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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein
Autoren: Jonathan Wylie
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anderen kam es so vor, als hätte er sich nach kurzer Abwesenheit wieder zu ihnen gesellt. Seine vogelgleichen Hände zitterten - Gemma ist nicht allein.
    »Dann lebt sie also!« rief Mallory entzückt, doch Kris wollte weiter nichts erklären, und niemand wäre auf die Idee gekommen, ihn zu fragen, woher er über Gemmas Lage Bescheid wusste.
    Man unterhielt sich weiter. Mallory beantwortete eine endlose Folge von Fragen, bevor sie anschließend selber welche stellte. Man traf Vorbereitungen für die Reise nach Westen, bereitete Proviant für Hurst und Bullin vor, die bald nach Hause zurückkehren wollten. Mallory akzeptierte ihre Rolle als Mittelpunkt, um den sich alle Aktivitäten drehten, und obwohl sie die Rückkehr zu ihrer Familie und ihren Freunden genoss, fühlte sie sich innerlich wie mit einem Stein aus Blei beschwert. Ohne Gemma und Arden gab es für sie keinen Frieden.
    In den folgenden Tagen ging es im Dorf sehr geschäftig zu. Die Männer aus Keld machten sich auf ihre Reise nach Süden. Ashlin und Horan gingen nach Westen, und Kragen, Mallory und ihre Söhne machten sich auf den kürzeren Weg zu ihrer bedauerlich vernachlässigten Farm.
    Mallory blickte von ihrem Platz hinten auf Elways Karren hinaus über das Tal und stellte erstaunt fest, welche Veränderungen schon die wenigen Tage der Wasserversorgung in der Landschaft bewirkt hatten. Überall schossen neue Triebe empor, selbst die Tiere wirkten wieder glücklicher. Hier und da erblickte sie die traurigen Reste einer verlassenen Hütte, größtenteils jedoch waren alle Anzeichen ringsum positiv.
    Das haben sie für uns getan, dachte sie. Und vielleicht werden sie es nie Wiedersehen.
    Zu Hause angekommen, verdrängte sie ihre Traurigkeit. Es gab so viel zu erledigen und zu richten, dass sie anfangs keine Zeit zum Grübeln hatte. Ihre Nachbarn waren jedoch eine große Hilfe, und schon bald waren Haus und Farm wieder nutzbar. Damit hatte Mallory Zeit zum Nachdenken, und immer häufiger dachte sie an jene dramatischen Ereignisse zurück, deren Zeuge sie geworden war, und an die beiden Menschen, die dafür verantwortlich waren. Tief in ihrem Herzen war sie überzeugt, dass Arden tot war, und als die Tage verstrichen, wurde es auch immer schwieriger, daran zu glauben, dass Gemma überlebt haben könnte. Was alles noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass sie nichts tun konnte, um ihrer Freundin zu helfen. Ashlin und Horan kehrten ohne Neuigkeiten ins Tal zurück, Mallory hielt jeden Tag Ausschau und hoffte auf eine Nachricht aus Westen.
    Obwohl Kris ihr versichert hatte, Gemma sei nicht allein, wünschte sich Mallory sehnsüchtig, ihre Freundin zu suchen, und war über die ihr auferlegte Untätigkeit sehr unglücklich. Noch nie zuvor hatte sie eine Freundin wie Gemma gehabt, und Mallory verbrachte eine Menge Zeit mit der Erinnerung an ihre beschwerliche Reise und all die Unbequemlichkeiten, die sie durchgestanden hatten. Sie tagträumte von ihrem gemeinsamen Lachen und war immer wieder verwundert über das, was sie letztendlich erreicht hatten. Mittlerweile glaubte sie sogar, dass Gemma sie irgendwie vor Krankheiten schützte, sobald sie außerhalb des Tals war - auch wenn ihr das bei den anderen nicht gelungen war -, und diese geradezu magische Verbindung machte ihre Freundschaft zu etwas ganz Besonderem.
    Kragen erkannte, warum seine Frau in dieser Stimmung war, und ließ sie in Ruhe, damit sie sich ganz allmählich sammeln konnte. Er wusste, nach einer gewissen Zeit würde sie ihren Frieden wiederfinden. Die Jungs waren so froh, ihre Mutter wiederzuhaben, dass sie ihre Gedankenverlorenheit überhaupt nicht bemerkten.
    Eines kühlen Nachmittags, fast einen Monat nach ihrer Rückkehr ins Tal, sammelte Mallory Kräuter am Rand der Farm, als sie die Stelle wiedererkannte, an der sie Arden und Gemma bei ihrer Ankunft aus Newport zum erstenmal gesehen hatte. Sie setzte sich auf einen Stein und starrte lange unglücklich ins Nichts. Wo mögen meine Freunde jetzt sein?
    Nach einer Weile wurde ihr kalt, sie versetzte sich in Gedanken einen Stoß und stand auf, bereit, sich wieder ihrer Pflichten zu widmen. Als sie sich ein letztesmal umsah, erregte eine einsame Gestalt ihre Aufmerksamkeit, die noch ein gutes Stück entfernt war. Trotzdem erkannte Mallory sie am feurigen Haarschopf.
    »Gemma?« fragte sie leise. Sie wagte kaum, ihren Augen zu trauen. Dann schrie sie: »Gemma! Gemma!« so laut sie nur konnte, und die beiden Frauen liefen aufeinander zu,
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