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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition)
Autoren: Sean Chercover
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immer wenn er in Zungen redet, passiert das Gleiche.«
    »Danke, Giuseppe«, sagte Pater Nick. »Das wäre alles.«
    Als er so barsch weggeschickt wurde, stand Giuseppe auf und fing an, seinen Stumpf noch hektischer zu reiben. Nick schaute ihm nach und sah Daniel erst wieder an, als Giuseppe die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Daniel zuckte mit den Schultern. »Dann legt Trinity also eine bessere Show hin und er hat ein neues Kunststück gelernt.«
    »Aber er macht seine Sache verdammt gut, deshalb ist er so gefährlich«, sagte Nick und holte ein Mini-Tonbandgerät aus dem Ordner. »Hören Sie zu. So klingt es.« Er drückte auf Play.
    Der Hintergrundlärm der Zuschauer war jetzt total verzerrt, aber Trinitys Stimme klang ganz natürlich. Er sagte: »… an der Südküste von Georgia wird morgen am späten Nachmittag ganz unerwartet ein Gewitter aufziehen. Also, ihr Leute da unten in der Gegend von Brunswick bis hoch nach Darien, vergesst den Regenschirm nicht …«
    Pater Nick hielt das Band an.
    »Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst«, sagte Daniel. »Wenn ich Sie nicht besser kennen würde, würde ich hier irgendwo ein Fernsehteam mit versteckter Kamera vermuten.«
    »Ich habe doch gesagt, dass es ziemlich seltsam wird«, sagte Nick.
    »Seltsam, schön und gut, aber ein
Wetterbericht

    »Nicht unbedingt die Art Botschaft, die Sie von Gott erwarten.«
    »Nein, nicht unbedingt. Was sagt er denn noch?«
    »Er redet eine Menge belangloses Zeug. Aber es ist auch durchaus Interessantes dabei. Nichts Weltbewegendes, aber es wird Aufmerksamkeit erregen. Er macht eben Voraussagen, und ab und zu stimmen sie. Das ist das Gesetz der Wahrscheinlichkeit. Bei der Wettervorhersage lag er zum Beispiel richtig, das haben wir überprüft. Er hat auch den Gewinner des Superbowl erraten. Aber er macht auch Fehler. Es ist wie beim Zeitungshoroskop. Man vergisst all die Tage, wo es nicht gestimmt hat, und erinnert sich nur noch an die, an denen es passte.«
    »Okay, er hat also einen neuen Trick«, sagte Daniel, »aber was hat das mit uns zu tun? Wir wissen schon lange, dass er ein Schwindler ist, und er ist nicht mal katholisch.«
    »Denken Sie doch mal drüber nach, Daniel. Was passiert, wenn Trinity nicht entlarvt wird? Er macht immer weiter so und bald kann er eine ellenlange Liste korrekter Prophezeiungen vorweisen. Und dann verrät er, wie man sein Gerede entschlüsseln kann. Die Leute drehen doch durch. Nicht nur ein paar,
Millionen
drehen durch! Katholiken, Protestanten, Mormonen … Die Menschen sehnen sich nach Wundern. Sie werden sich von Gott abwenden und einem falschen Propheten folgen. Wir müssen ihn entlarven,bevor es so weit kommt. Die Frage ist nur, ob ich Ihnen vertrauen kann. Ich weiß, Sie sind im Streit auseinandergegangen, und ich will nicht, dass Sie den Fall übernehmen, wenn Sie es sich nicht zutrauen. Sie müssen alles Persönliche außen vor lassen. Was zwischen Ihnen und Ihrem Onkel vorgefallen ist, darf keine Rolle spielen.«
    Zwanzig Jahre zuvor, als Daniel gerade dreizehn war, da war Tim Trinity so etwas wie ein Vater für ihn gewesen. Das war lange her, aber manche Verletzungen heilen nie ganz aus.
    »Meine persönliche Beziehung zu ihm ist kein Problem«, sagte Daniel. »Es macht mir nichts aus, Tim Trinity als Schwindler bloßzustellen.«
    Nick nahm seine Lesebrille ab. »Dann können wir Conrad vielleicht doch austricksen. Ich kann versuchen, Seine Eminenz davon zu überzeugen, dass ich Sie für diesen Fall brauche, weil Sie Trinity so gut kennen. Und wenn Sie diesen Fall schnell abschließen, kann ich ihn sicher auch davon überzeugen, dass Sie für unsere Abteilung unverzichtbar sind.«
    »Danke.«
    »Aber wenn ich Ihnen den Fall übergebe, blamieren Sie mich bloß nicht.« Pater Nick schob den Ordner über den Schreibtisch. »Die Niederschriften seiner Reden befinden sich in dem Fall-ordner. Sie können sie auf Ihrem Flug nach Atlanta durchlesen.«
    Daniel nahm den Ordner, stand auf und ging auf die vierhundert Jahre alte Eichentür des Büros zu. In das Holz war die Figur von Johannes dem Täufer geschnitzt, der im Wasser des Jordan kniete, während Jesus ihn anwies, die Gerechtigkeit ganz zu erfüllen.
    Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

6
    Nach seinem Morgengebet sprang Daniel eine Viertelstunde lang Seil, bis er ins Schwitzen kam. Dann zog er die Handschuhe an und trainierte an dem Sandsack, der in der Ecke seines
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