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Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin

Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin

Titel: Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin
Autoren: Nora Roberts
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ihren Augen wäre manchem Besucher peinlich gewesen. Doch David grinste nur. „So in der Art“, gestand er ungerührt. Er nippte an seinem Kaffee und widerstand dem Impuls, sich zu schütteln. Das Gebräu war heiß. Das war aber auch schon das einzig Positive, was man darüber sagen konnte. „In den vergangenen Wochen habe ich einiges über Sie gelesen. Und ich habe mir Ihren Auftritt in der Barrow Show angesehen. Ihr Erscheinungsbild vor der Kamera ist …“, kurz suchte er nach einem passenden Wort, das nicht verletzend wirkte, „… völlig anders als in Wirklichkeit.“
    „Tja, so ist das Showgeschäft“, erwiderte sie so leichthin,dass er sich fragte, ob ihre Antwort sarkastisch gemeint sei. Aber sie sah ihn weiterhin freundlich und offen an. „Normalerweise trenne ich Geschäft und Privatleben sehr genau. Doch nachdem Sie mich überzeugt hatten, dass ein persönliches Gespräch unvermeidlich ist, habe ich mir gedacht, Sie sollten die wirkliche Clarissa DeBasse kennenlernen.“ Als sie lächelte, entdeckte er kleine Grübchen auf ihren Wangen. „Nun habe ich Sie enttäuscht.“
    „Nein, keineswegs!“, beeilte er sich zu versichern. Und er meinte es auch so. „Miss DeBasse …“ Behutsam stellte er die Tasse ab. Seine Höflichkeit ging nicht so weit, diesen Kaffee auszutrinken.
    „Clarissa“, bot sie mit einem warmen Lächeln an, das er sofort erwiderte.
    „Clarissa, ich möchte ehrlich zu Ihnen sein.“
    „Ehrlichkeit ist immer die beste Basis“, stimmte sie mit ernster Stimme zu und beugte sich erwartungsvoll vor.
    Das fast kindliche Vertrauen in ihren Augen brachte ihn für einen Moment aus dem Konzept. Falls sie eine habgierige und zielstrebige Verhandlungspartnerin war, wusste sie das geschickt zu verbergen. „Ich bin ein sehr nüchterner Mensch. Übersinnliche Phänomene, Wahrsagen, Telepathie und ähnliche Dinge gehören nicht zu meinem täglichen Leben.“
    Voller Verständnis schaute sie ihn an. Sie gab nicht preis, was sie tatsächlich von seinem Geständnis hielt. Unruhig rutschte David auf seinem Stuhl hin und her. „Von der Serie über Parapsychologie, die wir planen, versprechen wir uns hauptsächlich einen Unterhaltungswert für unsere Zuschauer.“
    „Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen.“ Kaummerklich hob sie die Hand und ließ eine schwarze Katzeauf ihren Schoß springen, die sich dort behaglich ankuschelte. Ohne sie anzusehen, streichelte Clarissa ihr seidiges Fell. „Wissen Sie, David, mir ist klar, dass viele Menschen von diesem Thema fasziniert sind und gleichzeitig an dem Wahrheitsgehalt zweifeln. Schließlich bin ich nicht weltfremd.“ Ruhig und konzentriert sah sie ihn an, während sie weiterhin die Katze kraulte. „Ich bin ein ganz normaler Mensch, dem einfach eine besondere Gabe geschenkt wurde. Und damit verbunden ist auch eine große Verantwortung.“
    „Verantwortung?“, wiederholte er erstaunt. Ruhelos suchte er in seiner Jackentasche nach Zigaretten, bis ihm auffiel, dass kein Aschenbecher auf dem Tisch stand.
    „Ja, natürlich“, erwiderte sie. Gleichzeitig zog sie eine Schublade unter dem Tisch auf und nahm eine kleine Schale heraus. „Benutzen Sie das hier für Ihre Zigaretten“, sagte sie nebenbei, ehe sie fortfuhr: „Diese Begabung ist ähnlich wie ein … Werkzeugkasten. Ein Junge, der Hammer, Nägel und Säge geschenkt bekommt, kann damit ganz unterschiedliche Sachen anstellen. Er kann Dinge bauen oder reparieren. Vielleicht sägt er aber auch die Tischbeine ab. Oder er legt das Werkzeug in den hintersten Winkel seines Zimmers und vergisst es ganz einfach. Viele von uns tun genau das mit ihrem außergewöhnlichen Talent, weil sie Angst haben. Ist Ihnen schon einmal etwas Übernatürliches geschehen?“
    Er zündete sich eine Zigarette an. „Nein.“
    „Niemals?“ Aus jahrelanger Erfahrung kannte sie diese eindeutige, abwehrende Antwort. „Hatten Sie noch nie ein Déjàvu? Das Gefühl, eine Situation zu erleben, die Sie genau so schon einmal durchgemacht haben?“
    Ge spannt sah er sie einen Moment lang schweigend an,bevor er antwortete: „Vermutlich hat jeder schon einmal dieses Gefühl gehabt. Doch das lässt sich sicherlich logisch erklären.“
    „Vielleicht. Zum Beispiel mit Intuition.“
    „Würden Sie sagen, eine spontane Eingebung ist eine besondere Gabe?“
    „Selbstverständlich!“ Vor Begeisterung strahlte sie übers ganze Gesicht, und ihre Augen wirkten jung und lebhaft. „Natürlich kommt es darauf an, wie man mit
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