit unverkennbar besorgten Stimme: »Beate mutet sich entschieden zu viel zu, das kann sie auf Dauer unmöglich verkraften.«
    »Das schien mir eigentlich nicht so«, bemerkte Lena sachlich.
    »Ach was, sie hat sich nur kolossal in der Gewalt.«
    Lena warf ihm einen fragenden Blick zu. »Kennen Sie eigentlich ihren Mann? Überhaupt, ihre gesamte Familie?«
    »Nur flüchtig.« Er schien zu zögern, nicht genau wissend was er darauf antworten sollte, oder ob überhaupt.
    Schließlich fuhr er fort: »Ja, ich habe ihren Mann, die Kinder und auch die Mutter kennengelernt, und ich war beeindruckt. Nicht wahr, das ist es doch was Sie wissen wollten?«
    Lena nickte, antwortete aber nicht sofort. Erst nach einer geraumen Zeit sagte sie mit abgewandten Gesicht: »Demnach liebt sie ihren Mann?«
    Nun war es an Arne wortlos zu nicken.
    »Und Sie …?«
    »Ich
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