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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai
Autoren: Frank Coates
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zu brechen.
    Der Verein, von dessen Mitgliedern oft behauptet wurde, sie betrachteten die Geländeläufe nur als lästiges Vorspiel zu dem darauf folgenden Besäufnis, trifft sich spät jeden Montagnachmittag. Zwei »Hasen« legen eine Papierspur, um das Rudel etwa fünf Meilen weit zu führen.
     
     
    S ie sind der Neue.«
    »Ja.«
    »Boden und so, oder? Ich heiße Hoffman. Telekommunikation. Sie nennen mich Bear.« Er war groß und kräftig. Sein Hemd war zwar sauber und gebügelt, aber er wirkte dennoch unordentlich. Es war, als wiese sein Körper die Kleidung ab.
    »Hallo. Jack Morgan. Landwirtschaftliche Entwicklung.« Sie wechselten einen Handschlag.
    »Sie sind jetzt wie lange hier? Zwei Wochen?«
    »Ungefähr.«
    »Mann, Sie haben wirklich ein beschissenes Büro abgekriegt! Die Sonne wird Ihnen hier jeden Tag spätestens um vier Uhr den Arsch verbrennen.«
    »Ich werde es schon aushalten.«
    »Zumindest ist die Aussicht gut.« Der große, kräftige Mann ging zum Fenster und schaute in die Ferne. »Die Ngong-Hügel.«
    Jack antwortete nicht. Er hatte schon oft hinter seinem Schreibtisch gesessen und schweigend die dräuenden grauen Umrisse am westlichen Horizont betrachtet.
    »Wo kommen Sie her?« Bear kehrte zur anderen Seite von Jacks Schreibtisch zurück und ließ sich auf den hochlehnigen Kunstlederstuhl fallen.
    Jack stand auf und ging zu seinem Aktenschrank, wo er einen Stapel Papiere ablegte und einen anderen herausholte. »Sydney«, sagte er, als er wieder auf dem Schreibtischstuhl saß.
    »Australier? Gut.«
    Jack blickte von seinen Papieren auf, aber Bear führte diese Bemerkung nicht näher aus.
    »Und was sollen Sie hier machen, Jack?« Er lehnte sich zurück, zog den Fuß des einen Beins auf das Knie des anderen und verschränkte die Hände mit gewichtiger Geste auf seinem kahl werdenden Kopf.
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Nein?« Bear zog die Brauen hoch und runzelte die Stirn. Die Kollision der Falten verursachte tiefe Furchen.
    »Nicht genau.«
    Bear wartete.
    Das Schweigen wurde intensiver. Jack gab auf. »Die Rede war von Landwirtschaftsprojekten in Kenia und Tansania.«
    »Nicht schlecht.« Bear nickte anerkennend. »Nicht schlecht. Halten Sie sich einfach nur von diesen Somalis fern. Das ist wirklich ein Haufen von Mistkerlen.«
    Jack versuchte weiterhin, einen beschäftigten Eindruck zu erwecken, indem er Akten auf seinem Schreibtisch hin und her schob.
    »Ich bin für Telekommunikation zuständig.«
    »Das sagten Sie schon.« Er steckte eine Akte in seine Schreibtischschublade, dann öffnete er die nächste Schublade. Dann noch eine.
    »Ja«, sagte Bear und nickte. »Telekommunikation. Überwiegend Funk. Sie wissen schon, Ultrakurzwellensender in kleinen Siedlungen. Ein bisschen Hochfrequenztechnik. In Simbabwe haben sie mit Satelliten angefangen. Aber ich bin überwiegend mit Frequenzverwaltung beschäftigt. Ich habe ein Projekt in Tansania, das …«
    Jack verstand nicht, was er sagte, aber hin und wieder nickte er. Es gab ihm Zeit, sich zu fassen. Er fand es unangenehm, wenn sich Leute in sein Leben drängten, besonders in der letzten Zeit. Aber Bear Hoffman war unverbesserlich. Schließlich unterbrach Jack ihn. »Also gut, ich gebe auf«, sagte er und warf den Bleistift auf den Schreibtisch.
    »Häh?«
    »Ich verstehe kein verdammtes Wort von dem, was Sie da sagen. Aber wen interessiert das auch? Ich habe zu tun, und all das ist wahrscheinlich nicht meine Angelegenheit, also …«
    »Hat Bhatra es Ihnen nicht gesagt?« Bear griff nach einem Brieföffner und fing an, damit seine Fingernägel zu reinigen. »Wir sollen bei einem seiner so genannten integrierten Entwicklungsprojekte zusammenarbeiten. Integrierte Entwicklungsprojekte sind das Größte, wenn man Bhatra glauben darf.«
    »Tatsächlich?« D. K. L. Bhatra war Jacks Chef. Ihr Chef. Leiter des kenianischen Büros des UNDP , des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen. Er hatte Jack abgeholt, als er auf dem Flughafen von Nairobi eintraf, erschöpft von Jetlag und Kater. Jack hatte den Eindruck gehabt, dass der Mann mit Leib und Seele Verwaltungsbeamter war. Sie hatten seitdem kaum miteinander gesprochen. »In diesem Fall sollten Sie lieber den Quatsch weglassen und mir erzählen, was Sie wirklich machen.«
    »Na ja, ich bin für die Entwicklung grundlegender Kommunikationsnetze für die Entwicklungsarbeit in ländlichen Regionen verantwortlich.«
    Jack runzelte die Stirn. »Machen Sie es mir noch ein bisschen
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