Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd
Autoren: Emile Zola
Vom Netzwerk:
beschatteten. Um den Hals schlang sich ein reiches Diamantband, dessen Steine von bewunderungswürdigem Glanz und Reinheit waren und die Stirne zierte eine mit zahlreichen Diamanten besetzte silberne Krone. Einige Sekunden verharrte sie auf der Schwelle stehend, ihre herrliche Toilette den bewundernden Blicken preisgegeben, die zarten Schultern von dem blendenden Lichte bestrahlt. Da sie rasch herabgekommen, hob und senkte sich der volle Busen. Ihre Augen, die so lange in die Dunkelheit des Monceaux-Parkes gestarrt, zwinkerten in diesem Meer von Licht und verliehen ihr jene unsichere Miene der Kurzsichtigen, die ihr so gut stand. ließ = stand. Übersetzungsfehler, im Original: "...lui donnaient cet air hésitant des myopes, qui était chez elle une grâce.
    Bei ihrem Anblicke erhob sich die kleine Marquise lebhaft, eilte auf sie zu, ergriff ihre beiden Hände und sie vom Kopf bis zu den Füßen einer scharfen Musterung unterziehend, murmelte sie süß wie Flötenton:
    »Oh, meine Theure, wie schön sind Sie! wie schön ...«
    Es war eine allgemeine Bewegung entstanden und Jedermann kam heran, um die schöne Frau Saccard zu begrüßen, wie Renée in der Gesellschaft genannt wurde. Sie reichte fast allen Herren die Hand. Sodann umarmte sie Christine und erkundigte sich nach ihrem Vater, der sich niemals in dem Hotel des Monceaux-Parkes blicken ließ. Und da stand sie nun aufrecht, lächelnd, mit dem Kopfe freundlich nickend, die Arme weich gerundet, vor diesem Kreise von Damen, die neugierig ihr Halsband und die Haarkrone musterten.
    Die blonde Frau Haffner vermochte der Versuchung nicht zu widerstehen; sie trat dichter heran, betrachtete lange das Geschmeide und fragte neidischen Tones:
    »Das ist wohl das Halsband und die Haarkrone, nicht wahr?«
    Renée nickte zustimmend mit dem Kopfe und nun ergingen sich all' diese Frauen in Lobeserherbungen: die Schmuckgegenstände wären herrlich, göttlich; darauf kamen sie voll neidischer Bewunderung auf den Verkauf zu sprechen, welchen Laura von Aurigny veranstaltet und bei welchem Saccard das Geschmeide für seine Frau erstanden hatte. Sie beklagten sich darob, daß ihnen diese Dirnen die schönsten Dinge raubten; bald würde es für ehrbare Frauen Diamanten gar nicht mehr geben. Und in diesen Klagen verrieth sich der brennende Wunsch, auch auf ihrem nackten Leibe eines dieser Kleinode zu fühlen, welche ganz Paris an den Schultern und um dem Nacken einer bekannten Lebedirne gesehen und welche ihnen vielleicht einige Skandalgeschichten zuflüstern würden, die sich in den Schlafzimmern zugetragen und bei welchen ihre züchtigen Träume der ehrbaren Frau so gerne verweilen. Sie kannten die hohen Preise und führten ein herrliches Kaschmirtuch, wundervolle Spitzen an. Die Haarkrone hatte fünfzehntausend, das Halsband fünfzigtausend Francs gekostet. Frau von Espanet war hingerissen durch diese Zahlen. Sie suchte nach Saccard und rief ihm zu:
    »Kommen Sie doch und lassen Sie sich beglückwünschen! Das ist ein guter Gatte! Ein seltener Ehemann!«
    Aristide Saccard kam näher, verneigte sich und spielte den Bescheidenen, sein grinsendes Gesicht aber verrieth die lebhafte Befriedigung, die ihn erfüllte. Dabei schielte er aus den Augenwinkeln zu den beiden Unternehmern, den zwei reich gewordenen Maurermeistern hinüber, die einige Schritte weit entfernt standen und die Ziffern fünfzehn- und fünfzigtausend mit sichtlicher Hochachtung nennen hörten.
    In diesem Augenblick lehnte sich Maxime, der soeben eingetreten war und sich in seinem schwarzen Anzuge vorzüglich ausnahm, vertraulich an die Schulter seines Vaters und flüsterte ihm wie einem Kameraden etwas ins Ohr, wobei er den Maurern einen Blick zuwarf. Saccard lächelte still, wie ein Schauspieler, dem Beifall gespendet wurde.
    Es langten noch einige Gäste an. Im Salon waren etwa dreißig Personen versammelt. Die Unterhaltung wurde ziemlich lebhaft geführt und während der eintretenden kurzen Pausen vernahm man trotz der trennenden Zwischenwände das leise Klirren des Porzellans und Silberzeuges. Endlich öffnete Baptiste eine breite Flügelthür und sprach die althergebrachten Worte:
    »Es ist aufgetragen, Madame!«
    Nun begann langsam der Zug nach dem Speisesaale. Saccard reichte der kleinen Marquise den Arm; Renée nahm den eines alten Herrn, eines Senators, des Barons Gouraud, dem Jedermann mit größter Ehrfurcht begegnete; Maxime war genöthigt, seinen Arm Luise von Mareuil zu reichen und dann kamen die übrigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher